Die neue Praxis Dr. Norden Staffel 1 – Arztserie. Carmen von Lindenau
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die neue Praxis Dr. Norden Staffel 1 – Arztserie - Carmen von Lindenau страница 30
»Was muss ich ausziehen?«, fragte Marius, der die Untersuchung schnell hinter sich bringen wollte und die rote Baseballkappe, die er trug, schon auf die Fensterbank neben der Liege gelegt hatte.
»Du musst nur dein T-Shirt ausziehen«, sagte Danny. »Ich muss dich noch mal fragen, wie es bei dir mit dem Essen aussieht.« Der Junge hatte zwar behauptet, er habe einen guten Appetit, aber da er wirklich sehr dünn war und sein Blutbild auch nicht dafür sprach, dass er sich ausreichend ernährte, wollte er es nun genau wissen.
»Eigentlich isst er schon seit langem nur Nudeln mit Schinken, Kassler mit Kroketten und Brot mit Wurst oder mal einen Hamburger, aber ohne Salat«, antwortete Cordula anstelle ihres Sohnes.
»Kein Gemüse, kein Obst?«, fragte Danny, während er mit dem Untersuchungskopf des Ultraschallgerätes behutsam über Marius‘ Ober- und Unterbauch fuhr, um sich neben der Milz auch die Leber anzusehen.
»Nur selten, ganz selten«, fügte Cordula mit einem tiefen Seufzer hinzu. Sie saß auf dem Stuhl am Fußende der Liege und schaute auf die Bilder, die auf dem Monitor des Ultraschallgerätes zu sehen waren.
»Wie sieht es mit Käse aus?«, fragte Danny.
»Mag ich nicht«, erklärte Marius und rümpfte die Nase, als würde ihm schon allein bei dem Gedanken an Käse übel.
»Er lässt sich einfach nicht dazu bewegen, etwas anderes als seine Lieblingsgerichte zu essen. Abgesehen von Chips und Schokolade, das mag er schon«, sagte Cordula.
»Wie es aussieht, kommst du nicht umhin, deine Essgewohnheiten zu ändern, um deine Müdigkeit loszuwerden und um weitere Folgen deiner einseitigen Ernährung zu vermeiden«, wandte sich Danny nun direkt an Marius.
»Sie meinen, ich muss Salat und so etwas essen?«, entgegnete Marius ungläubig.
»Salat, Gemüse, Obst und wenigstens hin und wieder ein Stück Käse. Dein Körper leistet im Moment Schwerstarbeit. Er will wachsen, aber dazu braucht er viele verschiedene Nährstoffe. Falls du ihm die auf Dauer verweigerst, macht er schlapp«, erklärte ihm Danny.
»Das klingt jetzt aber echt bedrohlich, Herr Doktor.«
»Es ist bedrohlich für deine Gesundheit. Ich werde dir erst einmal eine Vitaminkur und ein Eisenpräparat verschreiben. Das ist aber nichts für den Dauergebrauch. Während dieser Kur musst du deine Ernährung umstellen.«
»Bei uns gibt es jeden Tag Gemüse. Salat und Obst haben wir auch immer da, aber er hat es bisher halt immer verweigert«, meldete sich Cordula zu Wort.
»Schon gut, ich habe es verstanden. Ich muss mehr Grünzeug essen«, murrte Marius, der sich mit den Papiertüchern, die Danny ihm reichte, das Gel abwischte, dass Danny für die Untersuchung auf seinen Bauch aufgetragen hatte.
»Ja, das musst du unbedingt tun, Marius. Deine Milz und deine Leber sind übrigens unauffällig«, sagte Danny.
»Das heißt, er ist nicht ernsthaft krank?«, hakte Cordula nach.
»Nein, ich denke nicht, da auch die Urinprobe unauffällig war, ohne Hinweis auf eine innere Blutung. Sie sollten aber in den nächsten Tagen noch eine Stuhlprobe vorbeibringen, damit wir auch im Magen-Darmbereich eine Blutung ausschließen können.«
»Stuhlprobe? Echt jetzt?«, fragte Marius erschrocken.
