Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Paket

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an die Schläfen und stöhnte auf.

      Dr. Sophie Petzold stand auf dem Flur und stritt wieder einmal mit ihrem Kollegen Matthias Weigand. Wie so oft ging es um die – wie sie meinte – antiquierten Behandlungsmethoden des Kollegen. Der dumpfe Knall aus dem Schwesternzimmer ließ sie mitten im Satz innehalten.

      »Ich werde Ihnen beweisen, dass ich recht habe«, drohte sie noch, ehe sie ihren Vorgesetzten stehenließ und in die Richtung davonlief, aus der das beunruhigende Geräusch gekommen war. »Was ist …« Die Antwort erübrigte sich.

      Die Hände an den Kopf gepresst, wand sich Jakob stöhnend auf dem Boden. Schnell kniete Sophie neben ihm nieder.

      »Was ist los?« Sie zerrte an seinem Oberkörper, richtete ihn auf und lehnte seinen Oberkörper an einen Schrank.

      »Mein Kopf!«, jammerte Jakob, außer sich vor Schmerzen. Hektisch atmete er ein und aus. »Mir ist schwindlig geworden, Frau Doktor … Doktor …« Vergeblich versuchte er, sich an ihren Namen zu erinnern.

      »Petzold. Ich bin Sophie Petzold.«

      Jakob rang sich ein Lächeln ab.

      »Tut mir leid. Natürlich. Frau Dr. Norden.«

      »SOPHIE. Mein Name ist Sophie«, wiederholte sie mit Nachdruck. Die eine Hand stützend auf­ seiner Brust, zog sie mit der anderen das Handy aus der Tasche. »Diesmal kommen Sie mir nicht aus.« Sie wählte eine Nummer und hielt das Gerät ans Ohr. »Dr. Weigand? Haben Sie kurz Zeit, mir mit einem Patienten zu helfen? Und bringen Sie bitte eine­ Liege mit.«

      *

      »Wer hat denn da angerufen?«, erkundigte sich Dr. Christine Lekutat bei ihrer Mutter, mit der sie sich eine Wohnung teilte. Sie wuselte zwischen den Zimmern hin und her, suchte in dem einen nach einem Buch, das sie in der Klinik brauchte, holte aus dem anderen die frisch gewaschene Sommerbluse, die sie an diesem Tag anziehen wollte.

      Gekrümmt schlurfte Petra in die Küche zurück und setzte sich wieder an den Tisch.

      »Das war meine Freundin Anna. Sie ist im Garten ausgerutscht und hat sich am Steißbein verletzt. Ihr Nachbar hat sie in die Klinik gebracht. Wusstest du übrigens, dass er dein Chef ist?«

      Doch wie so oft war Christine mit den Gedanken schon wieder woanders.

      »Beeil dich, Mama! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit«, befahl sie, als sie in der Küche auftauchte. »Wenn du nicht gleich etwas isst, musst du den Tisch selbst abräumen. Ich muss zum Dienst.«

      Trotz des frühen Morgens waren ihre Wangen gerötet, feine Schweißperlen standen auf ihrer Oberlippe.

      Wie eine Aureole umrahmten die kurzen Locken ihr Gesicht und ließen es noch runder erscheinen.

      »Ich habe keinen Hunger«, murmelte die alte Dame.

      »Nicht so schlimm. Ein paar Kilo weniger auf den Rippen schaden dir nicht.«

      Petra zog eine Augenbraue hoch.

      »Das sagt die Richtige.«

      Erbost stemmte Christine die Hände in die fülligen Hüften.

      »Soll das heißen, ich bin zu dick?«

      Doch Petra hatte weder Kraft noch Nerven für diese unsinnige Diskussion.

      »Mir ist schon seit gestern schlecht«, murrte sie. »Aber das interessiert dich ja nicht.«

      Christine überlegte nicht lange und stellte ihrer Mutter einen Teller mit zwei Scheiben Zwieback hin.

