Plötzlich Prinzgemahl. Regina Mars

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Plötzlich Prinzgemahl - Regina Mars

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immerhin.

      »Hörst du, Gwenni?« Er grinste ihr zu. »Vielleicht werd ich ja sogar hübscher als du. Ich wette, der Prinz wird mit mir tanzen.«

      »Wird er nicht!«, brüllte sie.

      »Genau!«, rief Coraliy von Dübelknecht. »Aber mit mir hätte er getanzt!«

      Sie und ihre Schwester trugen inzwischen die sackartigen Klamotten gewöhnlicher Gefangener. Robarth war damit beschäftigt, ihre Hände mit Fesseln zusammenzubinden. Das war der Deal gewesen: Sie bekamen die Kutsche und Robarth die Mädchen. Mit denen würde er sich zu den Schären aufmachen und sie gegen ein fürstliches Lösegeld eintauschen. Viel ungefährlicher, als in den Palast einzudringen.

      Der Kutscher … Nun, der war tot. Robarth hatte keine Verwendung für ihn gehabt, nachdem sie ihn seiner Klamotten entledigt hatten. Und bevor ihn jemand hatte aufhalten können, hatte er dem armen Kerl die Kehle durchgeschnitten und ihn in den Teich geworfen.

      Berh stolperte hinter einem Busch hervor. Die Kleidung des Kutschers war ihm ein wenig zu eng. Aber es war dunkel, ihn würde man auf dem Kutschenhof des Palastes am wenigsten sehen. Ungläubig glotzte er Nat an. Das wallende Kleid, das enge Korsett, seine kurzgeschorenen Haare.

      »Das klappt nie«, murmelte er mit grünlichen Wangen. Mist.

      »Schmink mich. Schnell!«, flüsterte Nat der Zofe zu.

      Weitere zehn Minuten später war seine Gesichtshaut reinweiß, seine Wangen von rosafarbenen Punkten geziert, die Augen schwarz umrandet und ein allerliebster Fleck prangte unter seinem rot glänzenden Mund. Und alle starrten ihn an.

      »Ich weiß immer noch nicht«, murmelte Berh, aber er wirkte schon fast überzeugt.

      Entschlossen stülpte Nat Doraliys Perücke über. Ein Raunen ging durch seine Kumpane und die Gefangenen. Selbst der vorderste Pegasus, der aus seiner Ohnmacht erwacht war, starrte ihn an.

      »Scheiße«, stieß Robarth aus. »Er sieht aus wie ein Mädchen. Echt.«

      »Ein hässliches Mädchen«, maulte Coraliy von Dübelknecht.

      »Aber ein Mädchen.« Gwenna nickte ihm zu. »Gut, du hast mich überzeugt. Zofe, schmink mich und dann geht’s los.«

      Die Zofe nickte stumm.

      Kurz darauf hob die Kutsche ab.

      4. Ein rauschender Ball

      »Majestät, es ist solch eine Ehre, Euch endlich kennenzulernen!« Die bleiche Schönheit lächelte Solan bescheiden zu. Nackter Hunger blitzte unter ihren gesenkten Lidern hervor. Das gleiche kalte Glitzern zierte heute die Gesichter aller Junggesellinnen.

      Solan verdrehte die Augen. Waren die Frauen noch zudringlicher geworden? Ja, das waren sie. Nun, kein Wunder, dass sich alle auf ihn stürzten. Beim letzten Ball war er zwar schon äußerst begehrt, aber nicht im heiratsfähigen Alter gewesen. Sein einziger Makel. Nun scharte sich eine Meute aus Mädchen um ihn. Ein bunter Wirbel aus Perücken, schillernden Kleidern, raschelndem Stoff und Gekicher umgab ihn wie ein wogendes Meer.

      Er seufzte leise.

      »Ich bin ebenso erfreut«, leierte er herunter und verneigte sich knapp vor der bleichen Dame. Sie errötete unter der weißen Schminke.

      »Majestät, wenn ich es wagen darf.« Sie lächelte. »Ihr seht heute äußerst männlich und viril aus.«

      »Danke.« Er nippte an seinem Apfelwein, versuchte, den Mund zu halten und schaffte es nicht. »Aber männlich ist ein Synonym von viril. Ihr habt also zweimal das Gleiche ausgesagt.«

      Mist, Raga hatte ihm hundertmal befohlen, sich dumm zu stellen.

