Mein Speck kommt von eurem Dreck!. Imre Kusztrich

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Mein Speck kommt von eurem Dreck! - Imre Kusztrich

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      Stress füttert Fettzellen

      Stress, sollte man glauben, erhöht unterm Strich durch Steigerung bestimmter Organleistungen den Verbrauch und fördert eine Gewichtsabnahme … das ist aber nicht der Fall. Zwei Hormone, Adrenalin und Cortisol, versetzen zwar den Organismus in einen Zustand ständiger Alarmbereitschaft mit erhöhter Wachsamkeit. Er schwankt jetzt zwischen Kampf und Flucht. Die Stresshormone verengen Blutgefäße und halten Salz in den Geweben zurück. Die Atmung, der Herzschlag und der Blutdruck werden gesteigert.

      Diese Maßnahmen sind kurzfristig sinnvoll, auf lange Sicht jedoch gefährlich. Verstärkte Adaption an Stressbedingungen führt zu erhöhtem Verschleiß. Auf lange Sicht verdicken und verhärten sich beispielsweise die Gefäßwände. Das ergibt eine weitere Notwendigkeit, den Blutdruck zu forcieren. Für Flucht oder Kampf hält der Organismus in seinem Blut einen überdurchschnittlich hohen Spiegel von Zucker bereit. Ein drittes Hormon, Insulin, schließt sich an, um die Zellen bei Bedarf ausreichend mit dieser Power zu versorgen.

      Von normalem Stoffwechsel in einem gestressten Körper kann jetzt jedoch keine Rede mehr sein. Bleibt die Entwarnung aus, muss der unverbrauchte Zucker abgezogen werden. Die Evolution hasst Verschwendung. Statt Entsorgung kommt es zur Umwandlung in Fett und zur Speicherung in den Fettgeweben. Stress macht dick. Entspannung macht schlank. In der Regel nehmen Stressereignisse im Laufe des Lebens zu, und ihre negativen Effekte auf das Gewicht ebenso. Es ist schon deshalb schwierig, während des Älterwerdens das Gewicht zu halten. Der unerwünschte Trend setzt überraschend früh ein. Beginnend in den späten Zwanzigerjahren verbrennt der Körper um etwa 150 Kalorien weniger, was durch eine Verschiebung erklärt wird: weniger gierige Muskelzellen, mehr träge Fettzellen. Auch der Stoffwechsel selbst arbeitet langsamer. Das Empfinden für Geschmack und Geruch schwächelt ebenfalls, so dass zum Teil der Appetit verloren geht.

      Frauen verbinden die Menopause mit Gewichtszunahme, doch es sind nicht hormonelle Veränderungen, die sich auswirken, es sind die Jahre.

      Ausgewählte Nahrungsmittel kurbeln den Stoffwechsel zuverlässig an: jodhaltiges Essen wie Eigelb und Fische, faserreiche Hülsenfrüchte, Ingwer, Nahrung mit geringerem glykämischen Index, beispielsweise Milchprodukte, Broccoli, Sardinen und Lachs, Früchte und Haferflocken, sowie eisgekühltes Wasser.

      Das augenscheinlichste Merkmal eines jeden Stoffwechsels, ob langsam oder hochaktiv, ist die Tatsache, dass er sich in letzter Konsequenz zu nichts zwingen lässt. Schon gar nicht durch unseren Willen.

      Das augenscheinlichste Merkmal eines langsamen Stoffwechsels ist die Schwierigkeit, so viele Kalorien zu verbrennen, dass schließlich auch die Fettspeicher Federn lassen müssen. Nur so gelingt abnehmen. Das bitterste Zeichen ist die unerklärliche Gewichtszunahme.

      Aber auch sie hat logische Ursachen. Viele Reaktionen sind ein Erbe der Evolution. Ihre Prozesse sind tief im Organismus verankert. Sie garantierten in Hungerszeiten das Überleben. Bei fehlender Nahrungszufuhr werden nicht nötige Aktivitäten vernachlässigt. Auch Gehirnleistungen werden nicht ausgespart. Dann kommt der Körper mit weniger aus. Und jedes bisschen Mehr wird für Notzeiten weggespeichert.

      Dem Stoffwechsel ausgeliefert

      Kalorienrechner gaukeln uns vor, dass wir alle mit einem normalen Grundumsatz und Leistungsumsatz leben. Häufig weicht die Stoffwechselrate eines Menschen jedoch fünf oder zehn Prozent vom Durchschnitt ab, wie eine Studie 2004 in „Clinical Nutrition and Metabolic Care“ erläuterte. Diese Kleinigkeit macht einen großen Unterschied aus.

      Ein Beispiel für eine Frau von 40 Jahren, 165 Zentimeter groß, 70 Kilogramm schwer. Entsprechend ihrem Lebensstil verbraucht sie täglich 2.354 Kalorien. Sie beschließt, ein halbes Kilo pro Woche zu verlieren. Theoretisch muss sie ihrem Organismus dafür in jeweils sieben Tagen 3.500 Kalorien schuldig bleiben, 500 pro Tag. Denn etwa 7.000 Kalorien entsprechen einem Kilo Körpergewicht mehr oder weniger.

