Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 13
Die junge Frau blickte den Geistlichen entsetzt an. Ihr war plötzlich heiß und kalt geworden.
»Wer… wer ist es denn?« fragte sie mit tonloser Stimme.
»Kommissar Hellwig, hat er gesagt.«
Maria atmete erleichtert auf. Für einen Moment hatte sie geglaubt, es könne Thorsten Gebhard sein. Aber das war eigentlich unmöglich. Er wußte ja nicht, daß sie sich hier im Pfarrhaus aufhielt.
Sebastian hatte indes dasselbe gedacht. Aber der Millionendieb hatte gar keine Veranlassung hier anzurufen. Vermutlich wußte er noch nicht einmal, daß Maria überhaupt nicht mehr in München war.
Sie nahm den Hörer, den Sophie Tappert daneben gelegt hatte, auf und nannte ihren Namen.
»Guten Abend, Frau Berger«, vernahm sie die Stimme Wolfgang Hellwigs. »Entschuldigen Sie bitte die Störung.«
»Keine Ursache«, entgegnete Maria. »Was gibt’s denn?«
Der Beamte räusperte sich.
»Tja… äh, also ich würde Sie gerne zum Essen einladen…«, sagte er stockend.
»Mich?« rief sie überrascht. »Dürfen Sie das überhaupt? Ich meine, wo ich doch verdächtigt werde…«
»Bitte, vergessen Sie das mal«, antwortete Wolfgang Hellwig. »Ich möchte mich gerne mit Ihnen unterhalten. Haben Sie Lust?«
»Ja…«, sagte sie, und es klang sehr zögerlich.
»Geht’s heut’ abend schon?«
Sie überlegte. Die Haushälterin hatte schon den Abendbrotstisch gedeckt, aber es wurde ohnehin kalt gegessen. Sophie Tappert hatte nicht gekocht.
»Also gut«, erwiderte sie.
»Dann um sieben vor dem Hotel?«
»In Ordnung, ich werde da sein.«
»Schön, Frau Berger. Ich freue mich.«
Es klickte in der Leitung, als er einhängte. Maria stand noch einen Moment nachdenklich am Telefon, ehe sie ins Wohnzimmer zurückging.
»Herr Hellwig hat mich zum Abendessen eingeladen«, sagte sie.
Sebastian war nicht weniger erstaunt als sie.
»Ich weiß nur net, warum«, fuhr Maria fort. »Will er auf diese Weise versuchen, etwas aus mir herauszubekommen?«
»Das glaub’ ich net«, schüttelte der gute Hirte von St. Johann den Kopf. »Wenn er sagt, daß sich der Verdacht gegen dich abschwächt, warum sollte er dann anders herum versuchen, Informationen aus dir herauszulocken? Abgesehen davon, daß du ihm ohnehin keine liefern kannst.«
Schritte erklangen im Flur, und Claudia Trenker trat ein.
»Grüß euch«, sagte die Journalistin. »Ich wollt’ mich bei euch zum Abendessen einladen. Max hat Nachtdienst. Die Grenze zu Österreich ist abgeriegelt, und da müssen alle Polizeibeamten ran.«
Sebastian lächelte seine Schwägerin an.
»Freilich kannst’ mit uns essen«, sagte er. »Max hat dir wahrscheinlich erzählt, daß Thorsten Gebhard dort gesehen wurde, oder?«
Claudia nickte.
»Offenbar ist der Mann ständig unterwegs«, berichtete sie und sah Maria an. »Einmal hieß es, er sei in der Nähe von Salzburg. Zuletzt allerdings kam eine Meldung aus Kufstein.«
»Ach, so nah ist er schon?«
Sebastian schüttelte den Kopf.
»Offenbar will er tatsächlich wieder nach Deutschland zurück. Aber warum ausgerechnet hierher?«
»Darüber können Max und seine Kollegen nur Mutmaßungen anstellen«, antwortete Claudia. »Aber wenn er es wirklich vorhat, dann wird es net einfach sein, ihn zu stellen.«
Der Geistliche nickte. Er wußte, was seine Schwägerin meinte. Am offiziellen Grenzübergang würde Thorsten Gebhard es bestimmt nicht versuchen. Aber wenn er auf der österreichischen Seite die Grenze entlang nach Süden fuhr, würde er irgendwann zum Kogler kommen, dem Berg, auf dessen anderer Seite St. Johann lag. Wollte er versuchen, dort nach Deutschland zu wechseln, würden es die Polizisten schwer haben. Der Kogler bot viele Möglichkeiten, sich zu verstecken. Selbst bei Tag war Thorsten Gebhard dort verhältnismäßig sicher.
Vorausgesetzt, er hatte die richtige Ausrüstung dabei.
*
Maria ging mit klopfendem Herzen zu der Verabredung. Wolfgang Hellwig wartete schon vor dem Hotel. Er freute sich offensichtlich, daß sie seiner Einladung gefolgt war.
»Ich habe einen Tisch in der Gaststube reserviert«, sagte er nach der Begrüßung.
Galant hielt er ihr die Tür auf. Eine Haustochter stand hinter dem Tresen und nickte ihnen zu. Der Beamte nannte seinen Namen, und das Madel führte sie zu einem Tisch, der in einer Ecke stand.
Maria war sicher, vor Aufregung keinen Bissen herunterzubekommen. Der Mann, der ihr jetzt gegenüber saß, hatte sie hart verhört und ihre Worte immer wieder als Lügen bezeichnet, mit denen sie sich und den flüchtigen Verbrecher schützen wollte.
Doch jetzt sah sie Wolfgang Hellwig in einem ganz anderen Licht. Zum ersten Mal betrachtete sie sein Gesicht. Im Polizeipräsidium war es ihr nicht halb so sympathisch vorgekommen wie jetzt. Die Haustochter brachte die Speisenkarten und erkundigte sich nach ihren Getränkewünschen. Der Beamte bestellte für sich ein Bier, während Maria ein Mineralwasser wählte. Essen wollte sie nur einen Salatteller, Wolfgang nahm eine kalte Platte.
»Was verschafft mir eigentlich die Ehre dieser Einladung?« fragte sie, nachdem die Bestellung aufgegeben war.
Er trank einen Schluck Bier und wischte sich den Schaum von den Lippen.
»Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Frau Berger«, antwortete der Kriminalhauptkommissar. »Thorsten Gebhard versucht die Grenze nach Bayern zu überschreiten. Wir wissen es, weil er immer wieder versucht, Sie zu Hause in München telefonisch zu erreichen. Sein Handy wurde geortet. Gott sei Dank dauern die Gespräche immer so lange, weil Ihre Rufumleitung aktiviert ist, und wir, beziehungsweise die Kollegen in Österreich, Zeit genug haben, die Ortung durchzuführen. Zwar konnten wir seiner noch nicht habhaft werden, aber es besteht gar kein Zweifel mehr daran, daß es sich bei dem Anrufer um Thorsten Gebhard handelt. Wer sonst in Österreich sollte Sie so dringend sprechen wollen?«
»Ich kenne dort niemanden«, nickte Maria.
»Genau das haben wir überprüft«, fuhr Wolfgang fort. »Das Problem ist, daß es an der Grenze entlang genug Verstecke gibt, in denen sich Dr. Gebhard verkriechen kann. Es kann unter Umständen Tage, wenn nicht gar Wochen dauern, bis wir ihn fassen. Ich möchte Sie daher bitten, uns zu helfen.«
Maria sah ihn erstaunt an.
»Ich? Wie denn?«
»Indem