Die neue Praxis Dr. Norden Staffel 1 – Arztserie. Carmen von Lindenau
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»Das hat nichts mit Magie zu tun. Ihre Nackenmuskeln sind unglaublich angespannt, werden sie gelockert, verschwindet der Schmerz. Ich denke, dass ein Physiotherapeut einiges für Sie tun kann. Um andere Ursachen für Ihre Beschwerden auszuschließen, werden wir aber vorab einige Tests machen«, sagte Danny und legte ihr die Manschette des Blutdruckgerätes um den Oberarm.
»Ich fühle mich bereits bestens bei Ihnen aufgehoben, Herr Doktor«, versicherte ihm Frau Schmidtbauer und betrachtete ihn mit einem bewundernden Lächeln. »Und vielleicht tut die Uhr doch ein bissel was dazu«, flüsterte sie und schaute auf die Standuhr, deren Pendel sich leise hin- und herbewegte.
*
Franziska fragte sich, wie lange sie sich noch mit diesen Krücken abplagen musste, die seit ihrer Knieoperation vor zwei Monaten ihre ständigen Begleiter waren. Dass ihre Wohnung im Dachgeschoss des Sechsfamilienhauses lag und sie jedes Mal fünf Treppen überwinden musste, machte ihr das Leben schwer. Die Arthroskopie, die ihr ein Orthopäde zur Abklärung ihrer Knieschmerzen nach einem Sturz beim Volleyballspielen mit Freundinnen am Isarufer vorschlug, blieb ohne Befund. Der Eingriff allerdings hatte Folgen, ihr Knie entzündete sich, und sie musste vier Wochen lang mit Antibiotika behandelt werden.
Sie war inzwischen seit einer Woche zu Hause, die Entzündung war ausgeheilt, aber bewegen konnte sie ihr Knie noch immer nicht richtig. Im Krankenhaus hatten ihr die Ärzte gesagt, sie müsse Geduld haben, da das Knie ein äußerst empfindliches Gelenk sei.
Da sie jemanden zur Nachbetreuung brauchte und ihr bisheriger Hausarzt in einem anderen Stadtteil war, hatte sie nach einem neuen gesucht. In der Nachbarschaft schwärmten sie alle von dem jungen Arzt, der vor vier Wochen seine Praxis nur fünfzehn Minuten von ihr entfernt eröffnet hatte. Sie hatte vorgestern dort angerufen und sofort einen Termin bekommen.
Wehmütig schaute sie auf das Schulgebäude, an dem sie an diesem Morgen auf dem Weg zur Praxis Norden vorbeikam. In dem prächtigen Altbau aus dem 19. Jahrhundert war seit 100 Jahren ein Gymnasium untergebracht. Zuerst konnten es nur Jungen besuchen, seit 50 Jahren war es auch für Mädchen geöffnet. Der Förderverein der Schule, der von ehemaligen inzwischen gut situierten Schülern gegründet wurde, hatte dafür gesorgt, dass das Gebäude renoviert wurde, was auch die Sanitärräume zur großen Freude aller miteinschloss.
»Guten Morgen, Frau Kern!«, riefen ihr zwei Mädchen zu, die die Steinstufen zum Eingang der Schule hinaufliefen.
»Guten Morgen!«, antwortete sie und winkte ihnen. Die beiden gingen in die sechste Klasse, in der sie Mathematik und Sport unterrichtete. Sie vermisste den Unterricht und die Kinder. Sie wollte endlich wieder etwas tun. Aber noch hatte sie kein Arzt gesundgeschrieben. Mit den Krücken wäre es ohnehin eine große Herausforderung, jeden Tag die vielen Stufen hinauf in die oberen Klassenräume zu überwinden. Einen Aufzug gab es in der Schule noch nicht.
In Gedanken versunken bog sie in die von Ahornbäumen gesäumte Straße ein, in der die Praxis des neuen Arztes lag, blieb aber zunächst auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Morgensonne strich durch die Äste der Bäume, die verwunschene Schatten auf das helle Pflaster der Bürgersteige warfen. Franziska schaute auf das Haus mit dem hellbeigen Anstrich und den Fenstern mit den grauen Holzläden am Ende der Straße. Vor ein paar Monaten hatte Fanny Moosinger noch dort gewohnt, die zu den Gründungsmitgliedern des Schulfördervereins gehörte.
