Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Stephan sah sich hastig um. Von Angela war allerdings noch nichts zu sehen.
»Ja«, nickte er und erklärte ihr, um was es ging.
»Du bist ein Schuft«, bemerkte Marion, als er geendet hatte. »Wenn die Angela so liebenswert ist, warum kannst’ ihr dann net verzeih’n?«
»Hab’ ich ja längst«, entgegnete er. »Trotzdem – Strafe muß sein.«
Die junge Frau zuckte die Schultern.
»Von mir aus«, meinte sie schließlich. »Aber gib mir net die Schuld, wenn der Schuß nach hinten losgeht…«
»Keine Angst«, schmunzelte er. »Natürlich werd’ ich’s später aufklären, aber erst einmal… Wie soll es denn werden, wenn Angela und ich erst einmal verheiratet sind?«
Damit beugte er sich zu ihr und legte seinen Arm um sie.
Während er Marion Brockmann einen Kuß auf die Wange gab, sah er nicht, daß Angela hinter ihm das Café betrat.
*
Die Suche nach ein paar Andenken hatte doch länger gedauert, als Angela angenommen hatte. Aber zum einen drängte sich jede Menge Leute in dem kleinen Laden, die alle nach Souveniers schauten. Zum anderen fiel es ihr ganz einfach schwer, sich zu entscheiden.
Indes mußte sie sich endlich entschließen und kaufte ein paar Keramikfliesen, die als Glasuntersetzer dienten. Auf ihnen waren Motive eingebrannt, die den See zeigten oder andere Szenen. Außerdem gab es noch ein, zwei Leute aus dem Büro, denen etwas mitzubringen Angela sich verpflichtet fühlte.
Endlich hatte sie es geschafft und auch die Wartezeit an der Kasse überstanden und verließ den Laden. Stephan würde bestimmt schon auf sie warten, und Angela hoffte, daß er darüber nicht allzu ärgerlich sein würde.
Überhaupt schien er heute nicht bester Stimmung zu sein, überlegte er, während sie das Straßencafé betrat. Am Morgen, als sie sich auf dem Hotelflur getroffen hatten, da war so ein merkwürdiger Blick in seinen Augen gewesen, daß sie beinahe erschrocken darüber war.
Sie hoffte, daß es nur eine vor-übergehende Laune war, und sie sich bis zum Abend darüber ausgesprochen haben würden. Eigentlich konnte sie es sich immer noch nicht erklären, was in den letzten Tagen mit ihr geschehen war. Sie, das Arbeitstier, verschwendete nicht eine Sekunde lang einen Gedanken an die Firma, und daß sie sich so in Stephan verliebt hatte, das konnte sie immer noch nicht begreifen.
Aber es war schön, unbeschreiblich schön. Endlich hatte sie einen Mann getroffen, der sie so faszinierte, daß es für sie keinen Zweifel geben konnte, die große Liebe ihres Lebens gefunden zu haben.
Ihr Blick glitt suchend über die Köpfe der Gäste, und dann erstarrte sie.
Stephan saß an einem Tisch, der ein gutes Stück von der Straße entfernt an der Seite des Hauses stand, und was sie noch sah, ließ ihr Herz schneller klopfen.
Er beugte sich zu einer anderen Frau und küßte sie!
Angela hielt den Atem an. Die Hand, in der sie die Tüte mit den Andenken hielt, zitterte, und ihr Gesicht brannte wie Feuer.
In diesem Moment richtete sich Stephan auf und drehte sich zu ihr um.
Sah er erschrocken aus? Fühlte er sich ertappt?
Angela hatte nicht den Eindruck. Im Gegenteil, er schien sich sichtlich wohlzufühlen, und sein Arm lag immer noch um den Nacken der anderen Frau.
Er winkte sie heran, und obwohl Angela am liebsten auf der Stelle kehrtgemacht hätte, zwang sie sich, vorwärtszugehen. Ihr Mund war trocken geworden, und vor Aufregung schwindelte ihr.
»Setz’ dich«, forderte Stephan sie auf und deutete auf die Frau. »Darf ich dir Marion vorstellen? Marion, das ist Angela.«
Die beiden nickten sich zu.
»Was möchtest denn trinken?« fragte er.
Angela räusperte sich.
»Ein Wasser«, antwortete sie und sah zu, wie er die Bedienung heranwinkte.
Wie eine hölzerne Puppe saß sie auf ihrem Stuhl, den Rücken steif, bereit, jeden Moment aufzustehen und zu gehen.
Überhaupt, was sollte sie hier? Was war das für ein Spiel, das Ste-phan mit ihr spielte?
Vorhin noch behauptete er, sie zu lieben, und jetzt saß er vor ihr, eine andere Frau im Arm!
»Ja, du, das ist eine merkwürdige Geschichte«, sagte er plötzlich. »Ich hab’ Marion ganz zufällig getroffen. Weißt du, wir sind alte Bekannte.«
Die Bedienung hatte eine Flasche Mineralwasser gebracht. Angela trank in hastigen Zügen.
Eine alte Bekannte also…
Und ein Zufall soll’s auch noch gewesen sein.
Wer sollte das glauben?
Das konnte er seiner Großmutter erzählen, aber nicht ihr!
Sie hatte zu seinen Worten nur stumm genickt.
»Ich geh’ dann mal wieder an unseren Platz zurück«, sagte sie und stand auf.
»Ist gut«, meinte Stephan und mehr nicht.
Angela fühlte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten.
Reiß dich zusammen! befahl sie sich. Du wirst wegen so einem keine einz’ge Träne weinen!
Dennoch konnte sie nicht verhindern, daß sie ihr über das Gesicht liefen und sie beinahe blind zur Liegewiese zurückstolperte.
Dort angekommen, setzte sie sich auf die Decke und zwang sich zur Ruhe. Es hatte keinen Zweck, sich deswegen aufzuregen. Ihr erster Eindruck war richtig gewesen, Ste-phan Richter war ein eingebildeter Kerl, der glaubte, er bräuchte nur mit dem Finger zu schnippen, und jede Frau der Welt liege ihm zu Füßen.
Er war es einfach nicht wert, daß sie seinetwegen auch nur eine einzige Träne vergoß!
Nach einer Weile stand sie auf. Angela hatte den Entschluß gefaßt, daß sie nach St. Johann zurückfahren würde. Zum Glück hatten sie den Wagen ihres Vaters genommen, als sie hergefahren waren. Sollte Stephan doch sehen, wie er zurückkam!
Vielleicht fuhr ihn ja seine alte Bekannte!
Angela suchte ihre Sachen zusammen und ging zu den Umkleidekabinen. Als sie wenig später wieder heraustrat, war von Stephan Richter immer noch nichts zu sehen.
Sie zuckte achtlos die Schultern und ging zum Parkplatz hinüber. Einen winzigen Moment überlegte sie, ob sie nicht doch auf ihn warten solle, doch dann schüttelte sie den Kopf und fuhr los.
Dieses Kapitel war für sie abgeschlossen.
*
»Sag mal, war das net ein bissel hart?« fragte Marion Brockmann, nachdem Angela gegangen war.
»Ach