Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Würdest du diesen Traum für einen Mann aufgeben?«
»Niemals.« Energisch schüttelte Dési den Kopf. »Dann würde es mir vielleicht genauso gehen wie Eileen aus der Parallelklasse. Sie wollte die Elfte eigentlich in Amerika machen. Ihrem Freund zuliebe ist sie dageblieben. Nur, um ihn ein paar Wochen später mit einer anderen zu erwischen.«
Fee lächelte. Instinktiv hatte Dési genau die richtige Antwort gegeben.
»Siehst du. Und deshalb sollte jeder junge Mensch seine Entscheidungen möglichst unabhängig treffen. Oder willst du eines Tages die Verantwortung dafür übernehmen, dass Joshua dir zuliebe dageblieben ist? Dir Vorwürfe machen lassen?«
Dési zögerte.
»Nein«, gestand sie nach einer Weile leise. Endlich griff auch sie nach der Gabel und schob sich ein Stück Torte in den Mund. Im nächsten Augenblick huschte ein seliges Lächeln über ihr Gesicht. »Die schmeckt echt gut.«
»Und? Glaubst du jetzt, dass gute Laune käuflich ist?«, fragte Fee und zwinkerte ihr zu.
Dési lachte.
»Warum musst du eigentlich immer recht haben?«
»Weil ich eine alte Frau mit einem ganzen Sack voller Erfahrungen bin«, antwortete Felicitas, und im nächsten Moment tanzte das Gelächter der beiden Frauen durch die Halle, bis es vom Rauschen des Wasserfalls verschluckt wurde.
*
Elfriede Lammers’ Bitte war es zu verdanken, dass der Verwaltungsdirektor während der Arbeitszeit ein weiteres Mal seinem privaten Vergnügen nachging.
»Sie wollten mich sprechen?«, fragte er, als er an ihrem Bett stand.
»Ich wollte Sie noch einmal sehen, bevor ich ein zweites Mal operiert werde.«
Ihre Antwort machte Dieter Angst.
»Das klingt ja so, als ob wir uns nicht wiedersehen würden.« Er schüttelte den Kopf. »Haben Sie schon einmal etwas von selbsterfüllenden Prophezeiungen gehört? Sie dürfen gar nicht erst daran denken, dass Ihnen während der Operation etwas passiert.«
»Aber das tue ich ja auch nicht. Diesmal bin ich perfekt vorbereitet. Ich habe meine Seele vor Dr. Klaiber ausgebreitet. Jetzt kann nichts mehr schief gehen.« Elfriede machte eine kunstvolle Pause. »Wir werden uns trotzdem nicht wiedersehen.«
»Aber warum denn nicht?«
Die Antwort fiel ihr nicht leicht. Irgendwie tat ihr der verklemmte Verwaltungsdirektor leid.
»Wissen Sie, dieses Erlebnis mit dem Eingriff war sehr lehrreich für mich. Ich habe mir vorgenommen, in Zukunft immer ehrlich und aufrichtig mit mir und anderen zu sein.« Sie wählte ihre Worte mit Sorgfalt. »Ich will Menschen nicht mehr für meine Zwecke benutzen, wie ich es in der Vergangenheit oft getan habe. Ich will keine Männerbekanntschaften mehr schließen, nur damit ich nicht allein sein muss. Ich will mich auch nicht kaufen lassen, nicht mit Medikamenten und auch nicht mit Blumen oder Naturfilmen auf Video. Ich finde, ich bin alt genug, um gut mit mir selbst auszukommen.« Sie lächelte Dieter Fuchs traurig an. Wie zufällig legte sie die Hand auf seinen Arm. »Ich wünsche Ihnen alles Gute.«
Sie hatte kaum ausgesprochen, als er seinen Arm abrupt zurückzog.