Der Garten mit den duftenden Rosenbüschen und den Birken mit ihrem zartgrünen Laub sah noch immer so aus, als würde sich Fanny weiterhin liebevoll um ihn kümmern. Wie es hieß, hatte der junge Arzt, der allein in dem Haus wohnte, einen Gärtner für das Grundstück engagiert.
Der Lack gefällt mir, dachte sie. Sie sah dem grünen Auto nach, in das ein Mädchen mit langem hellrotem Haar auf der Beifahrerseite eingestiegen war und das die Hofeinfahrt neben dem Haus des neuen Arztes verließ. Bevor sie die Straße überquerte, vergewisserte sie sich, dass sich kein Auto näherte und ihr genügend Zeit blieb, auch mit den Krücken die andere Straßenseite zu erreichen. Die Straße war frei.
Sie setzte zuerst die Krücken auf die Fahrbahn und ging dann vorsichtig los. Sie hatte gerade zwei Schritte gemacht, als ein schwarzer Sportwagen aus einer Parklücke herausschoss und auf sie zuraste. Mit den Krücken gelang es ihr nicht mehr, zur Seite zu springen. Das Auto streifte sie, und sie stürzte zu Boden.
»Würden Sie bitte aussteigen!«, rief sie, als der Wagen anhielt. Das gibt es doch nicht, dachte sie, als der Fahrer, statt auszusteigen, wieder Gas gab und weiterfuhr.
»Können Sie sich bewegen?«, fragte der junge Mann besorgt, der aus dem Haus gegenüber der Praxis kam und sich neben sie hinhockte.
»Ja, ich denke, mir ist nicht viel passiert«, mutmaßte sie, während sie sich vorsichtig aufrichtete und ihre Arme und Beine bewegte, was ihr auch mühelos gelang.
»Machen Sie langsam. Durch den Schock und das Adrenalin, das er freigesetzt hat, spüren Sie im Moment möglicherweise noch keine Schmerzen.«
»Ich bin sicher, dass ich mich nicht ernsthaft verletzt habe. Das Auto war ja noch nicht sehr schnell. Helfen Sie mir bitte auf«, bat sie den jungen Mann.
»Aber sagen Sie es mir sofort, falls Sie Schmerzen spüren.
»Ja, mache ich«, versicherte sie ihm.
Er legte seine Arme unter ihre Achseln, verschränkte sie auf ihrem Rücken und hob sie vorsichtig hoch. »Ist Ihnen wirklich nichts passiert?«, wollte er wissen, als sie wieder stand und er ihr die Krücken reichte.
»Nein, es ist alles gut«, versicherte sie ihm, während sie sich auf eine Krücke gestützt den Staub von ihrer Jeans klopfte und das gelbe T-Shirt glattzog.
»Das war eindeutig Fahrerflucht. Konnten Sie sich das Nummernschild des Wagens merken?«, wollte er von ihr wissen.
»Nein, darauf habe ich gar nicht geachtet. Ich habe doch auch nicht damit gerechnet, dass er oder sie einfach weiterfährt.«
»Es war ein Mann. Ich habe ihn allerdings nur aus den Augenwinkeln heraus gesehen, weil er bereits wieder losfuhr, als ich aus dem Haus kam. Leider konnte ich das Nummernschild auch nicht erkennen«, gestand er ihr. »Sie sollten diesen Vorfall aber trotzdem der Polizei melden. Sie können mich gern als Zeugen nennen. Rufen Sie mich an, wenn Sie mich brauchen, am besten auf meinem Handy«, bot er ihr an und reichte ihr eine Visitenkarte.
»Vielen Dank, Herr Bergwald«, entgegnete sie, nachdem sie einen Blick auf die Karte geworfen hatte, um seinen Namen zu erfahren, die Karte aber dann gleich einsteckte.
»Wollen Sie in die Praxis Norden?«, fragte er sie.
»Ja, das hatte ich vor.«
»Ich bringe Sie hin, Frau?«
»Kern, Franziska Kern«, stellte sie sich ihm vor. »Aber Sie müssen mich nicht begleiten. Ich schaffe das allein«, versicherte sie ihm.
»Wenigstens bis zur Tür«, schlug er vor.
»Also gut, bis zur Tür«, erklärte sie sich einverstanden.
Als Franziska vor der Tür kurz aufstöhnte, stehenblieb und sich an die rechte Hüfte fasste, beschloss Lorenz Bergwald, bei ihr zu bleiben, bis er sicher sein konnte, dass sich jemand um sie kümmerte.
»Meinen