Die neue Praxis Dr. Norden 1 – Arztserie. Carmen Lindenau
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»Wie das alles ausgeht«, antwortete er und versuchte, das Kribbeln in seiner Magengrube zu ignorieren, als ein leiser Wind über sie hinwegblies und eine Strähne von ihrem Haar sein Gesicht berührte.
*
Danny war froh, dass Thea Seeger noch Dienst hatte, als sie auf dem Polizeirevier eintrafen. Olivia hatte ihn gebeten, ihn zu ihrem Gespräch mit der Kommissarin zu begleiten, und sie waren Thea in ihr Büro im ersten Stock gefolgt.
»Lässt du uns allein, Luis?«, bat Thea den jungen Mann mit dem streichholzkurzen Haar und dem sorgfältig geschnittenen Dreitagebart, der sich das Büro mit ihr teilte.
»Sicher, Boss«, sagte Luis und verließ das Zimmer.
»Jetzt sind wir unter uns. Was kann ich für Sie tun?«, wandte sich Thea an Olivia.
»Ich fühle mich verunsichert«, sagte Olivia und erzählte ihr, was sie zuvor schon Danny erzählt hatte.
»Dieser Kerl war bereit, seine Komfortzone zu verlassen und ist Ihnen an Ihren neuen Wohnort gefolgt. Er wird nicht einfach so wieder verschwinden«, stellte Thea mit besorgter Miene fest, nachdem sie alles gehört hatte.
»Nein, wird er nicht, das ist mir bewusst. Können Sie mir irgendwie helfen, ihn zu stoppen?«, fragte Olivia.
»Ich will es versuchen. Falls dieser Mann und der, der Frau Kern angefahren hat, derselbe ist, gibt es vielleicht eine Chance, ihn zu finden. Ich sichte gerade die Aufzeichnungen sämtlicher Überwachungskameras in der Nähe der Praxis, in der Hoffnung, dass dieser Sportwagen aufgenommen wurde. Da wir uns aber in einem reinen Wohngebiet befinden und die Kameras nicht auf die Straßen gerichtet sind, müssen wir hoffen, dass er irgendwo so dicht an einem Grundstück geparkt hat, dass er zu sehen ist.«
»Falls Sie ihn auf diesem Weg nicht finden?«
»Dann müssen wir darauf warten, dass er sich zeigt.«
»Das klingt nicht gut.«
»Ich weiß, aber da dieser Mann sich Ihnen noch nie wirklich genähert hat, kann ich keinen Personenschutz organisieren.«
»Das ist mir klar, das wurde mir auch schon in Heilbronn so erklärt.«
»Eines kann ich aber tun. Ich werde dafür sorgen, dass mehrmals am Tag ein Streifenwagen durch Ihre Straße fährt, um Präsenz zu zeigen. Sollte Ihnen allerdings irgendetwas merkwürdig vorkommen, egal was, rufen Sie mich an«, bat Thea.
»Das werde ich schon in meinem eigenen Interesse tun«, versicherte ihr Olivia.
»Ja, Luis, was ist?«, wollte Thea wissen, als ihr Kollege zur Tür hereinschaute.
»Frau Meier wäre dann da.«
»Schick sie rein«, bat sie ihn. »Meine Tochter meinte, ich sollte mal mit der Dame reden, wegen dieser Anschuldigungen gegen Frau Kern. Ich denke auch, Frau Meier hat eine Lektion verdient.«
»Dann werden wir uns verabschieden«, sagte Danny.
»Bleiben Sie nur da. Frau Meier hat doch gern Publikum«, entgegnete Thea schmunzelnd.
»Guten Abend, da bin ich. Was möchten Sie denn von mir wissen?«, fragte Gusti Meier, die zur Tür hereinrauschte. Aufgeregt nestelte sie am Kragen der weißen Bluse, die sie zu einer grauen Stoffhose trug. »Der Herr Doktor Norden und die Frau Doktor Mai sind auch da? Sie sagten zwar am Telefon, dass Sie mich in einer wichtigen Angelegenheit sprechen wollen, aber dass diese Angelegenheit so wichtig ist, dass wir gleich zu dritt erscheinen müssen, war mir nicht klar. Um was genau geht es denn?«, wollte sie von Thea wissen.
