Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher
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»So sieht man sich also wieder«, meinte Tobias, während sie sich im Takt das langsamen Walzer bewegten. »Ich hoff’, Sie sind mir net mehr bös’, wegen neulich?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ach wo«, meinte sie. »Im übrigen kannst’ ruhig du zu mir sagen. Ich heiß Katharina Steingruber, aber Kathi reicht.«
»Angenehm«, lächelte er. »Tobias Berghofer.«
Zu seiner Überraschung nickte sie.
»Ich weiß.«
»Tatsächlich?« fragte er erstaunt. »Woher...?«
»Die Spatzen pfeifen’s vom Dach, daß du wieder da bist«, erwiderte Kathi.
»So? Ich hab’ noch gar nix gehört.«
»Das kommt davon, daß’ dich in deinem Haus verkriechst und net unter die Leute gehst.«
»Na ja, wie du siehst, bin ich ja nun unter den Leuten«, meinte er. »Was pfeifen s’ denn noch so, die Spatzen?«
Sie lächelte, aber in Wirklichkeit gar ihr gar nicht danach zumute, denn offenbar ließen die Leute kein gutes Haar an Tobias Steingruber.
Zumindest hatte sie den Eindruck, wenn sie ihren Vater reden hörte...
»Ach, das übliche Gerede halt«, antwortete Kathi nur. »Wo du
wohl gesteckt hast, all die Zeit, und warum du wieder heimgekehrt bist.«
»Komisch, was die Leute alles so interessiert.«
Der Tanz war zu Ende, aber weder sie, noch er machten Anstalten, die Tanzfläche zu verlassen. Statt dessen nahm Tobias erneut ihren Arm, und sie tanzten weiter.
»Mich würd’s auch interessieren, wo du warst und was du da erlebt hast«, sagte die Bauerntochter. »Das heißt, du hast ja schon Afrika erwähnt. Aber wo genau?«
»Ich war in Kenia«, antwortete er. »Dort hatte ich eine kleine Farm.«
»Das mußt du mir aber genauer erzählen!«
Tobias lächelte. Kathi Steingruber schien wirklich daran interessiert zu sein, ohne irgendeinen Hintergedanken. Ihr ging es wohl nicht um den üblichen Dorftratsch, sondern um ihn und seine Geschichte an sich.
»Gern«, nickte er. »Aber hier ist wohl net der rechte Ort.«
»Dann treffen wir uns morgen«, sagte sie sofort. »Ich komm’ dich besuchen.«
Oha, dachte er verblüfft, die geht aber ran!
»Glaubst’ wirklich, daß das so ein guter Gedanke ist?« fragte er zweifelnd. »Was werden die Leute dazu sagen, wenn sie dich bei mir sehen?«
Kathi blinzelte ihn an.
»Das ist mir völlig egal«, entgegnete sie selbstbewußt. »Ich kann schließlich machen, was ich will!«
Wieder mußte er lächeln. Und Tobias stellte fest, daß ihm die junge Frau immer besser gefiel. Fast spürte er schon so etwas wie ein zärtliches Gefühl, wenn er sie anschaute.
Doch dann sah er Patricias Gesicht, und biß sich auf die Lippe.
Kathi entging der wechselnde Ausdruck seines Gesichts nicht.
»Ist etwas?« fragte sie.
Tobias schüttelte den Kopf.
»Also dann, morgen nachmittag um drei«, sagte sie.
»Okay. Ich werd’ einen Kuchen backen.«
*
»Wer ist denn der Kerl, mit dem deine Kathi da tanzt?«
Florian Waldner sah den jungen Burschen, der ihn eben angesprochen hatte, mit glasigen Augen an.
»Meine Kathi?« entgegnete er mit schwerer Zunge. »Hat sich was! Das war einmal.«
Georg Heppner war erstaunt.
»Wie, seid ihr auseinander? Das hab’ ich ja gar net gewußt.«
Er deutete mit dem Kopf zur Tanzfläche, auf der Kathi und Tobias sich drehten.
»Wegen dem etwa?«
Florian stand schon eine ganze Weile am Tresen und ertränkte seinen Kummer in Obstler und Bier. Sein Versuch, wieder mit der hübschen Bauerntochter zusammenzukommen, war kläglich gescheitert. Dabei war er sicher gewesen, daß es gar nicht ernst gemeint war, als Kathi ihm den Laufpaß gegeben hatte. Frauen hatten eben manchmal ihre Launen, damit mußte man sich einfach abfinden und sie gewähren lassen. Es war ja auch nicht das erste Mal, daß es zwischen ihnen gekriselt hatte. Aber das mußte ja noch lange nicht heißen, daß die Beziehung endgültig zu Ende war.
Hatte er jedenfalls angenommen.
Dabei hatte es so schön angefangen. Genau hier, auf einem der Tanzabende, waren sie sich nähergekommen. Florian hatte schon lange ein Auge auf Kathi geworfen, und auch ein wenig Berechnung steckte dahinter. Als zweitgeborener Sohn kam er als Erbe nicht in Frage, den elterlichen Hof würde einmal sein älterer Bruder übernehmen. Ihm blieb nur, für Thomas zu arbeiten, oder sich nach einer Hoferbin umzusehen. Aber davon gab es im Wachnertal so viele nun auch wieder nicht. Da war die Aussicht, eines Tages Kathi Steingruber zu heiraten, schon so etwas wie ein Sechser im Lotto.
Der Heppner-Georg stieß ihn an.
»Willst’ dir das wirklich gefallen lassen?« stänkerte er weiter. »Stell’ dir doch mal vor, was dir da durch die Lappen geht.«
»Das weiß ich selbst«, erwiderte Florian ungehalten. »Aber was soll ich denn machen?«
»Ihm eins auf die Nase geben!« lachte der Knecht, der auf dem Brandnerhof arbeitete.
Florian Waldner sah ihn stumm an. Er wußte, daß der Schorsch, wie Heppner allgemein gerufen wurde, immer dabei war, wenn es eine Rauferei gab. Allerdings nie als Beteiligter, sondern immer nur als johlender Zuschauer, der die Kontrahenten durch sein Geschrei noch weiter anzustacheln suchte.
Außerdem hatte er selbst einmal versucht, mit Kathi anzubändeln, und natürlich hatte er dabei auch den Bauernhof im Auge gehabt. Indes waren seine Chancen bei ihr nie sehr groß gewesen.
»Eins auf die Nase geben und ihm klarmachen, daß der Bursche sich net einfach ein Madl schnappen kann, wie’s ihm gefällt«, bohrte Heppner weiter. »Mensch, Florian, jetzt laß dir doch net den Schneid abkaufen. Zeig’s ihm!«
Der Bauernsohn nahm einen weiteren Schluck aus dem Bierkrug und wischte sich hinterher über die Lippen.
Recht hat er ja, der Schorsch, dachte er. Wahrscheinlich ist der Kerl der Grund, warum die Kathi mit mir Schluß gemacht hat.
Aber die Gelegenheit war eigentlich ungünstig. Er selbst merkte, daß er zuviel getrunken hatte und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, und der Bursche da drüben, der so