»Wenn das so ist, dann bekomme ich von Ihnen … Moment …« Er zog einen Zettel und einen Taschenrechner aus der Sakkotasche und tippte ein paar Zahlen ein. »Einhundertdreiundzwanzig Euro und fünfundsechzig Cent von Ihnen.«
Elfriede sah ihn entgeistert an.
»Wie bitte?«
»Die Blumen von gestern, eine Stunde und vierzehn Minuten meiner Arbeitszeit, eine Thermoskanne Tee.«
»Abzüglich Ihrer Tasse.« Ein Lächeln spielte um Elfriedes Lippen. Sie freute sich so sehr darüber, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, dass sie Dieter nicht böse sein konnte. »Den Rest spendiert Herr Dr. Norden bestimmt aus dem Stiftungskonto. Bitte wenden Sie sich vertrauensvoll an ihn.«
Es klopfte, und die Schwester kam herein.
»Frau Lammers, wir wären dann so weit.«
»Sehr gut. Ich auch.« Sie lächelte noch immer, als sie im Bett aus dem Zimmer gefahren wurde.
Erst, als sie ihrem Sohn auf dem Flur begegneten, verschloss sich ihre Miene. Auch Volker wirkte alles andere als erbaut über diese Begegnung.
»Was fällt dir ein? Wegen dir habe ich mich zum Gespött der ganzen Klinik gemacht«, schimpfte er ungehalten.
»Ich habe dich nicht gebeten, Dr. Norden in aller Öffentlichkeit zu diffamieren«, gab Elfriede kühl zurück. »Er ist der beste Arzt weit und breit und zu Recht Chef dieser Klinik. Wenn du es irgendwann einmal zu etwas bringen willst, dann nimm dir ein Beispiel an ihm.« Sie gab der Schwester ein Zeichen, dass sie weiterfahren konnten.
Schwester Elena platzte beinahe vor unterdrücktem Lachen. Doch sie ließ sich nichts anmerken und lieferte Elfriede Lammers sicher im Operationssaal ab.
*
Paola stieg aus dem Taxi, das vor der Behnisch-Klinik gehalten hatte. Ihr Blick wanderte über die freundliche Fassade bis hinüber zu den großen Eingangstüren aus Glas. Sie gab sich einen Ruck und marschierte los. In der Halle – einladend wie die Lobby eines schicken Hotels – erkundigte sie sich bei einer der Schwestern am Empfang nach Dr. Adrian Wiesenstein.
»Moment.« Schwester Ina warf einen Blick in den Computer. »Im OP ist er zumindest nicht. Wahrscheinlich finden Sie ihn in einem der Büros auf Station.«
»Können Sie ihn anrufen und ihm ausrichten, Paola sei hier? Ich warte dort drüben.« Sie deutete auf eine der Sitzgruppen in der Ecke.
»Natürlich!«
Paola schlenderte hinüber, setzte sich und schlug die Beine übereinander. Während sie wartete, kontrollierte sie die Nachrichten in ihrem Handy. Eine davon zauberte ihr ein zärtliches Lächeln ins Gesicht.
»Ich liebe dich auch, Pierre«, murmelte sie, während sie eine Antwort tippte. Sie hatte gerade auf »Senden« gedrückt, als ein Schatten vor ihr auftauchte. Sie sah hoch. Das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde tiefer. »Adrian, mein Lieber.«
»Paola!« Adrians Stimme war heiser. Er zog sie an den Händen hoch und wollte sie küssen.
Geschickt wich sie seiner Liebesbekundung aus.
»Hier arbeitest du also.«
Nichts Böses ahnend lachte Adrian.
»Ja, hier arbeite ich. Soll ich dich herumführen?«
»Nein, nein, danke. Ich bin eigentlich nur hier, um dir zu sagen, dass es eine kleine Planänderung gibt.« Sie spielte mit dem obersten Knopf seines Hemdes.
»Gehen wir heute Abend nicht ins Theater?«
»Doch, natürlich. Es geht um morgen.«