Mein Speck kommt von eurem Dreck!. Imre Kusztrich

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Mein Speck kommt von eurem Dreck! - Imre Kusztrich

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sämtliche Ballaststoffe und Mikronährstoffe entfernt. Ausgemahlenes Weißmehl aus Weizen ist inzwischen in sehr vielen industriell gefertigten Nahrungsprodukten versteckt. Gerade dieses Getreide darf nicht gedankenlos und in Unmengen gegessen werden.

      Raffination in der Nahrungsindustrie bedeutet im Wesentlichen Trennung von Rohstoffen. Bei Zucker, dessen Ausgangssubstanz braun aus der Zuckerrübe oder dem Zuckerrohr gewonnen wird, steht dieser Begriff für das Entfärben durch Auflösen, Filtrieren, Auskristallisieren und Zentrifugieren. Am Ende liegt weißer Kristallzucker vor und es ist nicht mehr nachweisbar, aus welcher Quelle er stammt. Welchen unmittelbaren Effekt ein einzeln verzehrtes Nahrungsmittel auf den Blutzuckeranstieg hat, spiegelt der glykämische Index wider. Je höher der Wert, desto mehr Zucker im Blut muss verarbeitet werden. Und umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass nicht genutzte Nahrung in den Fettgeweben landet.

      Gerade die Gesundheitsbewussten und Gebildeten wichen seit den 1960er und 1970er Jahren den Nahrungsfetten aus. Ihre Alternativen waren fettarm, Kohlenhydrate, häufig süß. Jahre später waren viele dick. Diese Gängelung der Menschen erfolgte ohne einen wasserdichten Beweis. Experten testeten ihre Vermutungen nur an Versuchstieren, die noch dazu völlig ungeeignet waren.

      Aber nicht die Nutznießer dieser Praktiken werden heute gemobbt, beschimpft, an den Pranger gestellt. Sondern die Opfer. Diskriminierung ist ein größeres Gesundheitsrisiko als das Übergewicht selbst.

      Verlorene Jahre

      Übergewicht im Kindesalter erreicht in der Welt epidemische Ausmaße. Dennoch werden Kinder erst ab sechs bis sieben Jahren statistisch erforscht. Dann sind 19,3 Prozent übergewichtig oder schon sehr dick.

      Jugendliche Fettleibigkeit kann die Lebenserwartung verringern. Die Kontrolle und Beeinflussung des Körpergewichts in den ersten Lebensjahren und womöglich schon während der Schwangerschaft müsste deshalb höchste Priorität haben. Das ist aber nicht der Fall. Aus Kindern mit zu viel Pfunden werden Erwachsene mit noch mehr Pfunden zu viel.

      Eine Forschergruppe unter Führung von Ärzten an der Universität Castilla-La Mancha, Cuenca, Spanien, blickte jetzt erstmals seit zehn Jahren auf Kinder im frühesten Vorschulalter und deckte alarmierende Umstände auf. Sie können schon sehr, sehr früh ein junges Menschenleben auf Fettleibigkeit programmieren [22]. Ausgewertet wurden Daten von mehr als 67.000 Kindern zwischen zwei und sieben Jahren aus 27 europäischen Nationen im Zeitraum von 2006 bis 2016. Die Ergebnisse: Im Durchschnitt waren 5,3 Prozent übergewichtig, jedoch die wenigsten in Estland mit 8,3 Prozent, in Frankreich und den Niederlanden. Am höchsten war das Auftreten des kindlichen Übergewichts in Italien mit 32,4 Prozent sowie in Griechenland, in Portugal, gefolgt von Großbritannien und Irland. Mädchen waren in den meisten Ländern in höherer Zahl betroffen, was zum Teil mit ihrer hormonellen Grundausstattung und mit äußeren Faktoren erklärt werden kann, die sie nach Meinung der Wissenschaftler eher zu Übergewicht vorherbestimmen.

      Das große Auftreten von frühem Übergewicht in bestimmten Ländern wird mit dem Übergang von gesunder traditioneller Ernährung in den letzten beiden Jahrzehnten zu einer mehr westlichen Diät erklärt, die heute vor allem aus Eiweiß tierischer Herkunft, Fetten und gesüßten Nahrungsmitteln besteht und weniger Mikronährstoffe und Ballaststoffe enthält. Wo mehr Milch und Milchprodukte verzehrt werden, sind Kinder weniger dick.

      Calcium, die früheste Anti-Fett-Substanz

      In der Wissenschaft herrscht weitgehende Übereinstimmung darin, dass einzelne Mikronährstoffe im menschlichen Stoffwechsel eine große Rolle spielen. Nicht zuletzt in Bezug auf das Gewicht sind im positiven Sinne Calcium und Vitamin D zu allererst zu nennen [16]. Für alle Erwachsenen mit einem zu schweren Körper kommt leider der Hinweis zu spät, worauf in ihrer Jugend besonders hätte geachtet werden müssen … am besten schon ihre Eltern. Die verblüffende Antwort ist für Jungen jedoch sehr eindeutig und für Mädchen zumindest ebenso richtungsweisend: Die Aufnahme von Calcium in der Kindheit steht in umgekehrtem Verhältnis zur Ausdehnung von Fettgeweben generell und von Bauchfett speziell.

