Fürstenkrone Box 15 – Adelsroman. Maria Czigler Bianca
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Die Seebachs hatten Rothenstein längst für Christina und Angelika geräumt. Sie gehörten nicht zu denen, die sich krampfhaft und vergeblich an Verlorenes klammerten und verstanden immer, das Beste aus einer Situation zu machen, wenn es für Cäcilie und Richard von Seebach auch schmerzlich war, auf Rothenstein zu verzichten.
Und Michael wußte noch nicht recht, ob er in Zukunft auf Rothenstein für die Damen ein willkommener Besucher sein würde. Aufdrängen konnte er sich schlecht. So bemühte er sich, sich wenigstens jetzt von seiner besten Seite zu zeigen, um später dafür, wenn sie sich auf Gesellschaften wiederbegegnen würden, wenigstens Gnade vor ihren Augen zu finden und, falls ihm ein Glücksstern leuchtete, vielleicht sogar zu den von ihr bevorzugten Bewunderern zu gehören.
Vergessen waren die Befürchtungen von Cäcilie. Diese junge Prinzessin würde überallhin eingeladen werden, und überall würde sie der Mittelpunkt einer Gesellschaft, eines Balles sein, daran hegte Graf Michael nicht den geringsten Zweifel. Dafür würde schon die Herrenwelt sorgen. Ein so reizvolles Wesen wie Prinzessin Angelika würde nicht im verborgenen blühen.
Mit sanftem Ruck kam der Wagen zum Stehen. Vor ihnen stieg bereits Christina aus, auf Graf Richards Hand gestützt.
Sie warf einen Blick an der Fassade des Schlosses empor und wandte dann langsam den Kopf nach beiden Seiten, als wolle sie sich das, was sie sah, besonders einprägen.
Sie wartete, bis Angelika mit Helene und Graf Michael heran waren. Dann stieg sie leicht auf den Arm von Graf Richard gestützt, die breiten Stufen der geschwungenen Freitreppe empor.
Niemand ahnte, wie rasend das Herz Christinas schlug und welch ein Sturm von Gefühlen sie durchtobte.
Dies war die bisher schwerste Bewährungsprobe in ihrem Leben, und niemand außer Helene de Ravoux wußte davon.
Christina lächelte, als sie durch das Portal schritt. Eine weite kühle Halle, sonderbar hell, nahm sie auf. Im Hintergrund wieder eine Freitreppe, diesmal die Stufen aus weißem Marmor, bedeckt mit einem leuchtendroten Läufer, ein Geländer aus kunstvoll geschmiedetem Eisen zu beiden Seiten. Am Treppenabsatz zwei Kandelaber, besteckt mit Kerzen, die jedoch jetzt nicht brannten.
In der Halle bestand der Boden aus schwarzem Marmor, hin und wieder ein kostbarer Teppich in leuchtenden Farben. Hell die Wände, viele bogenförmige Durchgänge, davor schwere Samtportieren. Alles machte einen gediegenen Eindruck, und man erkannte, daß die Rothensteiner Geschmack besessen hatten. Alles war ungeheuer prunkvoll und kostbar, ohne jedoch im geringsten überladen zu wirken.
Angelika fand es schön, nur vermißte sie Blumen, die sie doch so sehr liebte.
Inmitten der Halle war das wichtigste Schloßpersonal in zwei Reihen angetreten. Butler und Stubenmädchen? Zofen und Köche, letztere ganz in Weiß und mit hohen weißen Mützen auf dem Kopf. Küchenmädchen – sie alle standen da und hielten Blumensträuße in den Händen.
Jede Gruppe der riesigen Dienerschaft hatte ihren Vertreter gestellt. Sie alle warteten auf die neue Herrin von Rothenstein.
Cäcilie hatte das arrangiert. Sie wußte, wie man die künftige Herrin empfing.
Vor den beiden Reihen stand Cäcilie von Seebach; aufrecht und stolz. Sie trug ein dunkelgrünes Kleid aus stumpfer Seide und um den Hals eine mehrreihige Perlenkette, aber sie sah durchaus vornehm aus.
Mit ausgestreckten Händen ging sie auf Christina zu, um sie zu begrüßen.