      »Oh, wie klug Ihr seid!« Eine andere drängelte sich an der Bleichen vorbei. Ihre kleine spitze Nase schien die Luft zu durchteilen. »Ich habe gehört, Ihr gebt Euch dem Studium der Planetologie hin. Das ist so faszinierend! Wollt Ihr mich nicht einmal Euer Fernrohr halten lassen?«

      Meinte sie das so zweideutig, wie es klang? Er nickte knapp.

      »Sehr gerne, wenn sich die Zeit findet. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann.«

      »Mit was beschäftigt Ihr Euch denn, Majestät?«, kam eine Stimme aus dem Reigen, der sich schon wieder vergrößert hatte.

      »Nun, mit allem Möglichen.« Er sah bedeutungsvoll in die Ferne, weil er wusste, wie sehr das seine Wangenknochen betonte. »Mit der Jagd zum Beispiel. Wie Ihr seht, ist mein Falke ein besonders imposantes Exemplar. Der Schönste seines Jahrgangs.«

      Er streichelte den Kopf von Kroke dem Siebten, den er auf einem ledernen Handschuh trug. Der Falke faltete die Flügel neu und krächzte leise. Seine Augen waren verbunden, sonst wäre er bei dem Trubel um ihn herum durchgedreht.

      Solan sah über die Köpfe seiner Bewunderinnen hinweg durch den Ballsaal. Es schadete nie, aufmerksam zu sein. Erst beim letzten größeren Ball hatte ein Unbekannter versucht, ihm im Gedränge einen Dolch in die Nieren zu stoßen. Sein Duranit-Hemd hatte das glücklicherweise verhindert.

      Die Luft im Ballsaal war stickig und feucht vom Atem hunderter Menschen. Seine Ohren dröhnten von den stetigen Gesprächswellen, die über ihn hinwegrollten. Brumm, dröhn, summ … wenn er die Augen schloss, hörte er einen menschlichen Wespenschwarm. Über ihm spannte sich die Täfelung der Decke wie hölzernes Webwerk. Durch die fein geschnitzten Säulen in den Kaiserfarben Rot, Türkis und Gold hinweg, am anderen Ende des Raums, sah er den Thron seines Vaters.

      Er war leer. Niemand befand sich auf dem imposanten Podest. Der reich geschmückte Thronsessel war so verlassen wie die kleineren Sitze links und rechts von ihm. Drei Plätze. Der zur Linken seines Vaters gebührte Solan und der zur Rechten Abathiy. Der Kaiserin. Sie war vermutlich auch der Grund, aus dem der Kaiser fehlte. Abathiy tat ihr Möglichstes, ihm einen Sohn zu schenken, und so kamen die beiden oft nicht vor den Abendstunden aus dem Bett.

      Solan verspürte fast etwas wie Bewunderung für Abathiy. Sie war fest entschlossen, ein Kind zu bekommen, obwohl der Kaiser inzwischen so alt und verwittert war, dass seine letzten beiden Ehefrauen kinderlos gestorben waren. Aber Abathiy war so zielstrebig wie ein Hai. Seit ihrer Krönung waren die Mordanschläge auf Solan um ein Zehnfaches gestiegen.

      Es war nur natürlich, schätzte er. Wenn sich ein neues Weibchen im Bau ausbreitete, tötete sie die Kinder ihrer Vorgängerinnen. Das war der Lauf der Natur und der der Königshäuser.

      Nicht, dass er vorhatte, es ihr leicht zu machen. Er war kein Fohlen mehr.

      »Kaiserliche Hoheit, wenn es Euch beliebt, könnten wir alle gemeinsam zur Jagd gehen.« Dieser Vorschlag kam aus dem feucht glänzenden Mund von Tamanoliy von Eisenstein, der begehrtesten Debütantin dieser Ballsaison.

      Leider war sie trotz ihrer Schönheit vollkommen ungeeignet als Heiratskandidatin, selbst, wenn es Solan nach einer Ehefrau verlangt hätte. Sie war eine Cousine von Abathiy und mit Sicherheit ihre Spionin. Ebenso wie die bleiche Schönheit hinter ihr. Die Spitznase wäre schon besser gewesen … wenn er sie nicht viel zu oft in der Gesellschaft von Tudan gesehen hatte. Nein, keiner dieser Damen konnte er vertrauen.

      Tamanoliy versuchte, Kroke den Siebten zu streicheln, aber der schnappte prompt nach ihrem seidenbehandschuhten Finger.

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