Fürstenkrone Box 15 – Adelsroman. Maria Czigler Bianca
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Christina schmiegte sich in seine Arme und fühlte sich sonderbar geborgen. Sie wußte, daß sie die Last nicht mehr würde tragen müssen.
*
Angelika war zum Seerosenteich gelaufen. Ihr Pferd hatte sie völlig vergessen.
Am Ufer warf sie sich auf den weichen Boden und barg laut schluchzend das Gesicht in beiden Armen. So lag sie noch, als Michael von Seebach sie fand.
Er stieg vom Pferd und berührte sacht ihre Schulter.
»Angelika«, sagte er weich und zärtlich, »geliebte, bezaubernde, dumme Angelika! «
Sie fuhr empor, zornig und verweint zugleich.
»Bist du nun glücklich, da du über mich lachen kannst?« rief sie schrill. »Ist es dir nun eine Genugtuung, mich so entsetzlich erniedrigt zu sehen?«
Michael nahm sie sanft in beide Arme und wiegte sie wie ein Kind hin und her.
»Wann wäre jemals eine Tochter dadurch erniedrigt worden, daß sie ihren Vater zärtlich liebt?« sagte er behutsam und hielt sie ganz fest, als sie zu zittern begann.
»Michael, was meinst du damit?«
Vorsichtig die Worte wählend, begann er, ihr zu erzählen. Angelika hörte ihm atemlos zu.
»Du hast gefühlt, daß er dein Vater ist, Angelika«, erklärte Michael schließlich. »Deshalb warst du so unbeirrbar in deiner Liebe und übersahst mich dabei«, konnte er nicht unterlassen hinzuzufügen.
Angelika schnaufte ein wenig. Er lachte und reichte ihr sein Taschentuch. Sie trocknete sich die Tränen und schaute ihn an, als sähe sie ihn zum erstenmal.
Sie betrachtete sein schmales gebräuntes Gesicht und blickte ihm in die guten Augen, in denen all seine Liebe zu ihr geschrieben stand.
»Michael«, meinte sie leise, »ich habe dir wohl sehr weh getan?«
»Es geht.« Er stand auf und zog sie zu sich empor. »Es ist nicht nötig, daß du dir auf dem feuchten Rasen einen Schnupfen holst. Angelika. Was soll der König von einer verschnupften Prinzessin denken.«
»Es ist so sonderbar«, murmelte Angelika vor sich hin, »eigentlich sollte mich das alles doch sehr erregen, aber ich fühle nichts als eine merkwürdige Erleichterung, als sei jetzt endlich alles so, wie es sein soll. Ich kann sogar ohne Groll an Mama denken. Ja, ich gönne ihr sogar das Glück. Wie muß ich sie denn jetzt nennen?«
»Ich würde bei Mama bleiben. Wenn mich nicht alles täuscht, wird sie doch bald deine Stiefmutter.«
»Tatsächlich? Oh, wie töricht war ich! Und wie sehr habe ich Mama zu danken für alle ihre Liebe und Güte. Wenn sie es mir doch nur gesagt hätte.«
»Sie hat das Beste gewollt.«
»Wie du, Michael.«
Angelika schaute ihn merkwürdig an, und sein Herz begann auf einmal rasend zu klopfen.
»Wirklich? Ich denke, du willst mich nie wiedersehen? Dann verlasse ich dich jetzt am besten.«
Aber schon streckte sich ihre kleine Hand aus und hielt ihn fest.
»Nein, bleib, Michael, und verzeih mir! Ich war dumm. Es tut mir sehr leid.«
»So hast du mich doch lieb, kleine Angelika?«
Hilflos blickte sie ihn an.
»Ich weiß nicht«, flüsterte sie, als habe sie Angst, es könne sie jemand hören, »ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nur, daß ich dich niemals verlieren möchte. Ich kann mir ein Leben ohne dich einfach nicht mehr vorstellen. Wenn das die Liebe ist…? Du mußt Geduld mit mir haben, Michael.«
»Soviel du willst, Angelika, wenn du mich nur ein wenig magst.«
»Ja«, erwiderte sie träumerisch, »ich habe es nicht gewußt, aber ich mag dich sehr gern. Und ich glaube, ich werde dich eines Tages sehr lieben, Michael.«
Er nahm ihr Gesichtchen zwischen seine beiden Hände und küßte ganz zart ihre jungen roten Lippen. Sofort danach ließ er sie los, als habe er schon zuviel gewagt.
Wie gut er mich versteht, dachte Angelika.
»Komm, Angelika«, hörte sie ihn da sagen, »der König wartet darauf, seine Tochter in die Arme schließen zu können.«
Angelika lächelte.
Hand in Hand liefen sie über die blühende Wiese, zwei glückliche junge Menschen, die endlich zueinandergefunden hatten.
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