»Du bekommst das hin«, entgegnete Danny lächelnd. »In vier Wochen kommst du dann bitte wieder her und lässt dir von Sophia oder Lydia Blut abnehmen, damit wir sehen können, ob deine Werte sich verbessert haben.«
»Okay, dann gehe ich zu Sophia«, sagte Marius.
»Verrätst du mir auch warum?«, fragte Danny.
»In dem Computerspiel, das ich gerade angefangen habe, muss eine Prinzessin gerettet werden. Sophia sieht ihr ähnlich«, erzählte Marius, nachdem er sein T-Shirt wieder angezogen hatte.
»Verstehe«, sagte Danny und tauschte einen kurzen Blick mit Cordula, die in sich hineinlächelte. Dass ihr Sohn nicht ernsthaft erkrankt war, hatte ihre Gesichtszüge entspannt und sie sah auf einmal viel jünger aus als noch vor ein paar Minuten. Er bat die beiden, mit ihm zum Empfangstresen zu kommen, damit er Cordula aufschreiben konnte, was sie für die Vitaminkur besorgen musste.
Während Danny Cordula einen Ernährungsplan für Kinder in der Pubertät in die Hand drückte und kurz mit ihr darüber sprach, schaute Marius Sophia zu, die im Wartezimmer die alten Zeitschriften einsammelte und neue auslegte. Die beiden Frauen, die dort saßen, zeigten sich sofort interessiert, holten sich jede eine der neuen Ausgaben und schlugen sie auf.
»Mann, Alter, guck woanders hin«, murmelte Marius, als er sah, wie der Mann mit dem militärisch kurzen Haarschnitt, der noch im Wartezimmer saß, Sophia nachschaute.
»Schatz, wir gehen.« Cordula legte ihre Hand auf Marius‘ Schulter und lenkte ihn von seiner Beobachtung ab, und letztendlich war auch er froh, die Praxis wieder verlassen zu können. Zweimal am Tag zum Arzt, das war für einen Jungen in seinem Alter schon ein bisschen heftig.
»Frau Dornapfel kommt jetzt zu Ihnen«, kündigte Sophia Danny die nächste Patientin an, nachdem Marius und seine Mutter gegangen waren und Danny sich einen Kaffee in der Küche geholt hatte.
»Schicken Sie sie zu mir, danach können Sie Ihre Einkäufe erledigen und nach Hause zu Ihrer Mutter fahren«, sagte Danny.
»Danke, Doktor Norden. Aber es sind noch drei Patienten. Vielleicht brauchen wir noch eine Blutabnahme oder es will jemand geimpft werden.«
»Keine Sorge, ich kann Blut abnehmen und impfen«, entgegnete Danny lächelnd.
»Ich weiß, aber es ist doch unsere Arbeit. Sie haben genug mit anderen Dingen zu tun.«
»Machen Sie sich keine Sorgen um mich, Sophia. Ich komme ganz bestimmt zurecht«, versicherte ihr Danny.
»Also gut, ich nehme Ihr Angebot an. Danke, Doktor Norden. Herr Berheim, ihr letzter Patient, ist Selbstzahler. Sie müssten ihm die Rechnung ausstellen, falls er sie gleich haben will.«
»Kann ich machen.«
»Er hat mir übrigens gleich gesagt, dass er keine bevorzugte Behandlung wünscht und wartet, bis er an der Reihe ist. Ein echter Ausnahmefall, sonst muss ich Privatpatienten erst einmal erklären, dass es bei uns immer der Reihe nach geht. Es sei denn, es liegt ein Notfall vor.«
»Keine Regel ohne Ausnahme«, sagte Danny und erinnerte sich an die Unterhaltung, die er am Morgen mit Olivia Mai geführt hatte, dass möglicherweise auch dieser Mann, der sie verfolgte, eine Ausnahme war und sich nicht an diese Regel hielt, in seinem vertrauten Umfeld zu bleiben.
»Na gut, Herr Doktor, wenn ich Sie wirklich allein lassen kann, dann fahre ich jetzt zum Supermarkt.«
»Tun Sie das, und grüßen Sie Ihre Mutter von mir«, sagte Danny und lief mit der Kaffeetasse, die er nur zur Hälfte gefüllt hatte, zu seinem Sprechzimmer.
Sophia ging währenddessen ins Wartezimmer und rief Frau Dornapfel auf. Danach