Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 79

Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

Скачать книгу

in den darauffolgenden Tagen zum Hirschlerhof. Die Familie war sich einig, daß sie zusammenstehen und dem Großvater helfen mußte. Sebastian war glücklich, daß zumindest in dieser Hinsicht alles in Ordnung war, aber er spürte, daß die Ungewißheit über das, was Franz Gruber vorhatte, an ihren Nerven zerrte. So gut er konnte, sprach er ihnen Trost zu und versicherte, daß sie jederzeit bei ihm anrufen könnten, wenn etwas Ungewöhnliches geschehen sollte.

      Max konnte auch nichts Neues berichten. Er beobachtete Franz Gruber immer wieder mal, doch der gab sich ganz wie ein Tourist. Wanderte ein wenig in der Gegend umher, den Leihwagen hatte er am Vortage zurückgegeben, oder saß im Kaffeegarten des Hotels.

      Auch Andreas und Marion hatten versucht, ihren Gast in ein Gespräch zu verwickeln, doch der gab gleich zu verstehen, daß ihm daran nicht gelegen war. Und dann wurde die Spannung immer größer.

      Es waren noch zwei Tage, bis das Ultimatum ablief, das Gruber dem Bauern gestellt hatte…

      An diesem Donnerstagmorgen klingelte schon in aller Frühe das Telefon im Pfarrhaus. Sebastian, der stets früh aufstand, nahm den Hörer ab und hörte Marions Stimme.

      »Stell dir vor, der Gruber ist ausgezogen«, sagte die Frau seines Cousins.

      »Was, jetzt schon?« rief der Geistliche verwundert. »Aber hatte er net bis Samstag gebucht?«

      »Allerdings«, bestätigte Marion Trenker. »Aber eben grad bin ich durch den Flur gegangen und habe gesehen, daß seine Zimmertür aufsteht. Ich habe gerufen, und als keine Antwort kam, bin ich hineingegangen. Ich weiß eigentlich gar nicht warum, aber irgendwie hatte ich so ein komisches Gefühl. Und tatsächlich, seine ganzen Sachen waren fort, und auf dem Tisch lag ein Scheck, ausgestellt auf den gesamten Mietbetrag, bis einschließlich Samstag…«

      »Das ist ja eine seltsame Geschichte«, meinte Sebastian nachdenklich. »Sollte Gruber tatsächlich seinen Plan aufgegeben haben und abgereist sein?«

      »So schaut’s jedenfalls aus.«

      »Hm, dann müßte er eigentlich noch an der Haltestelle stehen«, überlegte der Bergpfarrer laut. »Der erste Bus in die Stadt geht erst in einer guten Stunde. Vorausgesetzt, er will tatsächlich zum Zug…«

      »Möglicherweise ist er aber schon gestern abend gegangen«, warf Marion ein. »Das Bett sah jedenfalls nicht so aus, als ob er darin geschlafen hätte.«

      »Gestern schon? Könnt’ natürlich sein. Ich geh’ trotzdem mal zum Hotel hinüber.«

      Er bedankte sich für den Anruf und sagte seiner Haushälterin Bescheid, daß er gleich wieder zurück sein würde. Als er am Polizeirevier vorüberging, kam gerade Claudia aus der Tür. Die Journalistin war auf dem Weg zur Arbeit.

      »Grüß dich, Sebastian«, sagte sie überrascht. »Wohin willst’ denn schon so früh am Morgen?«

      Der Bergpfarrer erklärte es ihr. Max kam ebenfalls heraus, um sich von seiner Frau zu verabschieden. Er war nicht weniger überrascht, seinen Bruder zu sehen, als die Journalistin.

      »Na ja«, meinte der Polizeibeamte, »wär’ doch schön, wenn wir endlich Ruhe vor dem Burschen hätten.«

      »Ich weiß net recht«, meinte Sebastian. »Irgendwie trau’ ich dem Frieden net. Mir kommt’s eher so vor wie die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm.«

      Als er das sagte, ahnte er nicht, wie recht er mit dieser Annahme haben sollte…

      An der Haltestelle stand noch niemand, der auf den Bus in die Stadt wartete. Sebastian ging ein paar Schritte, um zu schauen, ob Franz Gruber sich vielleicht in der Nähe aufhielt. Auch in den Kaffeegarten und das Hotel schaute er hinein. Doch den Mann, den er suchte, konnte er nirgendwo entdecken. Eine Hotelangestellte, die er fragte, schüttelte den Kopf. Sie hatte niemanden gesehen, auf den die Beschreibung paßte.

