Zeitlose Geschichten aus aller Welt. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter
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Und an anderen Orten erwarb er viele andere Fähigkeiten.
Auf diese Weise besuchte er sechzehn verschiedene Länder. Dann kehrte er nach Hause zurück und erklärte stolz: „Welcher Mensch auf der Erde ist so geschickt wie ich?“
Buddha sah ihn und beschloss, ihn eine edlere Kunst zu lehren als alle, die er bisher erlernt hatte. Er nahte sich dem jungen Mann in der Gestalt eines alten Shramana, mit einer Bettelschale in der Hand.
„Wer bist du?“ fragte der Brahmacharin.
„Ich bin ein Mann, der fähig ist, seinen eigenen Körper zu beherrschen.“
„Wie meinst du das?“
„Der Bogenschütze kann mit seinen Pfeilen das Ziel treffen“, antwortete Buddha, „der Lotse steuert das Schiff, der Architekt überwacht den Hausbau, der Weise jedoch beherrscht sich selbst.“
„Auf welche Weise?“
„Wird er gelobt, bleibt sein Geist unbewegt, wird er getadelt, bleibt sein Geist ebenso unbewegt. Er folgt freudig dem Wahren Gesetz und lebt in Frieden.“
Ihr Kinder, die ihr guten Willens seid, auch ihr solltet lernen, euch selbst zu beherrschen. Beklagt euch nicht, wenn ein strammer Zügel nötig ist, um eure Natur zu kontrollieren.
Ein feuriges junges Pferd, das allmählich gezähmt wird, ist sehr viel wertvoller als ein sanftes Holzpferd, das immer regungslos bleibt, egal was man macht, und dem man nur aus Spaß Zaumzeug anlegt.
***
Mut
Ihr fallt ins Wasser. Die großen Wassermassen jagen euch keinen Schreck ein. Ihr gebraucht eure Arme und Beine und seid dem Lehrer dankbar, der euch das Schwimmen beigebracht hat. Ihr kämpft mit den Wogen und entkommt. Ihr seid tapfer gewesen.
Ihr schlaft. „Feuer!“ Der Alarmschrei hat euch aufgeweckt. Ihr springt vom Bett auf und seht den roten Feuerschein. Ihr seid nicht von Todesangst gelähmt. Ihr rennt durch den Rauch, die Funken, die Flammen und seid in Sicherheit. Das ist Mut.
Vor einiger Zeit besuchte ich einen Kindergarten in England. Die kleinen Kinder waren zwischen drei und sieben Jahre alt. Jungen und Mädchen waren damit beschäftigt, zu sticken, zu malen, Geschichten zuzuhören und zu singen.
Der Lehrer meinte zu mir: „Wir üben heute den Feueralarm. Natürlich gibt es kein Feuer, aber die Kinder müssen lernen, sofort beim Alarmsignal aufzustehen und hinauszugehen.“
Er blies seine Pfeife. Unverzüglich ließen die Kinder ihre Bücher, Stifte und Stricknadeln liegen und standen auf. Nach einem zweiten Signal gingen sie in einer geordneten Reihe ins Freie. Innerhalb weniger Minuten war das Klassenzimmer leer. Die kleinen Kinder hatten gelernt, der Feuergefahr ins Auge zu blicken und tapfer zu sein.
Für wen seid ihr geschwommen? Um euretwillen.
Für wen seid ihr durch die Flammen gegangen? Für euch selbst.
Für wen haben die Kinder der Angst vor dem Feuer getrotzt? Für sich selbst.
Der Mut, der in jedem dieser Fälle bewiesen wurde, diente dem eigenen Wohl. War das falsch? Sicherlich nicht. Es ist richtig, auf sein Leben achtzugeben und es tapfer zu verteidigen. Doch es gibt noch einen größeren Mut, nämlich jenen, der für das Wohl anderer eintritt.
*
Lasst mich euch die Geschichte von Madhava erzählen, wie sie uns von Bhavabhuti überliefert wurde.
