Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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an sich heranlassen, wie es geschehen war!

      Angela ging ins Bad und wusch ihr verweintes Gesicht mit kaltem Wasser ab. Als sie sich abtrocknete, hörte sie draußen auf dem Flur jemanden reden und erkannte die Stimme ihrer Mutter. Die Eltern und Margot Richter waren von ihrem Spaziergang zurückgekehrt. Sie beschloß, sich erst einmal ruhig zu verhalten. Noch wollte sie ihnen nicht gegenübertreten, obgleich sie natürlich wußte, daß es unvermeidbar war.

      Türen klappten, und dann war es still.

      Angela setzte sich ans Fenster und schaute hinaus. Ihr Blick glitt zu den majestätischen Bergen hinüber, die zum Greifen nahe schienen, und sie dachte an die geplante Bergtour mit Pfarrer Trenker.

      Auch daraus würde nichts werden. Auf gar keinen Fall wollte sie morgen früh mit Stephan und dem Geistlichen aufsteigen.

      Unruhig stand Angela von ihrem Platz auf und ging durch das Zimmer. Hier drinnen schien es immer enger zu werden, als ob die Wände zusammenrückten und sie zu er-drücken drohten, und sie hatte das Gefühl, daß sie hinaus mußte an die frische Luft.

      Sie schaute auf die Uhr. Früher Nachmittag, lange hatte der Ausflug an den See nicht gedauert. Angela holte noch einmal tief Luft, und wandte sich dann entschlossen zum Kleiderschrank um. Sie nahm ihre Wandersachen heraus und zog sich um.

      Den spontanen Entschluß, ein wenig die nähere Umgebung zu erkunden, wollte sie gleich in die Tat umsetzen. Bestimmt tat ihr so ein langer Spaziergang gut, und die frische Luft würde ihr dabei helfen, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen.

      Angela setzte ihren Wanderhut auf und steckte eine Karte in die Jacke ihres Anoraks, auf der sie zuvor nachgeschaut hatte, welche Richtung sie nehmen wollte, dann verließ sie ihr Zimmer. Auf dem Flur ging sie schnell an den Suiten vorbei und lief die Treppe hinunter. Als sie die Hotelhalle durchquerte, atmete sie auf.

      Die hübsche junge Frau ging aus dem Dorf hinaus und wanderte einen Pfad hinauf, der zu einer großen Wiese führte. Nach kurzer Zeit hatte sie schon eine beträchtliche Entfernung zurückgelegt.

      Schließlich erreichte sie einen Punkt, der in der Karte mit ›Hohe Riest‹ bezeichnet war. Ein Bergwald, dessen Ausläufer sich bis zum Ainringer Wald erstreckte. Von hier aus starteten die Wanderwege zu den Almhütten.

      Angela setzte sich auf den Boden und nahm die Karte zur Hand. Erst jetzt wurde ihr bewußt, daß sie ein wenig leichtsinnig gehandelt hatte, indem sie ohne Proviant losgegangen war. Auf Essen hätte sie zur Not noch verzichten können, doch der Durst, der sie jetzt quälte, war schlimm.

      Wenigstens etwas zu trinken hätt’ ich mitnehmen müssen, dachte sie und faltete die Karte wieder zusammen.

      Vielleicht hatte sie Glück und fand einen Gebirgsbach, an dem sie sich erfrischen konnte.

      Angela stellte fest, daß ihr bisher keine Menschenseele begegnet war. Es schien, als wäre sie mutterseelenallein auf der Welt, und dieses Gefühl vertiefte ihre Traurigkeit über die erlittene Enttäuschung noch mehr.

      Immer wieder entstand das Bild des Mannes vor ihren Augen, in den sie sich so rettungslos verliebt hatte und der dieser Liebe nicht wert war. Sie versuchte, es zu verscheuchen wie einen unangenehmen Alptraum, doch so recht wollte es ihr nicht gelingen.

      Schließlich stand sie auf. Angela hatte beschlossen, ein Stück weiter hinaufzugehen. Der Karte nach mußte es in einiger Entfernung einen Gebirgsfluß geben, an dem sie ihren Durst löschen konnte. Sie brauchte ihn nur noch finden.

