Plötzlich Prinzgemahl. Regina Mars
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Читать онлайн книгу Plötzlich Prinzgemahl - Regina Mars страница 4
»Das schaffe ich schon«, sagte Solan und lächelte. »Schließlich bin ich so klug wie schön, und solange ich dich an meiner Seite habe …«
»Ich werde nicht ewig an deiner Seite sein.« Ihre hellen Äuglein durchbohrten ihn. »Falls du es nicht bemerkt hast: Ich bin scheißalt.«
»Ist mir nicht aufgefallen«, log er. »Du bist doch frisch wie der Morgentau. Man würde dich höchstens auf sechsundzwanzig schätzen. Siebenundzwanzig, maximal.«
Raga rieb ihre faltigen Nasenflügel.
»Danke für das windige Kompliment, aber wir werden handeln müssen. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Du weißt, was zu tun ist.«
»Ja.« Seine Schultern sanken. »Aber … ich denke immer noch, dass es eine bessere Lösung gibt, als«, er senkte die Stimme, »meinen Vater zu töten.«
»Wenn es eine gibt, dann nenn sie mir.« Auch Raga wurde leiser. »Er wird dich nicht am Leben lassen. Du bist jetzt achtzehn Jahre alt. Sollte dein Vater sterben, wärst du direkt an der Macht.«
»Aber ich kann doch nicht einfach meinen Vater umbringen«, murmelte Solan. Er fühlte sich wie ein kleiner Junge, der ausgescholten wurde.
»Er hat deine Mutter töten lassen, falls du’s vergessen hast.« Ragas Stimme war stahlhart.
»Hat er nicht. Das war … Tudan, vermutlich.«
»Tudan, der die Drecksarbeit für deinen Vater erledigt, seit sie Knirpse waren.« Raga seufzte. Sie hob die runzligen Hände in einer Geste des Aufgebens. »Aber gut, dann zögert das Prinzlein eben weiter das Unvermeidbare hinaus. Steht ja nur sein Leben auf dem Spiel. Tu wenigstens was gegen deine Heirat.«
»Kein Problem, ich weigere mich einfach«, sagte Solan, wohl wissend, dass es nicht so einfach war.
»Das Wort des Kaisers ist Befehl«, sagte Raga. »Und er wird dir befehlen, das Mädel zu heiraten. Das Einzige, was du tun kannst, ist, ihm zuvorzukommen.«
»Was? Wie?« Er musterte Raga. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus.
»Indem du eine Andere heiratest.«
»Auf gar keinen Fall!«, rief er. Er reckte sich, so dass er hoch über der winzigen Alten aufragte. »Niemals, hörst du?«
»Junge.« Sie seufzte. »Sei doch vernünftig. Wenn der Kaiser dir befiehlt, zu heiraten, musst du es tun. Aber falls du bereits verheiratet bist, wenn er es dir befiehlt, kann er nichts machen. Die Ehe ist ein heiliger Bund, die kann nicht mal der Kaiser beenden.«
»Doch, kann er. Er tut es alle paar Jahre.« Solans Stimme klang flach.
Sein Vater hatte einen Weg gefunden. Einen Weg um, sobald er seiner Ehefrau überdrüssig war, eine neue zu heiraten. Er gab seinem Berater den Auftrag, sich darum zu kümmern, und Tudan … Der ließ die alte entweder vergiften und behauptete, sie sei an einer mysteriösen Krankheit gestorben. Oder er ließ sie wegen Hochverrats hinrichten.
So war es Solans Mutter ergangen. Für einen Moment spürte er die Kälte des Windes auf der Haut, oben auf der Klippe. Es war eine Kälte, die man nie wieder ganz loswurde, wenn man einmal dort gestanden hatte. Er hörte den Schrei, wie den eines kleinen Vogels, als …
Er schüttelte den Kopf.
Vergessen, dachte er. Oder wenigstens verdrängen. Er konnte sich keine Schwäche leisten. Nach außen musste er der arrogante, nichtsnutzige Prinz sein, der absolut keine Gefahr darstellte.
