Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Paket

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auf.

      »Machen Sie sich keine Sorgen. Dési hat ja noch Ferien und kann sich um ihn kümmern.«

      »Sie weiß aber schon, dass er jede Menge Flausen im Kopf hat?«, fragte Anna skeptisch nach.

      »Keine Angst. Wie Sie wissen, ist unsere jüngste Tochter mit vier Geschwistern gesegnet und dementsprechend mit allen Wassern gewaschen. Ich bin mir ganz sicher, dass sie mit dem kleinen Räuber fertig wird.«

      Erleichtert atmete Anna Wolters durch und entspannte sich ein wenig.

      »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.«

      »Vielleicht ist das gar nicht nötig.« Sie hatten die Radiologie erreicht. Fürs Erste wurde Daniel Norden nicht mehr gebraucht, und er blieb vor der Tür stehen. »Je nach Schwere Ihrer Verletzungen können Sie vielleicht morgen schon wieder nach Hause gehen.« Er versprach ihr noch, nach Erhalt der Aufnahmen sofort bei ihr vorbeizusehen, und sah dem Pfleger nach, wie er mit der Liege in der Radiologie verschwand. Dann machte er sich auf den Weg in sein Büro. Auch wenn er an diesem Samstag eigentlich frei hatte, konnte er es sich nicht verkneifen, nach dem Rechten zu sehen.

      *

      Dr. Adrian Wiesenstein saß auf der Terrasse seiner Altbauwohnung und starrte blicklos vor sich hin. Hin und wieder trank er einen Schluck aus der Tasse, die er in den Händen hielt. Er bemerkte nicht, dass der Kaffee längst kalt war. Er hörte auch nicht die Schritte, unter denen das altehrwürdige Parkett in der Wohnung knarrte. Er erwachte erst aus seiner Versunkenheit, als er die Stimme seines Sohnes hörte.

      »Hallo, Papa.«

      Adrian drehte sich nicht um. Er beobachtete einen Vogel, der in einer Schale in der Ecke des Gartens badete. Immer wieder tauchte er mit dem Kopf voran unter, um im nächsten Augenblick fröhlich mit den Flügeln zu flattern, dass das Wasser zu allen Seiten spritzte.

      »Ich soll dich von ihr grüßen«, murmelte er, als er seinen Sohn hinter sich hörte.

      Schimpfend flog der Vogel davon.

      »War Dési hier?«, fragte Joshua hoffnungsvoll.

      »Ach, sie weiß also auch schon, dass du mit deiner Mutter nach Zürich gehst? Was hat sie dazu gesagt?«

      Joshua ließ sich auf zweiten Stuhl fallen.

      »Du weißt doch, wie die Frauen sind.« Er zuckte mit den Schultern. »Ist ja auch egal.«

      »Natürlich«, bestätigte Adrian sarkastisch. »Genauso, wie es mir egal ist, dass deine Mutter nach acht Jahren so mir nichts, dir nichts auftaucht und dich einfach mitnimmt.«

      Betreten sah Joshua zur Seite. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte.

      »Schon okay«, winkte sein Vater ab und seufzte. »Mach dir keine Gedanken um mich. Ich komme schon klar. Und was Dési angeht: Es ist eh nicht so gut, sich so früh festzulegen. Ich bin das beste Beispiel dafür. Wäre ich älter gewesen, hätte ich vielleicht erkannt, dass deiner Mutter die Schauspielerei wichtiger ist als alles andere. Aber so …« Das Ende des Satzes blieb unausgesprochen.

      Joshua wusste auch so, was sein Vater sagen wollte.

      »Bestimmt ist es besser so.«

      Jedes seiner Worte schnitt Adrian tief ins Herz.

      »Dann ist deine Entscheidung also endgültig?«, fragte er mit Grabessstimme.

