Die neue Praxis Dr. Norden Staffel 1 – Arztserie. Carmen von Lindenau
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Читать онлайн книгу Die neue Praxis Dr. Norden Staffel 1 – Arztserie - Carmen von Lindenau страница 5
»Genau das habe ich auch von meinen Nachbarn gehört.«
»Über seinen Ruf kann sich Doktor Norden sicher nicht beklagen«, entgegnete Lorenz lächelnd. Er begleitete Franziska in die Praxis und ging mit ihr zum Empfangstresen. »Frau Kern wurde gerade vor der Praxis von einem Auto angefahren«, schilderte er Lydia, die am Tresen stand, was gerade passiert war.
»Der Fahrer ist einfach weitergefahren«, wunderte sie sich und sah Franziska mitfühlend an. »Kommen Sie bitte gleich mit mir, Frau Kern«, forderte Lydia sie auf, ihr zu folgen.
»Gute Besserung, ich warte dann auf Ihren Anruf«, verabschiedete sich Lorenz und nickte Franziska noch einmal aufmunternd zu, bevor er die Praxis verließ.
»Bin ich denn schon dran? Ich hatte erst in einer Viertelstunde einen Termin.« Franziska schaute in das noch halbvolle Wartezimmer.
»Sie wurden gerade angefahren, das ist ein Notfall. Es wäre verantwortungslos, wenn ich Sie warten ließe. Geht es?«, fragte Lydia nach, als Franziska nur langsam vorwärtskam, weil sie erneut ihre Hüfte spürte. »Der Herr Doktor ist gleich bei Ihnen, setzen Sie sich ruhig schon auf die Liege«, sagte sie, nachdem sie Franziska in den Raum mit dem Ultraschallgerät geführt hatte.
Franziska bedankte sich bei ihr für ihre Fürsorge, lehnte ihre Krücken an den Stuhl neben der Liege und setzte sich vorsichtig hin. Inzwischen hatte sie das Gefühl, dass die rechte Hälfte ihrer Hüfte komplett angeschwollen war. Lorenz hatte recht, kurz nach dem Unfall hatte das Adrenalin verhindert, dass sie die Schmerzen in ihrer ganzen Stärke wahrnehmen konnte.
»Da schau her, die Frau Lehrerin. Kaum da und schon hockt sie im Behandlungszimmer.« Die Mittsechzigerin im hellen Trachtenkostüm hatte sich einen Becher Wasser am Wasserspender im Empfangsbereich geholt und Franziska im Ultraschallzimmer entdeckt, dessen Tür offenstand.
»Ich habe mich nicht vorgedrängt, Frau Meier, ich hatte gerade einen Unfall«, verteidigte sich Franziska, als Gusti Meier sich mit dem Wasserbecher in der Hand im Türrahmen aufbaute.
»Freilich, schon wieder ein Unfall. So kommt man auch durchs Leben. Ein Unfall und eine Krankschreibung nach der anderen. Aber was soll es, Sie sind ja Beamtin und werden bezahlt, egal, ob Sie arbeiten oder nicht. Andererseits ist es auch ganz gut, wenn Sie nicht so bald an die Schule zurückkommen, dann können Sie nicht gleich wieder den nächsten Kindern die Zukunft zerstören.«
»Wieso denn die Zukunft zerstören? Falls Sie damit die sechs in Mathe und die fünf in Sport meinen, die ich Ihrem Enkel geben musste, habe ich ihm damit nicht die Zukunft zerstört. Er geht erst in die sechste Klasse.«
»Dank Ihnen, zum zweiten Mal. Wissen Sie eigentlich, wie demütigend das für ein Kind ist, die Klasse zu wiederholen, während die Freunde versetzt werden?«
»Ich hatte keine Wahl, seine Leistungen waren einfach nicht gut genug«, versuchte Franziska, Gusti Meier erneut klar zu machen, was sie ihr in den letzten Wochen bereits einige Male gesagt hatte.
