Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 198
An diesem Tag hatte Daniel den Namen Petra nur in einem Zusammenhang gehört.
»Meinen Sie zufällig Petra Lekutat, die Mutter unserer Chirurgin?«
Anna Wolters Miene erhellte sich.
»Genau die! Was ist mit ihr?«
Daniel Norden dachte kurz darüber nach, wie viel er verraten durfte, ohne sein Schweigegelübde zu brechen.
»Frau Lekutat wurde operiert.« Anna schlug die Hand vor den Mund, und Daniel fuhr schnell fort. »Keine Sorge! Soweit ich weiß, ist sie inzwischen aus der Narkose erwacht. Es geht ihr den Umständen entsprechend gut.«
»Meine Güte. Was für ein Tag!« Anna schüttelte den Kopf. »Ein Glück, dass man vorher nicht weiß, was einen alles erwartet.«
»Das können Sie laut sagen.« Wohlweislich verschwieg Daniel die neueste Heldentat von Paul. Anna Wolters würde früh genug erfahren, was der kleine Räuber wieder angestellt hatte.
»Wie geht es übrigens meinem Enkel?« Anna schien seine Gedanken lesen zu können. »Ich hoffe, er hat Ihrer Frau und Dési nicht zu viel Arbeit gemacht.«
»Alles bestens. Machen Sie sich keine Sorgen«, versicherte er. »Im Übrigen denke ich, es wäre das Beste, wenn Sie noch ein paar Tage in der Klinik blieben. In dieser Verfassung werden Sie mit dem Bengel auf keinen Fall fertig.«
»Ein großes Wort gelassen ausgesprochen.« Anna Wolter zwinkerte ihm zu. »Ich gebe zu, dass mich diese Sorge auch umtreibt. Petra fällt ja jetzt als Hilfe aus. Auf der anderen Seite will ich Ihnen und Ihrer Familie nicht zur Last fallen.«
»Keine Sorge.« Daniel nickte ihr aufmunternd zu und erhob sich. Allmählich wurde es Zeit, nach Hause zu gehen. »Gemeinsam werden wir das Kind schon schaukeln.«
In Anna Wolters Augen glitzerte es verdächtig, als er sich von ihr verabschiedete.
»Das nennt man wohl Glück im Unglück, einen Engel wie Sie zu kennen«, sagte sie heiser und wischte schnell die Träne fort, die über ihre Wange lief.
*
Schon auf dem Weg zu seiner Mutter hörte Joshua Paolas Stimme.
»›Je höher du wirst aufwärts gehn, dein Blick wird immer allgemeiner‹«, rezitierte sie eine Zeile aus ihrer Rolle aus einem Schauspiel von Shakespeare.
Joshua war vor der Tür angekommen.
Er grub die Fingernägel in die Handfläche. Sein Herz hämmerte in seiner Brust.
Endlich gab er sich einen Ruck und trat ein. Paola bemerkte ihn nicht. Mit geschlossenen Augen saß sie halb aufrecht im Bett und vollführte große Gesten. Ihre Stimme klang dramatisch.
»›Stets einen größeren Teil wirst du vom Ganzen sehn …‹«
»Mama!«
Paola schien die Welt um sich vergessen zu haben.
»›Doch alles Einzelne wird immer kleiner …‹«
»Hallo, Mama!«, wiederholte Joshua energisch.
Endlich öffnete Paola die Augen. Sie sah ihn an, als hätte sie ihn nie zuvor gesehen. Es dauerte einen Moment, bis sie aus anderen Sphären zurückgekehrt war.
»Joshua?« Im ersten Moment huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Bis sie sich daran erinnerte, dass sie wütend auf ihn war. »Was willst du?« Demonstrativ griff sie nach ihrem Schminkbeutel auf dem Nachtkästchen. Sie nahm Puderdose und Quaste heraus und vertiefte sich in ihr Spiegelbild.
Joshua stand noch immer in der Tür. Hatte er es nötig, sich so behandeln zu lassen? Schließlich beschloss er, Gnade vor Recht ergehen zu lassen.
»Wie geht es dir?«
Paola stutzte.
»Sehr gut. Danke der Nachfrage«, erwiderte sie leichthin. »Die Operation ist gut verlaufen. Jetzt muss ich ungefähr vier Wochen auf Krücken gehen. Danach folgt das Muskelaufbautraining. Das dauert etwa zehn bis zwölf Wochen. Wenn ich darauf achte, das Bein nicht zu sehr zu belasten, darf ich in dieser Zeit wieder auf die Bühne.« Sie winkte lächelnd ab. »Also alles halb so wild.«
»Das freut mich.«
»Willst du dich nicht setzen? Dein Gezappel macht mich ganz nervös.« Paola klappte die Puderdose zu und packte sie wieder weg.
»Klar.« Joshua sah sich um und holte einen Stuhl vom Tisch in der Ecke.
»Ich glaube, wir sollten uns mal unterhalten.«
Paolas Miene wurde abweisend.
»Ich wüsste nicht, worüber.«
»Mensch, Mama. Jetzt tu doch nicht so!«, brauste Joshua auf. Er hatte genug von dem Theater. »Findest du das nicht selbst alles ein bisschen seltsam?«
»Ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst.«
»Gib dir keine Mühe.« Joshua verzog den Mund. »Du bist zwar eine glänzende Schauspielerin. Aber die Unschuld vom Lande nimmt dir keiner ab.«
Ihre Blicke schossen wütende Blitze auf ihn ab.
»Ich glaube nicht, dass ich es nötig habe, so mit mir reden zu lassen.«
Joshua atmete tief durch.
»Tut mir leid. Du hast recht. Fangen wir noch einmal von vorn an. Warum bist du nach all den Jahren nach München gekommen?«
»Um dich zu sehen. Du bist mein Sohn.«
Unwillkürlich musste Joshua Gespräch mit Dési denken. »Daran dachtest du offenbar nicht, als du Papa und mich vor acht Jahren verlassen hast. Seitdem hatten wir kaum Kontakt. Erinnerst du dich?«, fragte er ernst. »Ich dachte immer, deine Karriere wäre dir wichtiger als deine Familie. Und dann stehst du plötzlich vor der Tür und tust so, als wäre nichts geschehen. Als hätte es die Jahre nicht gegeben.«
Paola zuckte mit den Schultern.
»Na und? Was ist daran verkehrt? Ich weiß wirklich nicht, worauf du hinaus willst.« Das war die Wahrheit. Joshua spürte es. Er konnte es in ihrem Gesicht lesen. »Warum kannst du dich nicht einfach darüber freuen, dass ich wieder da bin? Dir darüber hinaus die Chance biete, eine hervorragende Schauspielausbildung zu bekommen?«
In diesem Moment wusste Joshua, dass es vergebliche Liebesmüh war.
»Weil wir zu verschieden sind«, gestand er endlich sich selbst und auch seiner Mutter ein. »Wir leben in unterschiedlichen Welten. Vielleicht sogar in verschiedenen Universen. Du bist Äonen weit weg von mir.«
»Diesen Unsinn hat dir sicher dein Vater eingeredet«, schnaubte Paola.
»Nein. Papa hat auch nicht von mir verlangt, hier in München zu bleiben. Das war meine Entscheidung allein.« Wieder musste er an seine Erlebnisse mit Dési denken. An die Verbundenheit mit ihr, die er während der Suche