Osterläuten. Friederike Schmöe

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Osterläuten - Friederike Schmöe

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Frau, die Monika dermaßen ähnlich sah und genauso wie sie verschwunden war? Wer sollte das sein?

      Das Klingeln brach ab, um gleich darauf wieder loszulegen. Mia rollte mit dem Verkehr mit. Er schwoll jeden Tag zwischen 7.30 und 8 Uhr an, lärmte, beschwor Abgaswolken hervor, verquirlte sie mit Hektik und Stress und löste sich dann in nichts auf. Zwar begannen heute die Osterferien, dennoch herrschte das übliche Chaos. Endlich verstummte der Klingelton.

      Sie strampelte den Kaulberg hoch. Der Schweiß rann ihr den Rücken hinunter. In der Morgenkälte fühlten sich ihre Hände ganz taub an.

      Ich hätte Handschuhe mitnehmen sollen.

      Als sie das Rad vor dem Gartentor ihrer Eltern an den Zaun lehnte, klingelte das Handy erneut.

      Sie kramte es aus der Tasche. »Hallo?«

      »Morgen, mein Name ist Lars. Sie hatten sich für den Schrank interessiert?«

      Die Kleinanzeige im Internet! Die hatte sie völlig vergessen.

      »Ja, das stimmt.«

      »Könnten Sie die Tage vorbeikommen? Es haben sich noch andere gemeldet.«

      Alter Trick. Hochdruckverkauf. Aber sie brauchte endlich einen Schrank.

      »Wann hätten Sie Zeit?«

      »Heute muss ich um halb neun bei einer Haushaltsauflösung sein. Wird länger dauern. Geht es morgen? Am Nachmittag? Ich wohne in der Pödeldorfer Straße.«

      »Okay.«

      Mia legte auf.

      Wie kommt es, dass ich mich um einen Schrank kümmere, wenn ich zugleich …

      Sie klingelte. Das angelaufene Messingschild hing hier seit Jahr und Tag. »Wagner«. Schlicht und einfach. Keine Vornamen. Kein »Familie«. Nur »Wagner«. Rasch warf Mia einen Blick auf das Nachbargrundstück. Hier hatten Monika und André gewohnt. Ein Jahr lang. Bis Monika mit dem Auto fortfuhr und nicht wiederkam. Danach hatte André es in dieser Wohnidylle nicht mehr ausgehalten.

      Der Türöffner summte. Mia drückte das Tor auf und spazierte zum Haus hoch. Ihre Mutter lehnte in der Tür.

      »Hi, Mama.«

      »So früh schon unterwegs?«

      Klar, ich bin schlaflos. Ich gehöre zu denen, die noch früher auf sein könnten. Wie früh, das kannst du dir gar nicht vorstellen.

      »Sieht so aus.«

      »Wir frühstücken gerade. Magst du einen Kaffee?« Simone Wagner ging auf die 60 zu, und man sah es ihr an. Das Make-up verbarg kaum die vielen Fältchen rund um die schmalen Lippen. Sie wirkte immer ein wenig gehetzt, als könne sie einfach nicht Schritt halten mit ihrem Leben. Ihr gertenschlanker Körper steckte in einem dunkelblauen Hosenanzug.

      »Gern.«

      Mia kickte die Boots von den Füßen und folgte ihrer Mutter in die offene Küche.

      »Hallo, Papa!«

      »Sei mir gegrüßt, Sonnenschein. Was macht die Kunst?«

      Mia ersparte sich eine Antwort und setzte sich.

      »Hast du auf deine Bewerbungen hin was gehört?«, fragte Simone Wagner.

      »Nein, leider nicht.«

      Danke, dass du mich mal wieder verunsicherst.

      »Habt ihr heute schon ins Internet geguckt?«

      »So früh am Morgen?« Carsten Wagner stand auf und küsste seine Tochter auf die Wange. Obwohl ein Jahr älter als seine Frau, wirkte er jugendlicher. Einer, der gern mal ein Glas Wein trank und ein großes Schnitzel vertilgte. Der oft wandern ging und mit ein paar Freunden regelmäßig Volleyball spielte.

      Mia zog ihr Handy hervor. »Hier.« Sie klickte im Browser auf »Synchronisieren«. Wenige Sekunden später baute sich das haarlose Gesicht auf.

      Carsten Wagner nahm Mia das Telefon ab, fischte seine Lesebrille aus der Hemdtasche. »Ach du lieber Himmel. Kann das wahr sein?«

      Mia zuckte die Achseln.

      »Simone? Schau dir das mal an!«

      Simone Wagner trug gerade eine Kanne Kaffee und eine Tasse für Mia herein. »Bediene dich, Mia. Was ist?«

      Beim Blick auf ihren fassungslosen Ehemann nahm sie alarmiert das Handy.

      »Sie ist es, oder?«, fragte Carsten Wagner.

      »Was soll das bedeuten? Was heißt das? Mia?« Simone ließ das Handy sinken.

      »Jemand hat im Wald bei Tiefenellern einen skelettierten menschlichen Schädel gefunden, daraufhin hat die Polizei mit Hilfe einer Weichteilrekonstruktion diese Zeichnung generiert.«

      Simone und Carsten sahen einander an.

      »Monika«, seufzte Carsten schließlich. »Mein Gott!«

      Er goss sich Kaffee ein. »Mia, du auch?«

      »Ich war eben bei André.« Mia schob ihm ihre Tasse hin.

      Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht. Nur ein Schädel? Und was hat Monika dort im Wald gemacht? Ich dachte, das Auto war irgendwo im Aufseßtal.«

      »Entscheidend ist im Moment nur, dass es Monika ist.«

      Mia trank ihren Kaffee.

      »Entschuldigt. Ich … das muss ich erst mal verdauen.« Simone hastete aus dem Zimmer.

      Ich habe mich nicht getäuscht. Es ist Monika.

      Monika und André Böhme, langjährige Freunde der Wagners und dann sogar deren Nachbarn. Für ein Jahr, ehe alles zerbrach. Ein Jahr, in dem Mia und Monika zusammenfanden. Monika, die mütterliche Freundin und Ratgeberin. Mia, die Tochter, die Monika sich wünschte. Monika war 16 Jahre älter als Mia, aber in vielerlei Hinsicht tickten sie ähnlich. Sie teilten Interessen, verstanden einander ohne viele Worte.

      Mia stand auf, ging zum Fenster. Blickte auf das Nachbarhaus. Auf die Pergola, die mittlerweile komplett umwachsen war. Die Kletterpflanzen hatte André gesetzt.

      Ein Jahr nach Monikas Verschwinden war er ausgezogen. Nachdem er seinen Job aufgegeben hatte, war ihm das Haus zu teuer gewesen. Und es erinnerte ihn zu sehr an die gemeinsamen Träume. Die er nie mehr verwirklichen würde.

      Im selben Jahr war Mia zum Studium weggezogen.

      »Wer wohnt jetzt eigentlich dort?«

      »Das Haus hat eine Hallstadter Firma gekauft und stellt es ausländischen Mitarbeitern zur Verfügung«, sagte Carsten. »Bis Neujahr wohnte ein Paar mit zwei kleinen Jungs dort. Die sind inzwischen wieder in Alabama.«

      »Es steht leer?«

      »Im

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