Zeitlose Geschichten aus aller Welt. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

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Zeitlose Geschichten aus aller Welt - Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

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Brücke noch eine Fähre. Und die Legende erzählt, dass der Mann in seinem unerschütterlichen Mut auf dem tiefen Wasser des Flusses zu laufen begann. Auf diese Weise erreichte er den Meister, grüßte ihn und lauschte seinen Worten mit großer Freude.

      Überquerte dieser Mann wirklich den Fluss, wie es uns erzählt wird? Wir wissen es nicht. Aber auf jeden Fall besaß er den Mut, den Weg zu gehen, der zum Fortschritt führt. Und die Bewohner seines Dorfes, ergriffen von seinem Vorbild, achteten fortan die Lehren Buddhas; und ihr Geist öffnete sich für edlere Gedanken.

      *

      Es gibt einen Mut, der euch Flüsse überqueren lässt, und einen anderen, der euch hilft, den richtigen Weg einzuschlagen; aber es gehört noch mehr Mut dazu, auf dem rechten Pfad zu bleiben, als ihn einzuschlagen.

      Hört das Gleichnis von der Henne und ihren Küken:

      Siddhartha, der Erhabene, wies seine Schüler gewöhnlich dazu an, ihr Bestes zu geben und dann darauf zu vertrauen, dass es Früchte tragen werde.

      Er sprach: „Ebenso wie eine Henne Eier legt und sie bebrütet, ohne sich ständig zu sorgen: ´Werden meine kleinen Küken mit ihrem Schnabel aus der Schale brechen und das Tageslicht erblicken?`, so sollt auch ihr keine Angst haben: Folgt standhaft dem Edlen Pfad, so werdet auch ihr das Licht erreichen.“

      Und dies ist wahrer Mut: den geraden Weg zu gehen, dem Sturm, der Dunkelheit und dem Leid mutig zu begegnen und durchzuhalten und immer, allen Widrigkeiten zum Trotz, dem Licht entgegenzugehen.

      *

      Vor langer, langer Zeit, als Brahmadutta in Benares herrschte, da richtete einer seiner Feinde, der König eines anderen Landes, einen Elefanten ab, um mit ihm in den Krieg zu ziehen.

      Der Krieg wurde erklärt. Der wunderbare Elefant trug den König, seinen Herrn, bis zu den Mauern von Benares.

      Von den Mauern herab schütteten die Bewohner der belagerten Stadt kochend-heiße Flüssigkeit und schossen Steine mit ihren Schleudern. Anfangs zog sich der Elefant vor diesem erschreckenden Regen zurück.

      Aber der Mann, der ihn abgerichtet hatte, rannte zu ihm und schrie:

      „O Elefant, du bist ein Held! Handle wie ein Held und reiße die Tore nieder!“

      Ermutigt von diesen Worten, griff das riesige Tier an, durchbrach die Tore und führte so seinen König zum Sieg.

      Dies zeigt, wie Mut über Hindernisse und Schwierigkeiten triumphiert und die Tore zum Sieg öffnet.

      *

      Nun seht, wie ein ermutigendes Wort Mensch und Tier gleichermaßen helfen kann.

      Ein gutes Buch der Moslems gibt uns dafür ein Beispiel durch die Geschichte von Abu Said, dem Dichter, der ein tapferes Herz besaß.

      Seine Freunde, die erfahren hatten, dass er daheim krank mit Fieber nieder lag, kamen eines Tages und fragten nach seinem befinden. Sein Sohn empfing sie an der Haustür mit einem Lächeln, denn dem Patienten ging es besser.

      Sie traten ein, setzten sich in das Zimmer des kranken Mannes und waren überrascht, ihn in seiner gewohnten guten Laune plaudern zu hören. Da es ein sehr heißer Tag war, schlief er und alle anderen etwas später ein.

      Gegen Abend erwachten sie alle. Abu Said ließ Erfrischungen für seine Gäste bringen und Weihrauch anzünden, so dass der Raum mit Wohlgeruch erfüllt werde.