»In unserer Familie sind alle Männer Buchhalter, auch Marius` Vater. Wieso sollte der Bub nicht rechnen können? Und dass der Marius kein Sporttalent ist, dafür kann er nichts, deshalb hätte es auch eine vier getan. Sie können den Bub einfach nicht leiden, das ist der Grund für die schlechten Noten.«
»Das stimmt nicht, Frau Meier.«
»Freilich stimmt’s, mein Sohn und meine Schwiegertochter sind davon überzeugt, dass Sie andere Kinder, die in beiden Fächern nicht mehr glänzen als unser Marius, besser bewertet haben, weil sie Ihnen lieber sind als unser Junge.«
»Meine Noten sind keine Sympathienoten.«
»Wer’s glaubt«, entgegnete Gusti Meier schnippisch.
»Darf ich mal vorbei?«, bat Danny, der nach Franziska sehen wollte und nicht an Gusti vorbeikam.
»Bitte sehr, Herr Doktor«, sagte sie und wich zur Seite.
»Wären Sie so freundlich und würden wieder ins Wartezimmer gehen?«, wandte sich Lydia an Gusti, die Danny neugierig nachschaute, bis er die Tür hinter sich schloss.
»Bin schon auf dem Weg«, entgegnete Gusti und ging zurück ins Wartezimmer. »Manche scheuen aber auch vor gar nichts zurück, um sich ein gemütliches Leben zu machen«, sagte sie und erzählte den anderen Patienten, von denen sie offensichtlich die meisten kannte, dass die Mathematiklehrerin aus dem Gymnasium einen Unfall nach dem anderen provoziere, um sich freie Zeit zu verschaffen.
Währenddessen erzählte Franziska Danny von dem Unfall, und nachdem er sie gründlich untersucht hatte, stellte er fest, dass sie sich eine Hüftprellung zugezogen hatte. An ihrem frisch operierten Knie konnte er keine neue Verletzung erkennen.
»Er hat mich wohl mit der Motorhaube an der Hüfte gestreift, und ich bin instinktiv auf die Seite gefallen, um meine Knie nicht zu belasten«, rekonstruierte Franziska den Unfallhergang.
»In Gefahrensituationen fehlt uns für eine vernünftige Überlegung die Zeit. Glücklicherweise können wir uns in diesen Momenten recht gut auf unsere Instinkte verlassen«, sagte Danny, der ihre Reaktion gut nachvollziehen konnte.
»Zum Nachdenken war wirklich keine Zeit mehr. Wäre dieses Auto allerdings nur ein oder zwei Sekunden später aus der Parklücke herausgeschossen, dann hätte es mich frontal erwischt, und ich hätte nicht die Spur einer Chance gehabt, mich zu retten.«
»So war es aber nicht, und Sie sollten sich diese Möglichkeit auch nicht ausmalen. Sie hatten Glück gehabt und wurden nicht schwer verletzt, das ist alles, was für Sie zählen sollte.«
»Sie haben recht, ich werde Ihren Rat befolgen«, stimmte Franziska Danny zu.
»Gute Idee«, antwortete er lächelnd. »Ich verschreibe Ihnen eine Salbe, die tragen Sie mehrmals täglich auf die schmerzenden Stellen auf. Mehr können Sie erst einmal nicht tun. Die Prellung heilt von allein«, versicherte er ihr.
»Wenn das alles ist, hatte ich wirklich unglaublich viel Glück«, stellte sie erleichtert fest.
»Das hatten Sie, ohne Zweifel«, stimmte Danny ihr zu. »Ursprünglich wollten Sie aber wegen Ihres Knies zu mir, wie mir Frau Seeger sagte.«
»Ja, das ist richtig. Mein Knie wurde vor sechs Wochen arthroskopisch untersucht. Während der Operation wurde ich mit Keimen infiziert und musste vier Wochen lang Antibiotika nehmen. Zu Orthopäden habe ich im Moment leider kein Vertrauen mehr, zumal sich herausgestellt hat, dass die Untersuchung ohne Befund war.«
»Weshalb wurde die Arthroskopie gemacht?«
»Ich bin während eines Volleyballspiels auf die Knie gefallen und hatte eine Zeit lang Schmerzen. Mein Hausarzt schickte mich zu einem Orthopäden, und der schlug diese Untersuchung vor.«
»Hat er sie selbst durchgeführt?«
»Ja, in der Klinik, in der er einige Belegbetten hat. Ich würde gern wissen, ob dieser Eingriff wirklich