Die neue Praxis Dr. Norden Staffel 1 – Arztserie. Carmen von Lindenau

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Die neue Praxis Dr. Norden Staffel 1 – Arztserie - Carmen von Lindenau Die neue Praxis Dr. Norden

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zu Hause war, war sie dankbar für dieses kleine Paradies, wie sie ihren Balkon nannte. Um kurz nach zehn war sie endlich mutig genug und rief Lorenz auf seinem Handy an.

      »Franziska Kern, guten Morgen, Herr Bergwald«, meldete sie sich, als er das Gespräch entgegennahm. »Sie hatten mir doch Ihre Hilfe angeboten.«

      »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er freundlich und hörte sich ihr Anliegen an. »Ich bin um die Mittagszeit bei einem Patienten in der Nähe des Polizeireviers. Wir könnten uns um halb eins vor dem Revier treffen«, schlug er schließlich vor.

      »Sehr gern, Herr Bergwald, bis nachher«, sagte sie, bedankte sich bei ihm und beendete das Gespräch. Er hat nicht eine Sekunde gezögert, mich zu begleiten, dachte sie. Das bedeutete, sein Angebot, ihr zu helfen, war ernst gemeint.

      *

      In der Praxis Norden gab es an diesem Morgen keine besonderen Vorfälle. Es war ein ganz normaler Vormittag. Sophia hatte gegen zehn kurz gelüftet, so wie sie es an jedem Morgen tat, eine klare frische Luft zog durch die Räume. Die Sonne fiel durch die beiden Fenster des Wartezimmers, und das Licht fand seinen Weg durch die gläserne Wand in den Empfangsbereich.

      Die Patienten im Wartezimmer blätterten in Zeitschriften, lasen in einem Buch oder unterhielten sich miteinander, wobei sie sich leicht zueinander hinbeugten, um die anderen nicht zu stören. Irgendwo weiter hinten am Ende des Ganges fiel eine Tür leise ins Schloss. Lydia Seeger, die hinter dem weißen Tresen saß und auf den Bildschirm ihres Computers schaute, hatte an diesem Morgen jede Patientin und jeden Patienten gefragt, ob sie oder er den Unfall, in den Franziska Kern verwickelt war, beobachtet hatte, aber niemand konnte ihr etwas dazu sagen.

      Da einige Patienten nur ein paar Häuser entfernt wohnten und sonst über alles Bescheid wussten, was in der Nachbarschaft passierte, ging sie inzwischen davon aus, dass Franziska wohl leider auf den Zufall hoffen musste. Sollte der Fahrer dieses Wagens in der Nähe wohnen, würde aber früher oder später jemand auf ihn aufmerksam werden.

      »Frau Weinfeld, bitte!«, rief Sophia die nächste Patientin auf, nachdem sie aus dem Raum mit dem Ultraschallgerät kam, das sie für die Untersuchung vorbereitet hatte.

      »Bin schon da.« Frau Weinfeld, Ende fünfzig, ein wenig übergewichtig, kam lächelnd aus dem Wartezimmer und folgte Sophia. Nachdem sie sich auf die Liege gelegt hatte, schaute sie ein bisschen verängstigt auf den Monitor des Ultraschallgerätes, so als fürchtete sie sich vor dem, was gleich darauf zu sehen sein würde.

      »Nicht schon vorher aufregen, wir sehen erst einmal nach, was Ihre Schmerzen verursacht. Vermutlich ist alles nur halb so schlimm«, beruhigte Danny Frau Weinfeld, der kurz darauf den Raum betrat und sich auf den Stuhl neben die Liege setzte.

      »Aber die Schmerzen waren gestern Abend schon recht heftig«, entgegnete seine Patientin.

      »Gleich werden wir mehr wissen«, versicherte ihr Danny und schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln.

      Wie sich herausstellte, waren Gallensteine die Ursache für Frau Weinfelds Schmerzen. Noch waren sie aber klein genug, um sie mit einem minimalen Eingriff loszuwerden.

      »Ich überweise Sie in die Klinik. Die Ärzte dort werden die Steine mit Hilfe eines Endoskops entfernen«, erklärte Danny ihr, was als nächstes passieren würde.

      »Wie lange muss ich im Krankenhaus bleiben?«

      »Zwei bis drei Tage.«

      »Dann werde ich es so schnell wie möglich hinter mich bringen. Vielen Dank, Dr. Norden«, sagte Frau Weinfeld, während sie sich das Gel, das Danny für die Untersuchung mit dem Ultraschallkopf auf ihren Bauch aufgetragen hatte, mit Papiertüchern abwischte. »Übrigens, mir ist da noch etwas eingefallen, was diesen Unfall von Frau Kern betrifft«, sagte sie, als sie kurz darauf wieder angezogen von der Liege aufstand.