      Abu Said betete eine Zeitlang, dann erhob er sich und trug ein kleines, selbstverfasstes Gedicht vor:

      Verzweifle nicht in deinem Kummer, denn eine frohe Stunde wird kommen und ihn hinwegtragen;

      Der brennende Sommerwind mag wehen und sich doch in eine sanfte Brise verwandeln;

      Eine dunkle Wolke mag aufziehen, wird aber vorüberziehen und keine Flut bringen;

      Ein Feuer mag aufflammen und doch erstickt werden, und Haus und Hof bleiben unversehrt;

      Schmerz kommt, Schmerz geht.

      Darum sei geduldig, wenn dir Unheil widerfährt, denn Zeit ist der Vater aller Wunder;

      Und dem Frieden Gottes entspringt die Hoffnung auf kommenden Segen.

      Sie alle kehrten, erfreut und gestärkt von diesem schönen Gedicht von der Hoffnung, nach Hause zurück. Und so kam es, dass ein kranker Mann seinen gesunden Freunden half. Wer mutig ist, kann anderen Mut geben, genauso wie die Flamme einer Kerze eine andere entzünden kann.

      Tapfere Jungen und Mädchen, die ihr diese Geschichte lest, lernt, andere zu ermutigen und selbst mutig zu sein.

      ***

      Fröhlichkeit

      An einem Nachmittag, in einer großen Stadt in einem regenreichen Land, sah ich sieben oder acht Wagen mit Kindern. Sie waren an diesem Morgen zum Spielen aufs Land gebracht worden, aber das schlechte Wetter hatte sie gezwungen, zeitig im Regen heimzukehren.

      Und trotzdem sangen und lachten sie und winkten den Vorbeigehenden fröhlich zu.

      Sie hatten sich bei diesem trüben Wetter ihre Fröhlichkeit bewahrt. Wäre einer von ihnen traurig gewesen, so hätten die Lieder der anderen ihn wieder aufgeheitert. Und für die Vorbeieilenden, die das Lachen der Kinder hörten, schien sich der Himmel für einen Augenblick aufgehellt zu haben.

      *

      Amir war Prinz von Khorasan und lebte in großem Stil. Wenn er in den Krieg zog, so trugen allein dreihundert Kamele die Töpfe, Pfannen und das Geschirr für seine Küche.

      Eines Tages wurde er vom Kalifen Ismail gefangengenommen. Aber ein Unglück befreit einen Menschen nicht vom Hunger, und als Amir seinen Küchenchef in der Nähe sah, bat er den guten Mann, ihm ein Mahl zuzubereiten.

      Der Koch hatte ein Stück Fleisch übrig, das er in einem Topf aufs Feuer stellte. Dann ging er fort, um Gemüse zu suchen, das dem Gericht etwas Geschmack verleihen sollte.

      Ein streunender Hund erschnüffelte das Fleisch und steckte seine Nase in den Topf. Als er jedoch die Hitze des Feuers spürte, sprang er schnell zurück. Dabei war er so ungeschickt, dass der Topf auf seinem Kopf steckenblieb und er in Panik davonrannte, als er ihn nicht mehr abbekam.

      Amir brach bei dem Anblick in lautes Gelächter aus.

      „Warum lachst du“, wollte der wachhabende Offizier wissen, „wo du jeden Grund hättest, traurig zu sein?“

      Amir aber zeigte ihm den Hund, der aus dem Lager lief, und sagte: „Ich lache bei dem Gedanken, dass noch an diesem Morgen dreihundert Kamele nötig waren, um meine Küche zu transportieren, und jetzt genügt ein Hund, um alles fortzutragen!“

      Amir gefiel es, fröhlich zu sein, obwohl er sich nicht bemühte, diese Fröhlichkeit auch anderen zu bringen. Doch sollten wir ihm sein heiteres Gemüt hoch anrechnen. Wenn er in solch ernsten Schwierigkeiten zu scherzen vermochte, sollten wir dann nicht imstande sein, angesichts geringerer Sorgen zu lächeln?

      *

      In Persien

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