      Das ist die Theorie: Sobald sie weniger isst und weiterhin gleich viel verbrennt, wird der entstehende Mangel durch eine langsame Reduzierung der Fettspeicher ausgeglichen. Mit dieser Erwartung reduziert die Testperson ihre Kalorienaufnahme von 2.354 auf 1.854. Tatsächlich führt das bei ihr in sieben Tagen zu einer Gewichtsreduktion von 500 Gramm. Jedoch eine andere Frau mit den gleichen Körpermaßen, mit der gleichen Kalorienaufnahme von 2.354 und einem vergleichbaren Lebensstil verbrennt nur einen Gesamtumsatz von 2.119 Kalorien. Das summiert sich zu 7.000 Kalorien in 30 Tagen und bedeutet: wieder ein Kilo mehr. Und sie kann nichts dafür … Auch sie isst jetzt weniger, ebenfalls 1.854 Kalorien am Tag. Das stoppt die Gewichtszunahme. Ihrem Körper fehlen aber nur 265 Kalorien. Sie wird wegen des schwächeren Stoffwechsels länger als 13 Tage brauchen, bis sie ein Defizit von 3.500 Kalorien schafft.

      Wie entstehen solche Differenzen? Medizinische Probleme können den Stoffwechsel verlangsamen. Das ist in erster Linie eine Angelegenheit des Zustands der Schilddrüse. Sie braucht vor allem Jod, und da der Körper dieses chemische Element nicht selbst produzieren kann, muss er es aufnehmen. Reichlich jodhaltig sind Produkte aus dem Meer, Kelp, Algen, Kabeljau, Miesmuscheln, Thunfisch, auch Baked Potato mit Schale, gekochtes Ei und mit Jod angereichertes Salz.

      Deutschland ist wegen seiner Böden eine der jodärmsten Regionen Europas. Das Robert Koch-Institut hat im Rahmen eines wissenschaftlichen Jod-Monitorings Kinder und Jugendliche untersucht und Anfang September 2019 Alarm geschlagen. Offensichtlich nehmen immer mehr Menschen in Deutschland zu wenig Jod auf. Bei einer früheren Untersuchung wurde 2008 für dieses chemische Element ein Mittelwert von 116 Mikrogramm pro Liter Urin gemessen. Elf Jahre später waren es nur noch 88,8 Mikrogramm. Die W.H.O. hält im Alter von zwölf bis 14 Jahren 180 Mikrogramm für notwendig, für Erwachsene 200 Mikrogramm.

      Hat die Schilddrüse zu wenig Jod, leiden darunter Tausende Steuerungsprozesse, denn ein Mangel wirkt sich problematisch auch gleich auf die Funktionen der Mineralstoffe Zink, Kupfer, Mangan, Eisen und Selen aus. Ein Pfirsichverzehr kann die Verarbeitung von Jod hemmen.

      Die optimal funktionierende Schilddrüse produziert mehrere Hormone und spielt mit diesen Botenstoffen eine außerordentlich wichtige Rolle im Stoffwechsel. Sie wird viel zu selten untersucht, häufig zum ersten Mal weit über der Lebensmitte bei Aufnahme in ein Krankenhaus. Produziert das kleine Organ nicht genug Hormone, kommt es zu einer folgenschweren Unterfunktion. Verschiedene Nährstoffe können nicht richtig verwendet werden. Unterm Strich verbrauchen deshalb die Organe weniger Energie. Diese Störung mündet in schnellem Frieren, in Abgeschlagenheit und – frustrierend! – zu unerklärlicher Gewichtszunahme. Auch Gedächtnisschwäche, Haarausfall, Wassereinlagerung in den Geweben und Depression treten auf. Aber wer denkt da sofort an die Schilddrüse?

      Auch körpereigene Hormone und verschreibungspflichtige Tabletten können Ursachen eines gebremsten Stoffwechsels sein. Das ist häufig erst Wochen oder Monate später der Fall, so dass wiederum Zusammenhänge nicht erkannt werden. Aber es ist unbestritten: Medikamente gegen Depression und die Anti-Baby-Pille greifen ungünstig in den Stoffwechsel ein, besonders, wenn sie über die Leber ins Blut übergeführt werden. Eine Gewichtszunahme ist fast nicht zu vermeiden, denn sie ist das wichtigste Stoffwechselorgan. Daneben kann auch die Verdauung eine Rolle spielen, denn eine Nahrungsmittelunverträglichkeit wird den Organismus vermutlich veranlassen, mit seiner Energie hauszuhalten.

      Was den Organismus der Kandidaten von „The Biggest Loser“ betraf, half es nicht einmal, wenn die von vielen bewunderten Helden des erfolgreichen Abspeckens bis zu vier Jahre lang sich wirklich diszipliniert ernährten … am Ende näherten sie sich unweigerlich ihrem Ausgangsgewicht. Nicht besser erging es übrigens ihren deutschen Schicksalskollegen. Der Finalist

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