»Ich werde niemanden heiraten«, sagte er mit fester Stimme.
Raga schüttelte den Kopf.
»Das musst du.«
»Ach ja. Wen denn?«
»Ich habe schon ein paar Kandidatinnen im Auge.« Sie zog an ihrer grässlichen Pfeife und runzelte die Stirn, als sie merkte, dass die Glut darin erloschen war. »Du brauchst jemanden, den du lenken kannst. Jemanden, der mit den ganzen Intrigen am Hof nichts zu tun hat. Eine aus dem Landadel vielleicht. Ein unschuldiges Mädel, das auf dich hört.«
»Auf gar keinen Fall heirate ich so eine Landpomeranze! Da könnte ich mich ja gleich mit einer Hühnerfarmerin vermählen!«
»Eine gute Idee.« Raga funkelte ihn wütend an. »Die würde dir vielleicht deine Flausen austreiben.«
»Was für Flausen? Ich bin der Kronprinz, verdammt!« Solan packte seinen federbesetzten Brokatumhang, riss ihn an sich und schritt zur Tür. »Wenn ich heirate, dann eine Frau, die angemessen schön, reich und adlig ist! Und jetzt entschuldige mich, ich habe einen Ball zu besuchen.«
Mit diesen Worten trat er aus der Tür und ließ Raga hinter sich zurück.
Er schäumte immer noch vor Wut, als er den Ahnengang entlanglief. Die rissigen Ölporträts seiner Vorfahren sahen auf ihn herab. Und die seiner toten Geschwister.
3. Perfekt geplant ist halb versagt
Der Pfeil traf das Pferd genau an der Schläfe.
Es zuckte zusammen, sein Flügelschlag wurde eckiger … und sein Kopf sank. Der Pegasus erschlaffte im Geschirr. Selbst von hier aus sahen sie, dass die anderen drei Tiere Schwierigkeiten hatten, die Kutsche in der Luft zu halten. Langsam ging sie zu Boden. Durch die eiskalte Luft hörten sie den Kutscher fluchen.
Nat stieß einen Jubelschrei aus. In Windeseile kletterte er vom Baum, Gwenna dicht hinter sich. Sie landeten neben der Zofe, die als Einzige stehengeblieben war. Robarth und Berh waren bereits losgelaufen, dahin, wo die Kutsche landen würde. Gerade brachen sie durch das Gebüsch, das den kleinen Teich umrandete.
Nat beeilte sich, ihnen zu folgen. Klar, sie hatten sich für diesen Überfall zusammengeschlossen. Aber er traute Robarth durchaus zu, sich die Kutsche zu schnappen und abzuhauen, wenn er und Gwenna nicht schnell genug waren.
»Ich fass es nicht, dass das geklappt hat«, keuchte Gwenna. »Dass auch nur einer von deinen bescheuerten Plänen funktioniert, ist ein Wunder …«
»Hey«, Nat versuchte, ihr während des Rennens eine Kopfnuss zu geben. »Meine Pläne sind genial, ist das klar? In ein paar Minuten sind wir beide gekleidet wie feine Pinkel und auf dem Weg zum Palast …«
Ein dumpfes Krachen. Irgendwo hinter dem Baumdickicht hatte die Kutsche aufgesetzt. Nat korrigierte seinen Kurs nach links, raste über eine klapprige Holzbrücke, rutschte fast im taufeuchten Gras aus, brach durch ein Gebüsch … und war da.
Der Kutscher hatte es geschafft, sein Gespann bis auf eine Lichtung zu dirigieren. Eine beachtliche Leistung, da der vordere Pegasus schlaff im Gestänge hing. Die anderen drei Pferde waren schweißnass und zerrten nervös an ihren Leinen. Die beiden Damen, die auf wackeligen Beinen aus der Kutsche kletterten, wirkten noch viel nervöser …
Nat bremste abrupt.
Zwei Damen? Aber …
»Pfoten in die Luft! Das ist ein Überfall«, schnarrte