Madhava kniet außerhalb eines Tempels und hört plötzlich einen Schrei höchster Not.
Er findet einen Eingang und schaut in das Heiligtum der Göttin Chamunda.
Ein Opfer soll gerade zu Ehren der schrecklichen Göttin erschlagen werden. Es ist die arme Malati. Das Mädchen ist im Schlaf verschleppt worden. Sie ist ganz allein mit dem Priester und der Priesterin, und der Priester hebt gerade sein Messer, als Malati an Madhava denkt, den sie liebt:
O Madhava, Herr meines Herzens,
Oh möge ich nach dem Tod in deiner Erinnerung fortleben.
Niemand stirbt, den die Liebe in langer und inniger Erinnerung fortleben lässt.
Mit einem Schrei stürzt der tapfere Madhava in die Opferkammer und kämpft mit dem Priester auf Leben und Tod. Malati wird gerettet.
Für wen zeigte Madhava diesen Mut? Kämpfte er für sich selbst? Ja, aber das war nicht der einzige Grund für seine Tapferkeit. Er kämpfte auch für das Wohl eines anderen Menschen. Er hatte einen Schrei der Verzweiflung gehört, und der hatte das mutige Herz in seiner Brust berührt.
*
Wenn ihr darüber nachdenkt, werdet ihr euch erinnern, schon ähnliche Taten gesehen zu haben. Ihr habt bestimmt schon einmal gesehen, wie jemand auf einen Hilferuf hin einem Mann, einer Frau oder einem Kind zu Hilfe gekommen ist.
Ihr habt bestimmt auch schon in der Zeitung oder in Geschichtsbüchern von ähnlichen Heldentaten gelesen. Ihr habt von Feuerwehrmännern gehört, die Menschen aus brennenden Häusern retten; von Bergleuten, die in tiefe Schächte hinabsteigen, um ihre Kameraden herauszuholen, die von Überschwemmungen, Feuer oder giftigem Gas bedroht werden; von Männern, die sich bei Erdbeben in schwankende Häuser wagen und trotz der Gefahr von einstürzenden Wänden, hilflose Menschen heraustragen, die sonst unter den Trümmern gestorben wären; und von Bürgern, die für das Wohl ihrer Stadt oder ihres Landes dem Feind entgegentreten und Hunger, Durst, Verwundung und Tod erleiden.
Nun haben wir gesehen, dass man für sich selbst mutig sein kann und für andere.
*
Ich möchte euch die Geschichte von dem Helden Vibhishan erzählen. Er begegnete mutig einer Gefahr, die schlimmer war als der Tod: Er stellte sich mutig dem Zorn eines Königs entgegen und gab ihm einen weisen Rat, den andere zu geben nicht gewagt hatten.
Der zehnköpfige Ravana war der König der Dämonen von Lanka.
Ravana hatte Sita ihrem Gatten geraubt und sie mit seinem Streitwagen in seinen Palast auf der Insel Lanka entführt.
Prächtig war der Palast und herrlich der Garten, in dem er die Prinzessin Sita gefangen hielt. Trotzdem war sie unglücklich und vergoss jeden Tag viele Tränen, da sie nicht wusste, ob sie ihren Gemahl Rama jemals wiedersehen würde.
Der ruhmreiche Rama erfuhr von Hanuman, dem Affenkönig, wo seine Gemahlin Sita gefangen gehalten wurde. Er machte sich mit Lakshman, seinem Bruder, und einem großen Heer von Helden auf, um die Gefangene zu retten.
Als der Dämon Ravana von der Ankunft Ramas erfuhr, zitterte er vor Angst.
Er erhielt Ratschläge von zweierlei Art. Viele Hofleute drängten sich um seinen Thron und sprachen:
„Alles ist gut, habt keine Furcht, O Ravana. Ihr habt Götter und Dämonen besiegt. Ihr werdet auch Rama und seine Gefährten, die Affen von Hanuman, ohne Schwierigkeit besiegen.“
Als