Hannover sehen und sterben. Thorsten Sueße

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Hannover sehen und sterben - Thorsten Sueße страница 15

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Hannover sehen und sterben - Thorsten Sueße

Скачать книгу

verließ am späten Nachmittag, eine Umhängetasche mit den notwendigsten Utensilien über der Schulter, zu Fuß sein Grundstück in Anderten und ging durch das Wohngebiet einige Straßen weiter, wo er am vereinbarten Treffpunkt stehen blieb. Dort erschien kurze Zeit später ein schwarzer B-Klasse-Mercedes, in dem Ramona am Steuer saß. Philipp stieg an der Beifahrerseite ein.

      Sie begrüßte ihn lächelnd und fragte: „Hast du ein eingeschaltetes Handy dabei?“

      Er zuckte mit den Schultern: „Klar.“

      „Mach es bitte ganz aus, wie ich. Unseren heutigen Ausflug möchte ich vollständig ungestört genießen.“

      Philipp kam ihrem Wunsch nach. Momentan gab es für ihn eh keinen Grund, dauerhaft empfangsbereit zu sein. Es war nervig, seiner Ex-Lebenspartnerin Melanie zu erklären, warum er mal wieder nicht an sein eingeschaltetes Handy gegangen war.

      Bin gespannt, was es zu genießen gibt.

      Nachdem er sein Handy deaktiviert hatte, fuhr Ramona los.

      Ein bisschen wie in einem Spionage-Film. Die attraktive Undurchschaubare bringt den Agenten an einen geheimen Ort. Nun ja, einmal James Bond sein … mit der Lizenz zum Flachlegen der Hauptdarstellerin.

      „Jetzt geht’s also nach Mardorf?“ Seine Frage war rein rhetorisch und diente als Auftakt, mehr Infos von ihr über ihren Zielort zu erhalten.

      Mardorf, ein Ortsteil von Neustadt, lag direkt am Ufer des Steinhuder Meers, dem größten See Nordwestdeutschlands, und war ein beliebter anerkannter Erholungsort. Die Sterns besaßen dort ein Ferienhaus, außerdem hatte Bodo in Mardorf sein Segelboot stationiert, weshalb sich Ramona und er meistens in der warmen Jahreshälfte dort aufhielten.

      Philipp schaute vom Beifahrersitz immer wieder Ramona an. Bisher waren ihre Äußerungen über den bevorstehenden Abend vielsagende Andeutungen gewesen, die er als eindeutig zweideutig interpretiert hatte. Je näher sie ihrem Zielort kamen, desto mehr kamen ihm Zweifel, ob er wirklich alles richtig verstanden hatte.

      Will sie am Ende gar nicht mit mir in die Kiste, und wir geraten in eine missverständliche Situation, die nur peinlich ist? Wo ist der Haken bei der Geschichte?

      Sie erreichten nach fast einer Stunde Fahrt über die A2 und B6 Mardorf im nordöstlichen Zipfel der Region Hannover.

      Das Ferienhaus der Sterns lag nicht direkt am Wasser, aber auch nicht weit davon entfernt, in einer Nebenstraße zwischen verschiedenen anderen Ferienhäusern. Es wurde bereits dunkel, als Ramona ihren Mercedes auf das Grundstück lenkte und den Wagen unter einem Carport abstellte.

      Ein perfektes Liebesnest!

      Das einstöckige Ferienhaus war von einem Holzzaun umgrenzt. Hohe immergrüne Sträucher boten Sichtschutz vor neugierigen Nachbarn. Der Garten, soweit zu erkennen, machte einen sehr gepflegten Eindruck. Jetzt, Anfang März, hielt sich vermutlich sowieso selten einer der Nachbarn in seinem Ferienhaus auf. Und der Kontakt zu ihnen köchelte zudem auf Sparflamme, hatte Ramona erwähnt. Die Chance, dass die Zweisamkeit von Ramona und Philipp verborgen blieb, war groß. Sie würden die Nacht im Haus bleiben und am nächsten Morgen wieder nach Hannover zurückfahren.

      Was sollte da schiefgehen?!

      *

      Ramona hatte sich umgezogen und trug jetzt zur Jeans eine hellblaue Bluse mit Knöpfen. Auf der Fahrt hierher war es noch ein grauer Pullover gewesen.