      99 Prozent dieses chemischen Elements in unserem Körper sind in den Knochen und Zähnen eingelagert. Dass dieser Stoff irgendetwas mit der Verhinderung von Fettleibigkeit zu tun haben soll, ist für Nichtbiologen schlicht unbegreiflich. Aber es gibt keinen Zweifel. Die Wahrscheinlichkeit, zum Drittel mit dem höchsten Körperfettanteil zu gehören, war in verschiedenen Studien für jene Teilnehmer mit dem geringsten Verzehr von Milchprodukten, Nüssen, Kohlgemüse, Sonnenblumenkernen, getrockneten Feigen oder Broccoli um das Dreifache bis Vierfache größer. Ihnen fehlte schlicht Calcium. Oder Silizium als Unterstützer der Absorption dieses chemischen Elementes.

      Auch für Erwachsene und da besonders für Frauen nach der Menopause wird der günstige Calciumeffekt auf das Körpergewicht bestätigt. Das chemische Element Calcium erleichtert und verstärkt das Abnehmen in dieser Altersgruppe jedenfalls in Kombination mit einer verringerten Kalorienaufnahme und mit körperlicher Aktivität. Während das etwas enttäuschend klingt, muss daran erinnert werden, dass der Organismus einer übergewichtigen Person dazu tendiert, auch auf reduziertes Essen nicht zu reagieren. Hier hilft Calcium, die Lethargie aufzubrechen.

      Ein Artikel in der Fachzeitschrift „Nutrition, Metabolism & Cardiovascular Diseases“ machte am 23. September 2018 alles klar. Wissenschaftler blickten auf 16.229 Kinder zwischen zwei und neun Jahren aus Belgien, Zypern, Estland, Deutschland, Ungarn, Italien, Spanien und Schweden. Ihre Zahl wurde im Laufe der Jahre zwischen 2007 und 2014 um 2.555 erweitert. Alle Untersuchungen belegten das Gleiche. Eine geringe Calciumaufnahme war mit höheren Messwerten für Körperfett verbunden.

      Auch Ärzte in einer Kinderklinik in Tartu, Estland, überprüften diese Resultate mit 123 gesunden Jungen zwischen 13 und 15 Jahren und veröffentlichten im Sommer 2019 ihre eigenen Studien. Die in der Vergangenheit täglich verzehrte Calciummenge schwankte an einzelnen Tagen extrem von 123 bis 2.460 Milligramm. Ein Hinweis: Ein Glas Milch liefert etwa 240 Milligramm, unabhängig vom Fettgehalt.

      Nur 18 Jugendliche erreichten fast die empfohlene Mindestversorgung von 1.100 Milligramm Calcium. Genau diese Teenager hatten die geringste Fettanhäufung, weitgehend unabhängig von ihrer Kalorienaufnahme.

      Calcium ist eindeutig ein Mikronährstoff mit der ausgeprägten Fähigkeit, natürlich auch nach der Kindheit beim Gewichtsmanagement zu helfen. Calcium wird innerhalb von Fettzellen gespeichert und bestimmt mit, wie mit Fett umgegangen wird. Als Faustregel gilt: Je mehr Calcium, desto mehr Fett wird in Energie umgesetzt. Calcium unterstützt gemeinsam mit Vitamin D und Phosphor die Stoffwechselfunktionen der Schilddrüse. Es ist ein vitaler Partner unserer Nervensysteme, die dem Gehirn ständig Informationen zu Sättigung und Hunger liefern.

      Hier noch einmal sehr empfehlenswerte Calciumquellen: Milchprodukte, Nüsse, Sonnenblumenkerne, Sesamsamen, Broccoli, Feigen, Kohl und grüne Blattgemüse.

      Die University of Tennessee in Knoxville hat das unter dem Wissenschaftler Dr. Michael Zemel bekräftigt. In Versuchen mit übergewichtigen Mäusen erwies sich Calcium als Schlankmacher trotz fettem Futter.

      Auch Vitamin D hat Anti-Fett-Kräfte

      Bei den 123 Jungen aus Estland wurde auch Vitamin D gemessen. Nur insgesamt 19 Jungen erreichten annähernd wenigstens durchschnittliches Calcium und Vitamin D und wiesen in der Regel nur 18 Prozent Fettgewebe auf, während die 104 sehr schlecht Versorgten an die 24 Prozent des Gewichts als Fett mit sich schleppten.

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