      »O Mann, Dad, mach’s mir doch nicht so schwer«, brauste Joshu auf. »Warum willst du nicht verstehen, dass das die Chance ist, von der ich schon so lange geträumt habe?« Er sprang auf und begann, vor seinem Vater auf und ab zu gehen. »Richtigen Schauspielunterricht zu bekommen. Gute Kontakte zu knüpfen. Paola kann mir Rollen verschaffen.« Er blieb vor Adrian stehen und sah auf ihn hinab. »Ich bin so schlecht in der Schule, dass ich niemals in deine Fußstapfen treten werde. Denkst du, es macht Spaß, dich immer nur zu enttäuschen? Ich bin nun mal nicht zum Arzt, sondern zum Schauspieler geboren.« Schwer atmend hielt Joshua inne.

      Adrian sah verwundert zu im hoch.

      »Du bist keine Enttäuschung. Auch wenn du kein Arzt wirst. Aber das habe ich dir ja schon hundert Mal gesagt.«

      Joshua presste die Lippen aufeinander und wich dem Blick seines Vaters aus.

      Auch Adrian stand langsam auf. Obwohl er im besten Mannesalter war, fühlte er sich wie ein Greis.

      »Aber vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass die Bindung zwischen Mutter und Kind stärker ist als alles andere auf dieser Welt.« Er lauschte dem Nachhall seiner Worte und nickte, ehe er im Wohnzimmer verschwand und seinen einzigen Sohn allein auf der Terrasse zurückließ.

      *

      »Brüche im Steißbein sind leider wirklich oft schmerzhaft und langwierig«, erklärte der Pfleger Jakob, während er Anna Wolters Bett von der Radiologie auf die Station brachte.

      »Muss ich denn operiert werden?«, fragte sie ängstlich.

      »Ich habe zwar eine Meinung dazu, bin aber leider nur der Krankenpfleger«, erwiderte er. »Für weiterführende Hinweise wenden Sie sich bitte an den Arzt Ihres Vertrauens.«

      Trotz ihrer Schmerzen musste Anna lachen.

      »Und was, wenn ich Ihnen genauso vertraue?«

      Voller Stolz reckte Jakob die Brust heraus.

      »In diesem Fall verrate ich Ihnen, dass bei einer Verletzung wie der Ihren prinzipiell zunächst konservativ behandelt wird.« Es kam nicht oft vor, dass das Pflegepersonal um Rat gefragt wurde. Umso geschmeichelter fühlte sich Jakob in diesem Moment. »Kon­sequente körperliche Schonung und aus­reichend entzündungshemmende Medikamente in Kombination mit Krankengymnastik leisten einen wichtigen Beitrag zur Genesung.« Er war am Ziel angelangt und wollte das Bett rückwärts ins Krankenzimmer fahren. Ein Stoß in die Seite ließ ihn taumeln. Er fuhr herum und sah, wie der Kinderchirurg Dr. Lammers weitereilte.

      »Können Sie nicht aufpassen?«, schimpfte Lammers vor sich hin.

      »Hier gilt die Straßenverkehrsordnung!«, rief Jakob dem unbeliebten, aber begnadeten Kinderchirurgen nach, als die Assistenzärztin Sophie Petzold um die Ecke bog.

      »Einen wunderschönen guten Tag, die Herrschaften!«, grüßte sie gut gelaunt.

      »Das sollten Sie mal dem Kollegen Lammers sagen«, brummte Jakob und machte Anstalten, das Bett ins Krankenzimmer zu ziehen.

      Sophie dachte nicht lange nach. Sie steckte das Klemmbrett unter den Arm und packte mit an.

      »Und Sie sollten sich nicht die Laune von solchen Miesepetern verderben lassen.«

      »Die junge Frau hat recht«, mischte sich Anna in das Gespräch ein.

      »Leichter gesagt als getan.« Jakob parkte das Bett am Fenster und stellte die Bremse fest. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Manchmal ist mein Geld schon sauer verdient. Besonders, wenn ich mir zu den Doppelschichten auch noch so blöde Kommentare anhören muss.«

      Sophie musterte ihn besorgt.

      »Alles

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