Auf den Spuren des Doppeladlers. Helmut Luther
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Anschließend streife ich alleine durch das Dorf. Giorgio Jellici hat mir einige Adressen ins Notizbuch diktiert, Orte, wo die Löwys in den Jahren der Verfolgung ein schützendes Dach über dem Kopf fanden. Someda ist unstreitig der schönste Ortsteil von Moena, auf einem Sonnenplateau vielleicht hundert Höhenmeter über dem Avisio auf der anderen Talseite. »Nur wissen das leider viele Touristen nicht«, sagt dort die Seniorchefin der Pension Garni Sayonara, auf deren Terrasse ich einen Kaffee trinke. Rosa Tibolla, so heißt die ältere Dame, ist zum Plaudern aufgelegt. Ich zeige ihr Jellicis Buch über Löwy, darin gibt es ein Foto jenes Hauses in Someda, wo der Wiener Jude und seine Familie zuletzt gewohnt haben. Das Haus gebe es immer noch, »dort oben hinter dem Dorfbrunnen«, sagt die Wirtin. Da gerade keine anderen Gäste da sind, hängt sie einen »Komme gleich«-Zettel an die verglaste Tür ihres Lokales und begleitet mich die wenigen Schritte die Straße hinauf, vorbei an der Dorfkirche und dem steingemauerten Brunnen. Das Haus, das sie »La casa di Toni Ninzele« nennt, sieht mit der verwinkelten Außentreppe ins Obergeschoß beinahe unverändert aus wie auf dem alten Foto. »Ich selbst war nicht dabei, als an einem kalten Januarmorgen 1944 die deutschen Gendarmen die Treppe hinaufstürmten. Aber eine Nachbarin hat die Szene miterlebt«, erzählt Rosa Tibolla. Den Dorfbrunnen habe eine dicke Eisschicht bedeckt, so kalt sei es an jenem Morgen gewesen. »Als die verschreckten Juden die Treppe herunterkamen, sprang ihnen, laut bellend, Löwys Hund nach. Ein deutscher Gendarm, der die hintere Bordwand an der Ladefläche heruntergeklappt hatte, drehte sich um und schoss dem Hund mit seiner Pistole in den Kopf.«
Viehwaggons transportierten die Löwys und Riesenfelds am 26. Februar 1944 nach Auschwitz – mit demselben Transport 08 erreichte auch Primo Levi die Mordfabrik. Im Gegensatz zum Chemiker aus Turin, der seine Erlebnisse später in ergreifenden Büchern schilderte, wurden die Löwys und Riesenfelds, alt und »arbeitsuntauglich« wie sie waren, gleich nach ihrer Ankunft vergast. Ganz sicher ist ihr Ende allerdings nicht. Denn Johanna, Richard Löwys Frau, so erzählt die Wirtin, hätte Dorfbewohnern damals versichert, dass sie als gelernte Apothekerin für alle Fälle vorsorgen würde. »In einem Schmuckstück versteckt, trug sie ein tödliches Gift mit sich. Sie wird im richtigen Moment entschlossen gehandelt haben.«
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