Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Paket

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nicht mehr hörte. Sein regelmäßiger Atem verriet, dass er seiner Genesung entgegen schlief. Eine Weile saß sie noch am Bett. Sie genoss die Gelegenheit, ihn ausgiebig ansehen zu können. Jede Kleinigkeit seiner Gesichtszüge sog sie auf wie ein Schwamm, entdeckte das Muttermal auf seiner linken Wange und die feine Narbe über dem Auge. Dabei flatterte ihr Herz wie ein aufgeregter, kleiner Vogel in ihrer Brust. Sie hätte den Rest des Tages dort sitzen und den Pfleger anhimmeln können. Er war so anders als die Männer, die sie bisher kennengelernt hatte. Ein grelles Scheppern – wahrscheinlich eine Nierenschale, die auf den Boden gefallen war – riss sie aus ihren Gedanken.

      Ohne lange darüber nachzudenken, streckte Sophie die Hand aus und streichelte Jakobs Wange. Dann musste sie sich wohl oder übel wieder an die Arbeit machen, nichtahnend, dass sie Jakobs Lächeln hinausbegleitete.

      *

      Allmählich neigte sich auch dieser lange, ereignisreiche Tag seinem Ende entgegen. Die Luft war schwer vom Blütenduft, ein warmer Windhauch bewegte die Zweige von Sträuchern und Bäumen. Die Folie in Fees Hand blähte sich und knisterte.

      »Ein Glück, dass Sommer ist.« Felicitas Norden stand auf der Leiter. Mit einer Hand hielt sie die Plastikplane fest, die andere streckte sie zu Dési aus. Die reichte ihr einen Streifen Klebeband, mit dem Fee die Folie am verbliebenen Glas befestigte. »Sonst würden wir heute Nacht glatt erfrieren.«

      »Wann kommt der Glaser?«

      »Am Montagvormittag. Dummerweise habe ich Frühdienst.« Fee befestigte ein weiteres Stück Klebeband, diesmal etwas weiter unten.

      Dési trat einen Schritt zurück und betrachtete das Kunstwerk.

      »Gar nicht mal so schlecht. Das könnte ein neuer Trend werden.«

      Mutter und Tochter lachten noch, als Joshua mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf die Treppe hinunter schlich.

      »Keine Kinder! Niemals«, verkündete er. Er ließ sich in den Sessel fallen, um gleich darauf mit einem spitzen Schrei wieder aufzuspringen. Eine übrig gebliebene Scherbe steckte in seinem Allerwertesten.

      Mit spitzen Fingern erlöste seine Freundin ihn von der Pein. Bevor sich Joshua ein zweites Mal setzte, untersuchte Dési die Polstermöbel noch einmal genau.

      Endlich konnte er alle Glieder von sich strecken. Dési stand vor ihm und betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn.

      »So schlimm?«

      »Drei Mal musste ich Paul Kasperl und das Krokodil vorspielen. Danach wollte er unbedingt Balu sehen. Du weißt schon, das ist der Bär aus dem Dschungelbuch.

      Natürlich erinnerte sich Dési. Doch es war Fees Stimme, die aus dem Hintergrund erklang. »Probier’s mal mit Gemüt­lichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit …«, trällerte sie gut gelaunt vor sich und legte ein paar Tanzschritte auf’s Parkett.

      Dési lachte. Doch Joshua entkam noch nicht einmal ein Lächeln.

      »Am Ende habe ich Paul gefühlt eure gesamte Kinderbuchsammlung vorgelesen. Darüber ist er endlich eingeschlafen.« Sein Seufzen kam aus tiefster Seele.

      »Selbst schuld, wenn du ein so begnadeter Schauspieler und Vorleser bist«, spottete Dési gutmütig und sprang ihrer Mutter zu Hilfe, die die Leiter zusammenklappte. »Bei mir flehen die Kinder meistens schon nach fünf Minuten um Gnade.«

      In ihre Worte hinein klingelte ein Handy. Joshua verdrehte die Augen.