      Eine Bluse zum Aufknöpfen, ging Philipp spontan durch den Kopf.

      Sie hatten sich zueinander auf das Sofa im Wohn­zimmer gesetzt. Vor ihnen auf dem Tisch standen zwei Gläser Weißwein, und Frank Sinatra sang im Hintergrund I Get A Kick Out Of You.

      Philipp hielt das Vorgeplänkel für beendet. Erst war er mit Ramona durchs Haus gegangen und hatte sich ihre selbst gemalten Bilder zeigen lassen. Dann hatte er mit ihr zu Abend gegessen: Spiralnudeln mit scharfer Bolognese.

      Ramona leerte ihr drittes Glas Wein, sah ihm direkt auf den Mund, während er ihr eine witzige Episode aus der Schulzeit erzählte. Dabei hatte sie selbst die Lippen leicht geöffnet.

      Ihre Pupillen sind geweitet, fiel Philipp auf einmal auf.

      Sie neigte den Kopf schräg zur Seite und zupfte beim Zuhören an ihren Blusenärmeln.

      Jetzt ist sie scharf.

      Dann ging alles sehr schnell.

      Philipp hatte ihre Körpersignale als Ermunterung verstanden. Er ergriff sanft ihre Hand, und als sie es zuließ, gingen seine Hände weiter auf Entdeckungsreise. Sie erwiderte seine Umarmung, er küsste sie auf den Mund, während sie begann, ihm sein Hemd aus der Jeans zu ziehen. Nachdem er sich mit ihrer Hilfe seines Hemdes entledigt hatte, begann er, die Knöpfe ihrer Bluse zu öffnen.

      *

      Philipp spürte eine leichte Erschöpfung. Sie waren auf dem Sofa im Wohnzimmer geblieben, hatten es nicht mehr ins Schlafzimmer geschafft. Ramona sah ihm lächelnd dabei zu, wie er sich Hemd und Hose wieder anzog.

      „Hab ich zu viel versprochen?“, murmelte sie.

      „Durchaus nicht“, brummte er. „Ich bin vollständig zufrieden mit dem Abend.“

      Ramona, die nackt auf dem Sofa lag, schnappte sich eine Wolldecke und wickelte sich darin ein. Dann genehmigte sie sich ein weiteres Glas Wein, leerte es in wenigen Zügen. Der Alkohol zeigte Wirkung, Ramona fing leicht an zu lallen. Philipp war auf Wasser umgestiegen.

      Sie braucht den Alkohol, um ihre Hemmungen zu verlieren.

      Als sich Ramona Wein nachschenken wollte, riet ihr Philipp: „Ich glaub, jetzt hast du genug.“

      Ramona zog unwillig die Stirn kraus: „Manchmal wünsche ich mir, ein Mann zu sein und so viel saufen zu können, wie ich will.“

      „Als Mann könnte ich mir dich beim besten Willen nicht vorstellen“, sagte er und nahm ihr die Weinflasche aus der Hand.

      „Doch, doch“, widersprach sie, wobei sie auf die Rückenlehne des Sofas zurückfiel. „Als Mann wär ich in meiner Familie besser gefahren. Da sind Sachen passiert, da könntest du einen spannenden Roman drüber schreiben.“

      Sie ist betrunken und plaudert aus dem Nähkästchen.

      „Du sprichst von Bodo und seinem Spielhallen-Imperium?!“, fragte Philipp.

      „Nein“, sie lachte bitter. „Ich meine die Carbens … also Christian und mich.“

      Plötzlich war Philipp hellwach.

      „Gibt es etwas, worüber du im vertrauten Rahmen mit jemandem sprechen möchtest?“ Im gleichen Moment wurde ihm bewusst, wie idiotisch es war, einer Betrunkenen eine solche Frage zu stellen.

      Ramona allerdings schien zu kapieren, dass sie mehr erzählt hatte, als ihr lieb war.

      „Ich hab nur Unsinn geredet.“ Sie schüttelte den Kopf. „Vergiss es.“

      Kapitel 15

      10 Tage vor der Ermordung von P. R.

      Am

Скачать книгу