Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Paket

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Doch nach ihrer ruppigen Abfuhr verbot ihm schon sein Stolz dieses Vorhaben.

      *

      Der Klinikkiosk hatte sich in einen Bienenstock verwandelt. Stimmen summten und brummten unablässig. Hier und da war ein Lachen zu hören. Als der Verwaltungsdirektor vor die Presse trat, erstarben die Stimmen. Erwartungsvolle Blicke richteten sich auf ihn. Das Klicken der Kameras ging wie ein Platzregen über ihm hernieder. Dieter warf sich in die Brust.

      »Der Zustand von Frau Wiesenstein ist unter den gegebenen Umständen zufriedenstellend«, erklärte er in das Blitzlichtgewitter. »Wir sind optimistisch, dass wir ihre Verletzungen optimal versorgen können.«

      »Es ist durchgesickert, dass Frau Wiesenstein einen offenen Bruch erlitten hat. Werden Sie diese Verletzung selbst behandeln oder sie in eine orthopädische Spezialklinik verlegen?«, fragte eine Journalistin.

      »Über Art und Umfang der Verletzung kann nur Frau Wiesenstein selbst Auskunft geben«, klärte der Verwaltungschef die Reporter auf und beglückwünschte sich insgeheim für seine Professionalität.

      »Wird sie wieder laufen können?«

      »Was sagt Ihr Freund Pierre dazu?«

      »Wann kann sie die Klinik verlassen?« So und anders tönten die Fragen durcheinander.

      Dieter Fuchs rieb sich die Hände. Sein großer Moment war gekommen.

      »Ich bedaure es selbst außerordentlich, aber leider hat Frau Wiesenstein kein Interesse daran, Ihnen Rede und Antwort zu stehen. Sie lässt Ihnen ausrichten, sie hätte schon in normalen Zeiten genug mit der ›Meute‹ zu tun. Jetzt will sie Ihre Ruhe haben.«

      Ein Raunen und Schimpfen ging durch die Runde.

      Mit einer Verbeugung beendete Dieter Fuchs die Fragestunde und kehrte zufrieden in sein Büro zurück.

      Selbst Paola Wiesenstein würde einsehen müssen, dass man sich einen Dieter Fuchs nicht ungestraft zum Feind machte.

      *

      Mit einem schnalzenden Geräusch zog Dr. Maria Maurer die Latexhandschuhe von den Händen.

      »Das wurde ja allerhöchste Zeit.« Sie maß die Patientin auf der Liege mit ernstem Blick. »Ihr Blinddarm ist hochgradig entzündet. Wir müssen Sie so schnell wie möglich operieren.« Sie erhob sich vom Hocker und ging zum Telefon.

      »Der Blinddarm?«, wiederholte Petra Lekutat matt. Auf ihren Wangen prangten rote Flecken, die Augen waren glasig. »Ich dachte, den wäre ich längst los.« Sie räusperte sich. »Aber dann war das wohl doch die Gallenblase.«

      Dr. Maurer wählte eine Nummer und wartete.

      »In Ihrem Alter kann man schon einmal den Überblick verlieren«, tröstete sie ihre Patientin. Endlich wurde das Gespräch angenommen. »Regina? Gut, dass ich Sie gleich erwische. Ich brauche einen OP. Am besten so schnell wie möglich. Und ein paar Kollegen. Ist jemand frei?« Sie lauschte in den Hörer und nickte. »Gut. Wir sind in fünf Minuten da.« Sie legte auf, um Petra Lekutat die frohe Botschaft zu überbringen.

      Der Kopf der Patientin lag auf der Seite, ihr Mund stand halb offen.

      »Frau Lekutat?«

      Doch Petra antwortete nicht. Dann ging alles ganz schnell. Dr. Maurer überprüfte die Vitalfunktionen der Patientin und stülpte ihr eine Atemmaske über. Gemeinsam mit einer herbeigerufenen Schwester machten sie sich auf den Weg zum OP.

      Auf halbem Weg kam ihnen Dr. Wiesenstein im Laufschritt entgegen.

      »Ist das die Patientin mit dem Appendix?«, rief er schon von Weitem.

      »Wahrscheinlich ist er inzwischen perforiert. Frau Lektutat ist ohnmächtig geworden. Sie hat hohes Fieber. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.«

      Adrian schloss sich dem Transport an.

      »Frau Lekutat?«

      »Ganz recht. Das ist die Mutter unserer Chirurgin.«

      Sie hatten ihr Ziel erreicht. Die automatischen Schiebetüren öffneten sich.

      Im Vorraum des Operationssaals stand Christine Lekutat mit dem Orthopäden Kohler zusammen und unterhielt sich über die gelungene Operation von Paola ­Wiesenstein. Beim Eintreffen der neuen Patientin drehten sich ­beide um.

      Im nächsten Moment schnappte Christine nach Luft. Das Blut sackte ihr in die Beine. Sie schwankte kurz.

      »Mama! Was ist mit ihr?«

      »Blinddarmperforation«, gab Dr. Maurer die gewünschte Auskunft. »Wir müssen uns beeilen, sonst schafft sie es nicht.«

      Christine überlegte nicht lange.

      »Ich übernehme das.« Sie eilte zum Waschbecken und drehte den Wasserhahn auf.

      »Was soll das werden, wenn es fertig ist?«, fragte Adrian scharf.

      »Seit wann verstehen Sie kein Deutsch? Ich habe gesagt, dass ich operiere.«

      Christine stellte den Wasserhahn ab und griff nach einem der Handtücher auf dem Stapel. Sie musste zwei Mal nachfassen, ehe sie es erwischte.

      »Das kommt überhaupt nicht in Frage. Sie waren über drei Stunden im OP. Sie müssen sich ausruhen.«

      »Das ist meine Mutter«, schluchzte Dr. Lekutat auf.

      Wenn Adrian eines nicht leiden konnte, dann waren es Frauentränen.

      »Sie werden Ihre Mutter umbringen, wenn Sie jetzt da reingehen. Das werde ich nicht zulassen.« Er packte sie an den Schultern und drehte sie zu sich herum. »Nehmen Sie doch Vernunft an.«

      Christine sah aus, als wollte sie sich losreißen und an ihm vorbei in den Operationssaal stürmen. Doch plötzlich sackte sie in sich zusammen. Ihr Kinn fiel auf die Brust und sie begann, bitterlich zu weinen.

      »Also … also gut«, schluchzte sie. »Aber ich werde assistieren.«

      Adrian rollte mit den Augen und ließ sie los.

      »Nein, verdammt! Ich brauche Leute, auf die ich mich hundertprozentig verlassen kann. Wenn Sie wirklich etwas für Ihre Mutter tun wollen, dann verschwinden Sie jetzt von hier.«

      Christine hob den Kopf. Ihre Tränen hatten die Kontaktlinsen weggespült, und ihr Blick war verschwommen.

      »Das wird ein Nachspiel haben. Ich verspreche es«, drohte sie dem Kittel, der an einem Haken an der Wand hing.

      Adrian war längst im OP verschwunden, um seine Pflicht zu tun und Petra Lekutats Leben zu retten.

      *

      Die Sorgen um ihre Mutter hielten Christine Lekutat davon ab, an ihre Arbeit zurückzukehren. Händeringend lief sie vor dem Operationssaal auf und ab. Sie war so vertieft in ihre Schuldgefühle, dass sie Schwester Elena nicht bemerkte. Daniel Norden hatte sie geschickt.

      »Hier stecken Sie! Der Chef sucht sie schon überall. Er will die Operation von

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