      Sie trat aus dem Wald heraus und stand vor einer bizarr schönen Landschaft aus Felsen, Wiesen und Sträuchern. Vor ihr türmte sich ein Berg auf, und in weiter Höhe konnte sie grüne Almwiesen erkennen, auf denen Kühe weideten.

      Bestimmt floß dort auch irgendwo der Fluß, der auf der Karte eingezeichnet war.

      Entschlossen stapfte sie los. Als sie zwischendurch auf die Uhr schaute, stellte sie fest, daß inzwischen beinahe drei Stunden vergangen waren. Wahrscheinlich war Stephan inzwischen auch wieder im Hotel – vorausgesetzt, seine ›Bekannte‹ hatte ihn gefahren.

      Ein dumpfes Grollen unterbrach ihre Gedanken und ließ sie zum Himmel schauen. Über dem Gipfel waren dunkle Wolken aufgezogen, und außer dem rollenden Donner war alles still. Selbst die Vögel waren verstummt, und eine unheimliche Ruhe breitete sich aus.

      Wie die Ruhe vor dem Sturm…

      Ein ängstliches Gefühl überkam die junge Frau, während sie weiterging. Am liebsten wäre sie umgekehrt, doch bis zu dem Gebirgsfluß konnte es nicht mehr weit sein, und der Durst wurde übermächtig.

      Drei Stunden ins Dorf hinuntersteigen – das würde sie ohne Wasser nicht überstehen!

      Angela zog den Reißverschluß ihres Anoraks hoch und drückte den Hut fester auf den Kopf. Dann stieg sie weiter auf und hoffte inständig, daß das Unwetter noch eine Weile brauchte, bis es sich entlud.

      Doch schon spürte sie die ersten Regentropfen fallen…

      *

      Seine Mutter und Angelas Eltern saßen in der Hotelhalle, als Stephan eintraf. Er hatte nicht das Glück gehabt, Marion Brockmann noch in dem Café anzutreffen, und war suchend über die Uferpromenade gegangen. Als er sicher war, sie nicht mehr wiederzufinden, hatte er ein Taxi rufen lassen und war damit nach St. Johann zurückgefahren.

      Unterwegs hatte er darüber nachgedacht, wie er sich am besten bei Angela entschuldigte, allerdings auch, wie er seine Mutter zur Rede stellen sollte. Als er die drei jetzt dort sitzen sah, spürte er wieder die gleiche Wut wie am Morgen, als er hinter dieses abgekartete Spiel gekommen war.

      Ewald Pfister, seine Frau und Margot Richter waren von Sebastian Trenker durch das Schloß geführt worden, anschließend hatte die Herbergsmutter zu Kaffee und Kuchen auf der großen Terrasse eingeladen. Man hatte sich prächtig unterhalten und gestärkt den Rückweg angetreten. Dabei drehte sich das Gespräch der beiden Mütter um die Hochzeit ihrer Kinder, die sowohl für Margot als auch für Hannelore feststand. Für sie konnte es gar keine Zweifel mehr geben, daß es ihnen gelungen war, Angela und Stephan zusammenzubringen.

      Als sie im Hotel angekommen waren und sich oben erfrischt hatten, setzten sie sich in die Halle und bestellten sich erst einmal ein paar Getränke. Der Spaziergang war schon anstrengend gewesen, aber auch wunderschön. Draußen grummelte es ein wenig, ein Gewitter schien aufzuziehen. Es war merklich kühler geworden.

      Die Tür öffnete sich, und Stephan trat ein. Als er seine Mutter sah, versteinerte sich seine Miene.

      »Hallo«, rief Margot Richter, »seid ihr wieder zurück? Gerad’ rechtzeitig, was? Es wird net mehr lang’ dauern, bis es regnet.«

      Das Ehepaar Pfister sah erwartungsvoll zur Tür, durch die jeden Moment ihre Tochter treten mußte.

      »Wo bleibt Angela denn?« fragte Hannelore.

      Stephan zuckte die Schultern.

      »Die wird wohl schon auf ihrem Zimmer sein«, antwortete er. »Aber um so besser, daß sie net da ist. Da kann ich euch gleich sagen, was ich von eurem miesen Spiel halt’.

      Es ist doch ein Spiel, oder? Und ihr habt geglaubt, daß ich net dahinterkomm’, net wahr?«

      Er sah sie verärgert an und mußte indes in sich halten, um nicht laut loszulachen,

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