Osterläuten. Friederike Schmöe
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Friederike Schmöe
Osterläuten
Kriminalroman
Zum Buch
Das letzte, was ich tue. Mia freut sich auf Ostern. Besonders das Glockenläuten in der Osternacht liebt sie sehr. Doch ihre Freude wird jäh getrübt: Als Waldarbeiter einen weiblichen Schädel finden und Forensiker das Aussehen der toten Frau rekonstruieren, trifft sie die Erkenntnis wie ein Schlag. Die Tote ist ihre beste Freundin Monika, die vor 11 Jahren spurlos verschwand. Schnell ist klar, dass sie ermordet wurde. Zusammen mit Monikas Mann André will Mia herausfinden, wer einen Grund hatte, sie zu töten. Die Spur führt schnell zu Monikas früherer Clique, zu der auch Mias Eltern gehörten. Aus deren Dunstkreis ist Jahre zuvor bereits einmal ein junges Mädchen verschwunden. Mia vermutet einen Zusammenhang. Doch mit ihren Nachforschungen wirbelt sie Staub auf und als sie feststellt, dass der Mörder all die Jahre unbemerkt ganz in der Nähe lebte, überschlagen sich die Ereignisse. In der Osternacht muss Mia eine folgenschwere Entscheidung treffen …
Geboren und aufgewachsen in Coburg, wurde Friederike Schmöe früh zur Büchernärrin – eine Leidenschaft, der die Universitätsdozentin heute beruflich nachgeht. In ihrer Schreibwerkstatt in der Weltkulturerbestadt Bamberg verfasst sie seit 2000 Kriminalromane und Kurzgeschichten, gibt Kreativitätskurse für Kinder und Erwachsene und veranstaltet Literaturevents, auf denen sie in Begleitung von Musikern aus ihren Werken liest. Ihr literarisches Universum umfasst unter anderem die Krimireihen um die Bamberger Privatdetektivin Katinka Palfy und die Münchner Ghostwriterin Kea Laverde.
Impressum
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © manfredxy / shutterstock.com
ISBN 978-3-8392-6778-3
Zitat
Ostern besagt, dass man die Wahrheit ins Grab legen kann, dass sie aber nicht darin bleibt.
Clarence W. Hull
Prolog
Sie rannte. Ihre Füße hämmerten auf den Asphalt.
Er war nicht so fit wie sie, besaß aber eindeutig die längeren Beine. Sie hielt nach rechts, überquerte den menschenleeren Parkplatz. Nur eine einzige Laterne verstreute ihr gelbliches Licht, das ab und zu flackernd erlosch, um kurz darauf wieder aufzuleuchten. Sie lief in den Wald.
Hatte er ihren Kurswechsel mitbekommen?
Der Waldweg war uneben und matschig, voller Wurzeln. Wenn sie stürzte, wäre das ihr Todesurteil. Er würde nicht zögern, sie umzubringen. So wie er anscheinend nie gezögert hatte, wenn es eng wurde für ihn.
Tatsächlich kannte er sich mit einsamen Stellen in Wäldern aus.
Stockfinster hockte die Nacht über ihr, vor ihr, neben ihr. Sie hörte seinen Atem hinter sich.
»Warte doch!« Seine Stimme, brutal nah.
Alles, nur das nicht. Der Weg machte eine Biegung. Zweige schlugen ihr ins Gesicht. Sie duckte sich. Weiter!
Er besaß mehr Kondition, als sie gedacht hatte. Sie strauchelte. Fing sich. Rannte.
Hinter sich hörte sie einen Schmerzensschrei. Der Wald lichtete sich. Ausgerechnet jetzt gaben die Wolken den Mond frei. Silbern schien er auf die Lichtung, zwei Bänke standen da, eine morsche Holzfigur. Rechts lag der steile Hang, der rettende Weg zurück in die Stadt. Quer über die Wiese, sie lief, stolperte, stürzte, rollte sich ab, stechender Schmerz im Knie, sie kullerte zehn, 20 Meter die Steigung hinunter. Rappelte sich auf. Das Knie!
Er war da. Irgendwo, nahe. Sie konnte seine Anwesenheit spüren. Flog beinahe über die Wiese, bis sie wieder einen Weg erreichte.
Kein Mond mehr, alles still und dunkel. Keine Schritte hinter ihr. Sie keuchte, fiel in einen langsamen Trab. Wo war er? Er würde nicht aufgeben. Nicht jetzt. Wo es um alles für ihn ging. Ihre Lungen schmerzten. Der Weg war steinig, auf dem Kies geriet sie ins Rutschen, rechts gurgelte ein Bach.
Und weit unten, in der Stadt, begann eine Glocke zu läuten.
Eine Hand berührte sie an der Schulter.
»Warte!«
Sie roch seinen säuerlichen Atem, hörte, wie er nach Luft rang. Sein Griff war fest, die Finger krallten sich in ihre Jacke.
»Nein!« Sie riss sich los. Rannte. Das schmerzende Knie gab kurz nach. Sie lief, nicht hier sterben, in der Einsamkeit.
»Jetzt warte doch!« Irgendwie musste er Kraft gesammelt haben, kam wieder näher. Griff nach ihrer Jacke. Sie ließ sie von den Schultern gleiten, nutzte den Moment der Überraschung, als er stehen blieb, verblüfft. Ein Vorsprung, knapp.
»Lass mich!«, schrie sie. Unnötigerweise, sie brauchte all ihren Atem, aber sie schrie um Hilfe, hörte ihre eigene Stimme, dann seine, seine Schritte auf dem Kies, sie rutschte aus, fing sich, rannte.
Sie würde es nicht schaffen. Er hatte zu viel zu verlieren.