»Zunächst, Herr Doktor Norden und Frau Doktor Mai sind aus einem anderen Grund hier als Sie.«
»Ach ja? Und warum bin ich hier?«
»Es geht um den Straftatbestand der Verleumdung«, klärte Thea sie auf, warum sie auf dem Revier erscheinen sollte. »Ihnen muss klar sein, dass einer Person, die die Unwahrheit über eine andere Person verbreitet und sie in der Öffentlichkeit diffamiert, eine Gefängnisstrafe bis zu zwei Jahren droht. Sollten diese Anschuldigungen schriftlich oder im Rahmen einer Versammlung, zum Beispiel in einem Café, erfolgen, drohen sogar bis zu fünf Jahre Gefängnis. Ich wollte nur, dass Sie das wissen.«
»Die Wahrheit darf ich aber schon noch sagen«, entgegnete Gusti beleidigt.
»Sicher, aber können Sie das, was Sie über Frau Kern verbreiten, beweisen?«
»Dass sie meinem Enkel schlechte Noten gibt, ist ja wohl Beweis genug, dass sie nach Sympathie handelt.«
»Möglicherweise ist es aber doch so, dass Ihr Enkel diese Noten verdient hat.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Woher wollen Sie es denn wissen?«
»Andere Leute sagen das auch, und dann wird es schon stimmen«, behauptete Gusti.
»Dann sollten auch diese anderen Leute gut darüber nachdenken, was sie so verbreiten. Oder soll ich den Paragraphen 187 noch einmal zusammenfassen, Frau Meier?«
»Schon gut, ich habe verstanden.«
»Das hoffe ich doch sehr. Einen schönen Abend noch, Frau Meier. Danke, dass Sie hier waren.« Thea kam hinter ihrem Schreibtisch hervor und hielt Gusti die Tür auf.
»Bitte sehr«, entgegnete Gusti schnippisch, ohne sich noch einmal umzudrehen.
»Ich glaube, das hat ihr nicht gefallen«, sagte Danny, nachdem die Tür hinter Gusti zugefallen war.
»Nein, ganz bestimmt nicht. Ich hoffe aber, dass sie meine Ansprache zum Nachdenken bringt. Was Ihren Fall betrifft, tut es mir wirklich leid, dass ich nicht mehr für Sie tun kann«, entschuldigte sich Thea mit einem bedauernden Achselzucken, als Danny und Olivia sich gleich darauf von ihr verabschiedeten. »Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich etwas Neues weiß«, versprach sie den beiden und brachte sie zur Tür. Sie würden ein schönes Paar abgeben, dachte Thea, als sie danach aus dem Fenster auf die Straße schaute und Danny und Olivia aus dem Polizeirevier kommen sah.
Auch Gusti Meier, die an der Bushaltestelle stand, beobachtete die beiden. Sie hielt ihr Telefon in der Hand und telefonierte mit Antonia, ihrer besten Freundin. »Ich sage dir, es ist genauso, wie ich vermute, der neue Herr Doktor und die zugezogene Psychologin sind ein Paar«, verkündete sie die Neuigkeit, für deren Verbreitung sie sorgen wollte.
*
»Vielleicht sollte ich besser schon aussteigen«, schlug Olivia vor, als sie nur noch ein paar Straßen von ihrem Haus entfernt waren.
»Nein, das sollten Sie nicht tun.« Danny hielt auf dem Seitenstreifen der befahrenen Hauptstraße an und stellte den Motor der luxuriösen Limousine ab, die er sich vor Kurzem geleistet hatte. Als Geschenk für seine verletzte Seele.
»Hören Sie, Frau Doktor Mai, wir haben keine Ahnung, wo und wann und ob dieser Mann uns beobachtet.«
»Vermutlich haben Sie recht«, stimmte sie ihm zu.
»Dann