Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Paket

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umringt. Bedauernd machte sich Dr. Norden auf den Weg in den Schockraum. Unterwegs zückte er das Handy und wählte Adrian Wiesensteins Nummer.

      *

      Auch Dr. Wiesenstein hatte inzwischen seinen Dienst angetreten. Ausnehmend gut gelaunt begrüßte er die Kollegen im Aufenthaltsraum, wie auch die Chirurgin Christine Lekutat sofort feststellte.

      »Na, Sie sehen ja ganz aus, als hätte eine glückliche Wiedervereinigung stattgefunden.« Eine Tasse Kaffee in der Hand sah sie ihm dabei zu, wie er den Raum durchquerte und seine Sachen im Spind in der Ecke einschloss. Alle anwesenden Kollegen spitzten die Ohren. Es versprach, ein interessantes Gespräch zu werden.

      Während Adrian, geschützt vor neugierigen Blicken, in seine Amtstracht stieg, rief er sich das Gespräch in Erinnerung, das vor ein paar Tagen stattgefunden hatte. Warum nur hatte er der Kollegin Lekutat sein Herz ausgeschüttet und von Paola erzählt? Doch es war zu spät für Reue. Jetzt galt es, sich ohne Gesichtsverlust aus der Affäre zu ziehen.

      »Ganz im Gegenteil!« Er tauchte aus der Umkleide auf und schlug den Kragen des Kittels nach unten. »Paola und ich haben eine glückliche, endgültige Trennung vollzogen.«

      Christines Gesicht leuchtete auf.

      »Oh, wenn das so ist, dürfen Sie mich zur Feier des Tages zum Essen einladen.«

      Unterdrücktes Lachen war zu hören.

      »Ach ja?« Hilfesuchend sah sich Adrian nach seinen Kollegen um. Die beugten schnell über Fachzeitschriften, Handys und Kaffeetassen. Von dieser Seite war also keine Unterstützung zu erwarten.

      Christine frohlockte.

      »Ja. Meine Mutter braucht mich heute nämlich nicht. Eine ihrer Freundinnen ist hier in der Klinik.« Sie nippte an ihrem Kaffee. »Dafür hat Mama, o Wunder, genug Kraft. Aber wehe, sie hat nichts vor. Dann ist sie plötzlich hilflos wie ein Baby und drangsaliert mich nach Strich und Faden.«

      Obwohl Adrian bereits das eine oder andere Mal Bekanntschaft mit Christines taktloser Art gemacht hatte, wollte er nicht in dasselbe Horn stoßen.

      »Das erinnert mich an meinen Sohn, als er noch klein war«, erwiderte er. Im nächsten Moment bereute er seine Freundlichkeit.

      »Ist das nicht schön, dass wir so viele Gemeinsamkeiten haben?«, säuselte die Chirurgin. »Deshalb nehme ich Ihre Einladung liebend gern an. Sie dürfen mich um halb sieben bei mir zu Hause abholen.«

      Zum Glück klingelte in diesem Moment Adrians Telefon und ersparte ihm eine Antwort.

      »Wiesenstein«, meldete er sich. Schlagartig verschwand das Lächeln auf seinem Gesicht. »Ich komme sofort.« Er beendete das Gespräch und stürmte ohne eine Erklärung aus dem Zimmer.

      Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, begannen die Kollegen zu johlen.

      Christine Lekutat warf den Kopf in den Nacken und sah triumphierend in die Runde.

      »Seht ihr, sogar ein Adrian Wiesenstein liegt mir zu Füßen.« Mit einem Schwung ihrer fülligen Hüften drehte sie sich um und machte sich in dem ihr eigenen, watschelnden Gang auf den Weg zu ihren Patienten.

      *

      Inzwischen hatten ein paar findige Reporter einen anderen Weg in die Klinik gefunden und bestürmten Dr. Daniel Norden mit Fragen.

      »Hat sich der Verdacht bestätigt, dass sich Frau Wiesenstein einen Milzriss zugezogen hat?«

      »Wird sie je wieder laufen können?«

      »Stimmt es, dass der Ex-Mann von Frau Wiesenstein als Arzt hier arbeitet?«

      Abwehrend und sichtlich genervt hob der Klinikchef die Hände.

