Das dritte bis sechste Buch Esra. Hermann Gunkel

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das dritte bis sechste Buch Esra - Hermann Gunkel страница 11

Das dritte bis sechste Buch Esra - Hermann Gunkel Die verlorenen Bücher der Bibel (Digital)

Скачать книгу

Siehe, Tage kommen, da werden die Erdenbewohner von gewaltigem Schrecken[2] erfaßt,

      ’das Gebiet‘[3] der Wahrheit wird verborgen sein,

      ’und das Land des Glaubens ohne Frucht‘[4].

      2 Da wird der Ungerechtigkeit viel sein, mehr noch, als du jetzt selber siehst, und als du von früher gehört hast. 3 Das Land aber, das du jetzt herrschen siehst, wird wegelose Wüste[5] sein; man wird es verlassen sehen: 4 fristet dir der Höchste das Leben, so[6] wirst du es nach dreien Zeiten[7] in Verwirrung sehen.

      Da wird plötzlich die Sonne bei Nacht scheinen

      und der Mond am Tage.

      5 Von Bäumen wird Blut träufeln[8];

      Steine werden schreien[9].

      Die Völker kommen in Aufruhr,

      die ’Ausgänge‘[10] in Verwirrung;

      6 und zur Herrschaft kommt, den die Erdenbewohner nicht erwarten[11]. Die Vögel wandern aus[12]; 7 das Meer von Sodom bringt Fische[13] hervor[14] und brüllt des Nachts mit einer Stimme[15], die viele nicht verstehen, aber alle vernehmen[16].

      8 An vielen Orten[17] thut sich der Abgrund auf[18],

      und lange Zeit bricht das Feuer[19] hervor.

      Da verlassen die wilden Tiere ihr Revier. Weiber gebären Mißgeburten[20]. 9 Im süßen Wasser findet sich salziges[21]. Freunde bekämpfen einander plötzlich[22].

      Da verbirgt sich die Vernunft,

      und die Weisheit flieht in ihre Kammer[23];

      10 viele suchen sie und finden sie nicht.

      Der Ungerechtigkeit aber und Zuchtlosigkeit wird viel sein auf Erden. 11 Dann fragt ein Land das andere und spricht: Ist etwa die Gerechtigkeit, die[24] das Rechte thut, durch dich gekommen? und es wird antworten: nein[25]!

      12 In jener Zeit werden die Menschen hoffen und nicht erlangen,

      sich abmühen und nicht zum Ziele kommen[26]. —

      13 Diese Zeichen dir zu sagen, ist mir erlaubt worden; wenn du aber nochmals betest und wie heute weinst und sieben Tage lang fastest[27], wirst du aufs Neue Dinge erfahren, die größer sind als diese[28].

      

       Schluß

      

      14 Da erwachte[29] ich: mein Leib schauderte gewaltig, und meine Seele ward ohnmächtig vor Ermattung[30]. 15 Aber der Engel, der mir erschienen war, der mit mir[31] sprach, hielt mich fest, stützte mich und stellte mich auf die Füße[32].

      16 In der folgenden Nacht aber kam der Fürst des Volkes, Phaltiel[33], zu mir und sprach zu mir: Wo warst du? Weshalb ist dein Antlitz so verstört? 17 Oder weißt du nicht, daß Israel im Lande seiner Verbannung dir anvertraut ist? 18 Steh also auf, iß ’einen Bissen‘[34] Brot und laß uns nicht im Stich, dem Hirten gleich, der seine Herde den bösen Wölfen preisgiebt! 19 Ich sprach zu ihm: Verlaß mich und komm vor sieben Tagen nicht wieder; wenn du dann zurückkehrst, ’will ich dir Aufschluß geben‘[35]. Als er dies hörte, verließ er mich.

      Zweites Gesicht.

      

      20 So fastete ich sieben Tage unter vielen Klagen und Thränen, wie mir der Engel Uriel geboten hatte. 21 Als aber die sieben Tage um waren, begannen die Gedanken meines Herzens mich mächtig zu bedrängen. 22 Da bekam meine Seele den Geist der Einsicht[36], und ich begann nochmals vor dem Höchsten Worte zu sprechen:

       Warum hat Gott sein einziges, auserwähltes Volk den Heiden preisgegeben?

      23 Ich sprach[37]: Ach Herr Gott, aus allem Walde der Erde und all[38] seinen Bäumen hast du ’dir‘[39] den einen Weinstock[40] ’erwählt‘,[41] 24 aus allen Ländern der Welt die eine Pflanzgrube[42] ’ausgesucht‘ [41], aus allen Blumen des Erdkreises die eine Lilie ’erkoren‘,[41] 25 vor allen Tiefen des Meeres hast du Wachstum[43] gegeben dem einen Bach, aus allen Städten, die je gebaut sind, nur Zion dir selber geheiligt, 26 aus allen Vögeln, die du geschaffen, die eine Taube dir berufen[44], aus allen Tieren, die du gebildet, das eine Schaf ersehen[45], 27 aus allen Völkern, deren so viel ist, das eine Volk dir erworben[46] und das Gesetz, das du ’unter‘[47] allen[48] ausgesucht[49], hast du dem Volke, das du begehrt hast, verliehen. — 28 Jetzt aber, Herr, weshalb hast du das Eine den Vielen preisgegeben, hast den einen Sproß[50] vor den anderen ’in Schmach gebracht‘[51] und dein einziges Eigentum[52] unter die Vielen zerstreut? 29 Weshalb haben, die deinen Verheißungen widersprochen haben, die niedertreten dürfen, die deinen Bündnissen geglaubt haben? 30 Ja, wenn du deinem Volk auch gram geworden wärest, so ’hättest du es doch züchtigen müssen‘[53] mit eigener Hand[54]!

      

       Dennoch liebt Gott Israel noch immer.

      

      31 Als ich diese Worte gesprochen hatte, ward[55] der Engel zu mir gesandt, der schon in verflossener Nacht zu mir gekommen war. 32 Er sprach zu mir:

      Höre mir zu, so will ich dich lehren;

      merk auf mein Wort, so will ich weiter[56] zu dir sprechen.

      33 Ich sprach: Rede, Herr! Er sprach zu mir: Die Sinne vergehen dir[57] über Israels Geschick? Hast du es denn mehr lieb als sein Schöpfer[58]?

      

       Dies Problem ist für Menschen unlösbar.

      

      34 Ich sprach: Nein, Herr; aber vor Schmerzen habe ich reden müssen; denn jede Stunde aufs Neue blutet mir das Herz, wenn ich die Wege des Höchsten erfassen möchte und seines Gerichtes ’Spruch‘[59] erspähen! 35

Скачать книгу