e-tot. Uwe Post

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e-tot - Uwe Post heise online: Welten

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Platz auf dem Aussichtsdeck, das bis auf einen auf der Rückbank pennenden Trottel leer ist.

      Paul genießt die Tour durch die sommerliche Stadt und kann sich nicht sattsehen: Apartments, Parks, Shops und Spielhallen folgen in buntem Wechsel, während der Bus sich dem Viertel namens Südfriedhof nähert.

      Als er am Sportplatz eintrifft, nimmt Paul sofort ein Fußballer mit Bart und Glatze in Empfang. »Leo!«, ruft er.

      »Nein, Paul«, sagt Paul.

      »Witzig«, sagt Leo. »Du kommst genau richtig.«

      »Was heißt das?« Verwirrt sieht Paul sich um. Am Spielfeldrand machen sich einige Fußballer warm, und ungefähr die Hälfte trägt nicht die schwarzbraunen Trikots des FC Südfriedhof, sondern blau-weiße.

      »Schnell, zieh dich um, gleich ist Anstoß und ohne dich wären wir nur neun!«

      »Aber …« Paul zögert, schaut sich den Gegner an. Hauptsächlich ältere Herren, viele davon mit beträchtlichem Übergewicht. Die schnaufen jetzt schon, als hätten sie 90 Minuten in den Knochen.

      »Wo ist die Kabi…«

      »Keine Zeit!«, drängt Leo und drückt ihm einen Satz Spielkleidung in die Hand. »Mach schon, dir guckt schon keiner den schwarzen Balken weg. Kannst du links hinten spielen?«

      »Äh«, macht Paul und schält sich aus seinen Klamotten. »Ich hoffe es«, gibt er zurück.

      Kaum steckt Paul im Friedhofsbraun seines Teams, beginnt das Spiel.

      Die Zeit vergeht wie im Flug, aber der Gegner ist stärker als erwartet. Kurz vor Schluss steht es 0 : 0 und der Torwart wirft den Ball zu Paul. »Alles nach vorne!«, ruft Lasse, der Kapitän. Paul schlägt die Pille mit aller Kraft Richtung gegnerischer Strafraum. Der hochgewachsene Südfriedhof-Mittelstürmer streckt sich, erwischt den Ball und schießt.

      Das Kunstleder fliegt knapp am Tor vorbei.

      »Der hätte doch drin sein müssen!«, schreit Kevin. »Scheiß Simu!«

      Kurz darauf ertönt der Schlusspfiff.

      Während Kevin zum Schiri rennt und anfängt, ihn wüst zu beschimpfen, klopft Leo Paul auf die Schulter. »Gar nicht schlecht!«

      »Danke«, bringt Paul hervor und stöhnt.

      »Warst du früher ein bekannter Profi? Paul … Pogba vielleicht?«

      Paul lacht, dann hält er sich die Seite. Der Server ist da gnadenlos: Kein Training, ergo Seitenstiche. »Nochmal danke«, sagt er. »Paul Stein. Der Pogba lebt meines Wissens noch. Hab ihn letztens als Experten bei irgendeinem Europapokalspiel gesehen.«

      Hinter Paul gibt es Geschrei, er dreht sich um und sieht, dass mehrere Kameraden Kevin davon abhalten müssen, dem Schiri eine runterzuhauen.

      »Schlechter Verlierer«, kommentiert Leo. »Jeder will gewinnen. Aber er nimmt das Spiel einfach zu ernst. Wir spielen in der elften E-Dead-Liga, nicht um die Weltmeisterschaft.«

      »E-Sport für Tote«, nickt Paul. »Es fühlt sich echt an, mitsamt Pech in der Nachspielzeit.«

      »Es ist so echt wie dein Durst.« Leo grinst. »Gehen wir nach dem Duschen noch was trinken?«

      Paul lacht. »Klarer Fall!«

      Sie kehren schräg gegenüber in die Fußball-Kneipe ein. Die Einrichtung ist pixelig, das Bier billig. Auf einem Bildschirm läuft irgendein Spiel der thailändischen zweiten Liga. Die Sportsfreunde vom FC Südfriedhof setzen auf das Team mit den schöneren Trikots: lila und gelb gestreift.

      Inzwischen hat sich sogar Kevin beruhigt. »Hinterher ist ihm das immer total peinlich«, sagt Leo. »Dass er das Tor nicht getroffen hat – und dass er so ein mieser Verlierer ist.«

      »Hat trotzdem Spaß gemacht«, entgegnet Paul entspannt. »Wäre gern der Neue in eurem Team. Wenn ihr mich wollt, obwohl ich kein Pogba bin.«

      »Klar. Du warst nicht schlecht.«

      Paul verzieht das Gesicht. »War mal besser«, meint er.

      »Der Ball fliegt anders in simulierter Luft«, behauptet Leo.

      »Das erklärt natürlich alles«, grinst Paul. »Oder es liegt an den pixeligen Schuhen.«

      »Gute Ausreden erfinden zu können, zeichnet den echten Profi aus«, versetzt Leo und hebt das Glas. »Prost!«

      »Prost.«

      Beim dritten Bier erzählt Leo, dass er ein 10.000-Jahre-Abo hat.

      »Woher hast du die Kohle?«, staunt Paul.

      Leo nimmt einen weiteren Schluck. »Ich war pleite«, sagt er dann. »Plötzlich bot mir ein reicher Russe viel Geld für meine Organe. Anscheinend habe ich eine seltene Blutgruppe oder so. Hatte

      Paul umklammert das Glas, als wäre es sein Leben. »Du hast dich … verkauft? Für … eine Ewigkeit im E-Tod?«

      »Jepp«, macht Leo. »Ich hatte echt Glück.«

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       Tutorial für E-Tod-Newbies: Telefonieren

      Dein Abo umfasst selbstverständlich eine Flatrate für Anrufe in die gesamte EU. Beachte die Sonderregelungen für Großbritannien und Nordirland. Du kannst ebenfalls angerufen werden, aber da an E-Tote leider keine SIM-Karten ausgegeben werden können, verfügst du nur über eine virtuelle Festnetznummer. Wir empfehlen die Kommunikation über Sprach- oder Videochat. Mit unserer Immer-nah-App kannst du eine permanente Verbindung mit einem Smart-Home- oder Cloud-Lautsprechersystem bei deinen Hinterbliebenen erleben. Der Preis in den ersten drei Monaten beträgt nur 4,99 Coins, und nur heute schenken wir dir ein Startguthaben von 19,99 Coins!

      NELE1

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      »Wo ist bloß dieses verdammte …?«

      Nele Haerter hastet durch die Wohnung wie eine Kugel im Flipper. Sie sucht allerdings weder Ausgang noch Highscore, sondern ihr Smartphone. Im Schlafzimmer durchwühlt sie Decken und Kissen – erfolglos.

      »Hast du es angerufen?«, fragt ihr Mann.

      »Ja, verdammt! Es steht auf lautlos.«

      »Es gibt eine App, mit der …«

      »Tom, Schatzi!«, ruft Nele und läuft ins Bad. Das Handy liegt im Handtuchregal neben dem Klo. »Bingo«, sagt Nele und nimmt sogleich ein Handtuch, um sich den Schweiß abzuwischen. Es herrschen hochsommerliche Temperaturen hier im oberen Rheintal, Mitte April. Nele wirft einen Blick in den Spiegel. Sie überlegt, ob die Zeit reicht, um ihre Haare anders zu bändigen, entscheidet sich jedoch dagegen. Es wird niemanden kümmern.

      »Ich wusste, dass du es findest«, sagt Tom.

      »Aber

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