      »Im Augenblick wird Frau Wiesenstein untersucht. Erst wenn die Ergebnisse vorliegen, kann ich mehr sagen.« Aus den Augenwinkeln sah er, dass der Verwaltungschef in die Ambulanz kam.

      Der Besuch des hohen Gastes war bereits bis zu ihm vorgedrungen. Für Dieter Fuchs war Prominenz die beste Werbung für die Klinik. Um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, klatschte er in die Hände.

      »Meine sehr verehrten Herrschaften! Mein Name ist Dieter Fuchs.« Er rieb sich die Hände. »Ich bin der Verwaltungsdirektor dieser Klinik und stehe Ihnen jederzeit für Auskünfte zur Verfügung.« Blitzlichter flammten auf, Kameras klickten. Fuchs lächelte geschmeichelt. »Der Klinikchef Dr. Daniel Norden wird sich jetzt um die Patientin kümmern. In einer halben Stunde wissen wir sicherlich mehr. Inzwischen darf ich Sie bitten, unseren Klinikkiosk aufzusuchen, wo Sie neben Artikeln des täglichen Bedarfs auch Kaffeespezialitäten und den besten Kuchen der Stadt kaufen können. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«

      Er machte eine einladende Handbewegung.

      Daniel Norden sah dem Tross nach, der dem Verwaltungsdirektor wie eine Herde Schafe folgte. Es kam selten vor, dass er Dieter Fuchs dankbar war. Bevor er allerdings Gelegenheit hatte, ein Dankgebet in den Himmel zu schicken, stürmte Adrian Wiesenstein in die Ambulanz.

      »Was ist mit Paola?« Keuchend blieb er vor dem Chef stehen.

      »Ganz ruhig. Der Kollege Weigand kümmert sich um sie«, beschwichtigte Daniel den aufgeregten Kollegen. Im Grunde genommen war ihm der neue Kollege ein Dorn im Auge. Daniel wusste nämlich um Adrians heimliche Schwärmerei für seine Frau Felicitas. Durch Zufall hatten sich die beiden in einem Hotel auf der Fraueninsel kennengelernt. Aus Zeitgründen hatte Daniel nicht mitfahren können, worüber er sich heute noch ärgerte. Doch diese Ressentiments hatten am Arbeitsplatz nichts verloren, zumal Dr. Wiesenstein die allerbesten Referenzen vorweisen konnte. »Paolas Taxi war offenbar auf dem Weg zum Flughafen und wurde in einen Unfall verwickelt.«

      »Gott sei Dank!«, entfuhr es Adrian. Er bemerkte Daniels befremdeten Blick. »Tut mir leid. So meine ich das natürlich nicht. Ich meinte, Gott sei Dank, dass Joshua sich entschlossen hat, nicht mit nach Zürich zu gehen. Sonst wäre er mit im Taxi gesessen.«

      Diese Neuigkeit war auch für Daniel Norden überraschend. Und überaus erfreulich.

      »Ein Glück, dass er sich anders entschieden hat«, sagte er auf dem Weg in den Schockraum. »Ich bin ja selten zu Hause. Aber sogar mir hat Désis schlechte Laune in den vergangenen Tagen zu schaffen gemacht.« Er schob die Tür auf und ließ Adrian den Vortritt.

      »Daniel, da bist du ja!« Als die beiden Männer hereinkamen, blickte Matthias vom Monitor des Ultraschallgeräts hoch. »Zum Glück hat sich Erwins Verdacht nicht bestätigt. Keine inneren Blutungen. Aber das Bein, das sieht gar nicht schön aus.«

      Als er die gute Nachricht hörte, atmete Adrian auf. Er trat zu Paola und nahm ihre Hand.

      »Was machst du denn für Sachen?«

      Unwirsch zog sie die Hand zurück.

      »Das solltest du lieber mal den Taxifahrer fragen«, erwiderte sie schroff.

      Daniel, der am Ende der Liege stand und das Bein untersuchte, tauschte vielsagende Blicke mit Matthias.

      »Wir werden den Bruch provisorisch versorgen. Im Anschluss kümmere ich mich um einen freien Operationssaal.«

      »Das wäre mir sehr recht.« Paolas

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