      Noch einmal wartete der Geistliche ein paar Minuten ab, dann ging er zum Pfarrhaus zurück. Er war immer noch davon überzeugt, daß Gruber sich immer noch irgendwo hier aufhielt, und Sebastian war sich sicher, daß die Sache noch längst nicht ausgestanden war.

      Nach dem Frühstück fuhr er zum Hirschlerhof hinauf. Es war unumgänglich, daß er Hubert und dessen Familie über das Verschwinden Grubers unterrichtete.

      Auf dem Hof mußte man sich auf alles gefaßt machen!

      *

      Franz Gruber schaute sich in der Hütte um. Schon vor einigen Tagen hatte er sie entdeckt und herausgefunden, daß sie einem Bauern gehörte, der sie aber kaum nutzte. Die meiste Zeit stand die Hütte leer und diente nur hin und wieder Wanderern, die auf ihrem Ausflug von einem Unwetter überrascht wurden, als Unterschlupf.

      Es war ein ideales Versteck. Hoch oben im Bergwald gelegen, zwischen Tannen verborgen, stand die Hütte und war wie geschaffen für Grubers Zwecke.

      Natürlich hatte er bemerkt, daß der Bruder des Geistlichen ihn beobachtete, und das hatte ihn gewaltig gestört. Als er darüber nachdachte, welche Maßnahmen er gegen Hubert Hirschler ergreifen wollte, kam ihm diese Hütte wieder in den Sinn. Gruber überlegte sich, wie er es anstellen konnte, der Überwachung durch den Polizisten zu entgehen und ersann einen Plan.

      Erst einmal suchte er ein paar Sachen aus dem Kleiderschrank und legte sie beiseite. Den Rest packte er in den Koffer, den er im Schutze der Dunkelheit zu dem Leihwagen brachte. Am nächsten Tag fuhr er in die Stadt. Den Koffer gab er bei der Gepäckaufbewahrung auf und brachte das Auto zu der Verleihfirma zurück. Mit dem Bus fuhr er wieder nach St. Johann.

      Als er daran ging, seinen Plan umzusetzen, legte er die restliche Kleidung in seinen Rucksack und kaufte einige Lebensmittel ein, Brot vor allem und Dauerwurst. Dann wartete er, bis es dunkel wurde und verließ die Pension, nachdem er den Scheck ausgeschrieben hatte.

      Wo die Hütte lag, hatte er sich ganz genau eingeprägt. Es war eine wolkenlose Vollmondnacht, außerdem hatte er eine Taschenlampe dabei. Franz Gruber hatte kein Problem, die Hütte wiederzufinden, die für die nächste Zeit sein Zuhause sein sollte.

      Nach Mitternacht kam er dort an. Grinsend baute er sich ein Bett aus den Decken, die er hier gefunden hatte. Der Geruch störte ihn nicht, als er sich niederlegte. Statt dessen war er in Gedanken bei den überraschten Gesichtern, die die Wirtsleute machen würden, wenn sie entdeckten, daß er ›abgereist‹ war…

      Und vor allem Pfarrer Trenker würde dumm schauen!

      Mit einem spöttischen Lächeln drehte er sich auf die Seite und schloß die Augen. Das einzige, was ihn beschäftigte, war sein Mobiltelefon. Als er aus der Pension auszog, mußte er überrascht feststellen, daß der Akku seines Handys sich offenbar entladen hatte. Gruber wollte ihn schnell noch aufladen, doch der Akku schien defekt zu sein. Immer wieder versuchte er es, blieb aber ohne Erfolg, und nun gab es vorläufig keine Gelegenheit für ihn, sich mit Lina in Verbindung zu setzen.

      Indes schob Franz Gruber dieses Problem erst einmal beiseite und versuchte zu schlafen. Alles andere würde sich schon finden.

      Allerdings war an Schlaf nicht zu denken, denn es war fürchterlich kalt in der Hütte. Die Decken wärmten kaum, und Gruber fror erbärmlich. Gerne hätte er einen heißen Kaffee oder Tee getrunken, aber es gab keinen elektrischen Strom, er konnte nicht einmal heißes Wasser machen.

      Als der Morgen graute, hatte Gruber immer noch nicht geschlafen. Er stand auf und ging auf und ab, wobei er fröstelnd

Скачать книгу