      »Das nächste Mal solltest du eben nicht die ganze Schachtel Pralinen aufessen.«

      »Ich habe gestern gar nichts gegessen. Und schon gar keine Süßigkeiten.«

      »Und wer war das hier?« Christine fischte die leere Packung aus dem Mülleimer und wedelte damit durch die Luft.

      »Ich jedenfalls nicht.« Petra zuckte mit den Schultern. »Als Mutter einer Ärztin hatte ich mir etwas mehr Fürsorge erwartet.« Sie saß mit dem Rücken zu den Schränken. Geschirr klapperte, schmatzend öffnete sich die Kühlschranktür und fiel mit einem Rumms! wieder ins Schloss.

      »Tut mir leid. Ich muss jetzt zur Arbeit, um Geld zu verdienen, damit du deine Rente bekommst, von der du dir einen Arzt leisten kannst.« Christine verschwand wieder im Flur.

      Petra hörte sie dort rumoren. Der Gedanke daran, in diesem Zustand den ganzen Tag allein in der Wohnung zu verbringen, machte ihr Angst. Mühsam stemmte sie sich vom Tisch hoch und ging zur Tür.

      »Kannst du mich in die Klinik mitnehmen? Ich will Anna besuchen.« Das war nur die halbe Wahrheit.

      Überrascht fuhr Christine herum.

      »Hast du mir nicht vor fünf Minuten erzählst, du seist krank?«

      »So krank nun auch wieder nicht. Außerdem geht es Anna schlechter als mir.« Petra schlüpfte in ihre Schuhe. »Sie hat ihren kleinen Enkel zu Besuch, um den sie sich jetzt nicht kümmern kann.«

      Christine griff nach dem Autoschlüssel am Schlüsselbrett.

      »Deshalb habt ihr beiden beschlossen, eine Kindertagesstätte in der Klinik aufzumachen. Herrlich!« Das Lachen ihrer Tochter erinnerte Petra an das Schnauben eines Pferdes.

      »Irgendjemand muss sich ja um die zukünftigen Rentenzahler kümmern«, konterte sie, ehe sie, eine Hand auf den Bauch gepresst, hinaus in den Hausflur trat.

      »Da hast du auch wieder recht«, erwiderte Christine vollkommen ernst. Wie vielen intelligenten Menschen mangelte es auch ihr an Einfühlungsvermögen. Mit ihren taktlosen Bemerkungen eckte sie häufig an, verstand aber den Grund dafür nicht. Aus diesem Grund kabbelten sich Petra und Christine zwar oft im Alltag, vertrugen sich aber genauso schnell wieder. Wie an diesem Morgen, an dem Christine ihre Mutter trotz Eile direkt vor Frau Wolters Zimmer ablieferte.

      *

      »Was hast du dir nur dabei gedacht?« Fee Norden saß draußen am Tisch und sah Paul dabei zu, wie er an dem Strohhalm nuckelte, der in einem Glas ihrer berühmten selbstgemachten Limonade steckte.

      Joshua und Dési waren bei ihr, Daniel dagegen rumorte irgendwo im Haus.

      »Ich wollte zu meiner Mami«, erwiderte Paul mit unschuldigem Augenaufschlag.

      »Joshua hat es gewusst.« Bewundernd sah Dési zu ihrem Freund hinüber. Sie streckte die Hand aus und streichelte ihm durch das verwuschelte Haar.

      »Stimmt doch gar nicht. Es war nur so eine Idee«, wehrte der sich verlegen. »Ich bin so froh, dass du mich geholt hast.« Er legte den Zeigefinger unter Désis Kinn und küsste sie zärtlich.

      Die beiden waren so versunken ineinander, dass sie ihre Umwelt vergaßen.

      »Und ich bin froh, dass du mitgekommen bist. Weißt du, wie viel Angst ich hatte, du könntest Nein sagen?«

      »Dann kennst du mich aber schlecht.«

      Schlagartig verschwand das Lächeln von Désis Lippen.

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