Christina kam ihr lächelnd entgegen, und gerührt von diesem Empfang küßte sie Cäcilie auf beide Wangen und dankte ihr.
Dann kam Angelika. Kindlich freute sie sich über diesen Empfang, den Graf Michael im stillen ein wenig respektlos mit »großer Bahnhof« bezeichnete. Alle wurden sie Christina und Angelika vorgestellt. Christinas eigenes Personal stand bescheiden im Hintergrund, und Blicke flogen hin und her.
Graf Michael hatte die Befürchtung, daß es unter der Dienerschaft wohl bald heimliche, dafür aber um so heftigere Kämpfe um die Bedienung der beiden Dämen geben würde; denn daß diese allen gefielen, war offenkundig.
Angelika hatte bald ebenso wie Christina beide Arme voll Blumen, und als sie zum Schluß in liebenswürdiger Weise allen dankte, da wurde ein lautes »Hoch!« ausgebracht, das eigentlich gar nicht in Cäcilies Plan vorgesehen war und diese für einen Augenblick neidisch die Lippen zusammenpressen ließ.
Aber sofort wurde Cäcilies Aufmerksamkeit von etwas Unvorhergesehenem in Anspruch genommen.
Christina war zu Cäcilie zurückgekehrt und wandte der Freitreppe den Rücken zu, allein Angelika stand noch im Hintergrund, da öffnete sich neben der Freitreppe eine verborgene kleine Tür, hinter der ein Gang zu den Wirtschaftsräumen führte, und eine sehr alte, gebeugt gehende Frau mit schlohweißem Haar, in ein langes dunkles, sehr einfaches Gewand gekleidet, kam näher. Auf dem Kopf hatte sie ein altmodisches Häubchen. Das Gesicht war völlig verrunzelt, und nur die alten Augen blickten noch hell in die Welt.
In den Händen hielt die Alte, die einem Märchenbuch entstammen konnte, einen großen hölzernen Teller. Cäcilie konnte nicht so recht erkennen, was darauf lag.
Sie biß sich nervös auf die Unterlippe. Das hätte sie voraussehen müssen, daß die alte Anna den feierlichen Empfang stören würde. Seit frühester Jugend hatte diese in unwandelbarer Treue den Rothensteinern gedient, und jetzt genoß sie das Gnadenbrot im Schloß, vom übrigen Personal hoch geachtet.
Sie hätte wissen müssen, daß Anna trotz ihres Verbotes in ihrem greisenhaften Starrsinn und ihrer im Grunde rührenden Treue und Anhänglichkeit es sich nicht nehmen lassen würde, die von ihr über alles geliebte Christina persönlich willkommen zu heißen und die junge Herrin zu sehen.
Angelika wandte sich überrascht der Greisin zu und sah deren durchdringende Blicke auf sich gerichtet. Forschend schaute Anna zu Angelika auf, die sich freundlich zu der Alten beugte. Dann ging ein Lächeln über das runzlige Gesicht.
»Ja«, murmelte Anna vernehmlich in die eingetretene Stille, »du bist eine echte Rothenstein. Zug für Zug deines Gesichts bist du es.«
Sie streckte die mageren Arme vor. Auf hölzernem Teller lagen Salz und Brot.
»Nimm von diesem Salz und Brot, daß Segen über deinem Haupte liege, auf daß Glück deinen Eintritt begleite und dich niemals verlasse, solange du auf Rothenstein weilst.«
Angelika warf einen hilflosen Blick in die Runde. Sie kannte diesen schönen Brauch nicht, aber sie wollte die Alte auch nicht gern enttäuschen.
Mit sicherem Instinkt tat sie das Richtige: Sie nahm das Brot, brach es, tunkte ein Stückchen davon in das Salz und schob es in ihren Mund.
Die Greisin lächelte dankbar und irgendwie stolz.
»Ich wußte doch, daß eine Rothenstein mich richtig verstehen und der alten Anna nicht zürnen würde«, murmelte sie wieder.
Aus einem plötzlichen Gefühl heraus nahm Angelika ihre Blumen und legte die Hälfte davon in die Hände der Greisin.
»Danke«, sagte sie hell und lieblich, »ich danke sehr für diesen Empfang und die guten Wünsche. Jetzt weiß ich, daß auch ich eine Rothenstein bin.«
Die