      »Das wäre?«, fragte Danny.

      »Es soll doch ein schwarzer Sportwagen gewesen sein. So ein Auto ist am Tag vor dem Unfall im Schritttempo durch diese Straße gefahren, so als würde der Fahrer nach einem bestimmten Haus suchen. Ich hatte gerade auf meinem Balkon die Blumen gegossen, als er hier vorbeikam«, gab Frau Weinfeld wieder, was sie beobachtet hatte.

      »Konnten Sie das Nummernschild erkennen?«, fragte Danny.

      »Nein, tut mir leid, vielleicht war es aber auch gar nicht der Wagen, der Frau Kern angefahren hat. Ich kenne mich mit diesen Automarken nicht gut aus«, gab sie zu.

      »Trotzdem vielen Dank.«

      »Sehr gern«, sagte Frau Weinfeld.

      Danny begleitete sie noch zum Tresen und bat Lydia, ihr eine Überweisung in die Klinik auszustellen. Er erzählte ihr auch von Frau Weinfelds Beobachtung, und Lydia forderte sie freundlich auf, ihre Nachbarn zu fragen, ob noch jemand den Wagen gesehen hatte.

      »Ich werde mich umhören«, versprach Frau Weinfeld, verabschiedete sich von Danny und Lydia und verließ die Praxis.

      »Ich befürchte, je häufiger wir nach einem schwarzen Sportwagen fragen, umso mehr Leute werden sich irgendwann erinnern, so ein Auto gesehen zu haben, auch wenn es gar nicht wahr ist«, stellte Lydia mit einem tiefen Seufzer fest.

      »Das ist das Problem mit Zeugenaussagen, sie sind selten objektiv. Aber der Tochter einer Polizistin muss ich das nicht erklären«, entgegnete er lächelnd.

      »So ist es, Herr Doktor«, sagte Lydia und erwiderte sein Lächeln.

      *

      Franziska war in der Drogerie gewesen und hatte sich Ingwertee mit Kurkuma geholt, weil es hieß, dass diese Mischung die Bekämpfung von Entzündungen unterstützte, und das konnte, nach dem, was sie hinter sich hatte, nur von Vorteil für sie sein. Sie setzte sich auf den Rand des Brunnens in der Fußgängerzone und beobachtete das quirlige Treiben der Passanten, wie sie mit Tüten bepackt von einem Geschäft zum nächsten eilten und denen auswichen, die gemütlich von Schaufenster zu Schaufenster bummelten. Ein paar Kinder, die nach der vierten Stunde frei hatten und sich ein Eis in der Fußgängerzone kauften, wollten von ihr wissen, wann sie wieder in die Schule kommen würde.

      »Ich hoffe, bald«, sagte sie. Es tat ihr gut, als die Kinder ihr versicherten, dass sie sich darauf freuten, weil der Unterrichtung des älteren Lehrers, der sie vertrat, schrecklich langweilig sei.

      Nachdem die Kinder gegangen waren, lief sie auf ihre Krücken gestützt zur Bushaltestelle am Ende der Fußgängerzone. Dort konnte sie in den Bus steigen, der direkt vor dem Polizeirevier anhielt. Als sie ein paar Minuten später im Bus saß und auf die Straßen mit ihren gepflegten Häusern und Gärten schaute, wurde ihr bewusst, wie wohl sie sich hier fühlte. Sie mochte ihre Wohnung, und sie mochte ihre Kollegen und Kolleginnen in der Schule, und sie hoffte, dass sie bald wieder unterrichten konnte.

      Dass ihr Knie vielleicht auf Dauer in seiner Bewegung eingeschränkt sein würde, darüber wollte sie nicht nachdenken. Es hätte bedeutet, dass sie nie wieder als Sportlehrerin arbeiten konnte, und das würde ihr wehtun. Sie liebte den Sportunterricht, weil sie den Kindern in diesen Stunden den Spaß an der Bewegung vermitteln konnte. Marius, Gusti Meiers Enkel, allerdings hatte an gar nichts Spaß, verweigerte sich trotzig jedem Vorschlag und erklärte, dass er schließlich ins Fitnessstudio ging und diesen ›Babykram‹ in der Schule nicht nötig hätte.

      Lorenz wartete schon vor dem Polizeirevier, einem zweistöckigen Neubau, vor dem mehrere Streifenwagen parkten, als sie eine Viertelstunde

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