      »Bitte, bitte geh du ran. Ich kann nicht mehr.«

      Dési tat ihm den Gefallen und meldete sich.

      »Hallo, Herr Wiesenstein«, begrüßte sie Joshuas Vater. »Joshua lässt sich entschuldigen. Er liegt im Kinderkoma.« Es hatte ein Scherz sein sollen.

      Doch Adrian ging nicht darauf ein.

      »Kannst du ihm bitte ausrichten, dass seine Mutter in der Klinik liegt.

      »Waaas?«

      »Keine Panik. Es ist alles in Ordnung. Ich hatte nur keine Gelegenheit, früher anzurufen.« In knappen Worten erklärte Adrian, was passiert war. »Mich will Paola nicht sehen. Aber ich denke, es wäre eine gute Idee, wenn sich Joshua bei ihr blicken ließe, um sich mit ihr auszusprechen.« Er machte eine kleine Pause. »Zwischen den beiden hat lange genug Eiszeit geherrscht«, fuhr er heiser fort.

      Désis Herz wurde weich wie Watte.

      »Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Wiesenstein. Joshua weiß genau, wo er hingehört«, erklärte sie feierlich und versprach, Joshua die Botschaft auszurichten.

      Der hing noch immer wie ein Vogel mit gebrochenen Schwingen im Sofa.

      »Wenn du Kinder willst, bin ich auf jeden Fall der falsche Mann«, erklärte er mit geschlossenen Augen. »Was wollte Papa?«

      Dési lachte leise.

      »Keine Panik. Die Papa-Nummer hat noch Zeit. Zuerst einmal musst du ein guter Sohn sein und dich um deine Mum kümmern. Sie liegt mit einem gebrochenen Bein in der Klinik. Aber keine Sorge, es ist alles okay.«

      Schlagartig kam wieder Leben in Joshua.

      »Meine Eltern sind auch nicht viel besser als Kinder«, sagte er kopfschüttelnd zu Fee, als er sich zum Aufbruch rüstete. »Ständig muss man aufpassen, dass sie keine Dummheiten machen.« Er umarmte sie kurz.

      Dési begleitete ihn zur Tür.

      »Soll ich mitkommen?«, fragte sie.

      Joshua legte die Arme um ihre Schultern. Sein Blick streichelte ihr Gesicht.

      »Nein, das muss ich allein erledigen«, sagte er leise. »Aber ich bin wahnsinnig froh, dass es dich noch in meinem Leben gibt und du in Gedanken bei mir bist.« Er küsste sie, ehe er sich im schwindenden Tageslicht aufs Fahrrad schwang, um in die Klinik zu fahren.

      *

      Bevor sich Dr. Daniel Norden an diesem Abend auf den Nachhauseweg machte, sah er noch einmal bei seiner Nachbarin Anna Wolter vorbei.

      Sie saß aufrecht im Bett, der Fernseher lief. Wann immer draußen Schritte zur hören waren, huschte ihr Blick zur Tür. Den ganzen Nachmittag waren sie nur an ihrer Tür vorbeigeeilt. Doch diesmal erfüllte sich ihre Hoffnung.

      »Herr Dr. Norden, endlich!«

      Daniel lachte.

      »Das ist ja mal eine schöne Begrüßung!«, freute er sich und setzte sich auf die Bettkante.

      »Nicht so bescheiden!«, neckte Anna ihn. »Ich bin sicher, Ihre Patienten liegen Ihnen zu Füßen.«

      »Weit gefehlt.« Schnell schob Daniel den Gedanken an Paola Wiesenstein weg. »Aber Ihre Herzlichkeit entschädigt mich für vieles. Geht es Ihnen so gut, wie Sie aussehen?«

      Annas Wangen färbten sich zartrosa.

      »Leider nicht«, gestand sie. »Ich wüsste zu gern, was aus meiner Freundin Petra geworden ist. Sie hat mich heute besucht. Wegen ihrer Übelkeit wollte sie sich von einem Arzt untersuchen lassen und danach zurückkommen. Seitdem

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