Das Dekameron. Джованни Боккаччо

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Das Dekameron - Джованни Боккаччо

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Damen! Habe ich eure gemeinsame Absicht richtig verstanden, so sind wir hier, um einander wechselseitig durch Erzählungen zu ergötzen. Darum denke ich, solange jenem Zwecke nicht zuwidergehandelt wird, wie auch unsere Königin zuvor ausdrücklich betont hat, muß es einem jeden erlaubt sein, zu erzählen, was seiner Meinung nach am meisten Vergnügen machen wird. Wir haben schon gehört, wie die guten Ermahnungen des Jeannot von Sevigné dem Abraham zur Seligkeit verhalfen und wie Melchisedech durch Geistesgegenwart seine Reichtümer vor den Nachstellungen Saladins rettete, und so hoffe ich, ihr werdet mich nicht tadeln, wenn ich euch mit wenigen Worten erzähle, auf wie schlaue Weise ein Mönch sich von schwerer Strafe befreite.

      In der Lunigiana, einer nicht weit von hier gelegenen Landschaft, besaß ein Kloster vorzeiten größere Heiligkeit und mehr Mönche, als dies heute der Fall ist. Hier lebte unter anderm ein junger Mönch, dessen Männlichkeit und Jugendfrische weder Nachtwachen noch Fasten zu bändigen vermochten. Als dieser eines Tages um die Mittagszeit, wo alle andern Mönche schliefen, bei der Kirche, die gar einsam gelegen war, umherging, trafen seine Augen auf eine ganz hübsche Bauerndirne, die einem der Landarbeiter zugehören mochte und jetzt auf den Feldern Kräuter sammeln ging. Kaum hatte er sie gesehen, als die Lüsternheit ihm gewaltig zusetzte. Er machte sich an sie heran, begann mit ihr zu plaudern, ein Wort gab das andere, bis sie endlich einig wurden und er sie, ohne von jemand bemerkt zu werden, auf seine Zelle führte. Während er nun, von allzu großer Lust hingerissen, etwas unvorsichtig mit ihr scherzte, geschah es, daß der Abt, der inzwischen aufgestanden war und leise an der Zelle unseres Mönchs vorüberging, das Geflüster dieser beiden vernahm. Um die Stimmen besser zu unterscheiden, näherte er sich behutsam der Zellentür, und als er nun deutlich erkannte, daß ein Weib drinnen sei, war er im Begriff, Einlaß zu fordern. Dann beschloß er aber, es anders damit zu halten, und kehrte in sein Gemach zurück, um dort zu warten, bis der Mönch herauskäme.

      Obgleich dieser inzwischen in dem Genusse des Mädchens das höchste Behagen gefunden, hatte ihn doch die Angst niemals verlassen, und da es ihm so vorgekommen war, als hörte er vom Schlafsaal her Tritte, so legte er das Auge an eine kleine Öffnung in der Tür und sah deutlich den Abt dastehen und ihn belauschen. Er begriff nun leicht, der Abt werde innegeworden sein, daß er das Mädchen bei sich habe, und da die schwere Strafe, die darauf stand, ihm nicht unbekannt war, wurde er sehr betrübt. Ohne indes dem Mädchen seine Besorgnisse zu zeigen, dachte er schnell hin und wider, ob sich nicht irgendein Rettungsmittel finden ließe, und in der Tat fiel ihm eine wohlersonnene List ein, die sicher zum gewünschten Ziel zu führen versprach. Er tat nämlich, als habe er sich zur Genüge an dem Mädchen ergötzt, und sagte zu ihm: „Ich gehe, um auszukundschaften, wie ich dich ungesehen herausschaffen kann. Halte dich also ruhig, bis ich wiederkomme.“ Dann schloß er seine Zelle zu, ging geradewegs in das Zimmer des Abtes und sagte diesem, indem er wie jeder Mönch, der ausging, seinen Schlüssel übergab, mit unbefangener Miene: „Hochwürden, heute morgen konnte ich nicht alles Holz hereinschaffen, das ich hatte schlagen lassen, und möchte nun mit Eurer Erlaubnis in den Wald gehen, um das übrige zu holen.“ In der Meinung, der Mönch wisse nicht, daß er von ihm belauscht worden sei, war der Abt zufrieden, daß es so kam, beurlaubte jenen willig und nahm den Schlüssel, um den Fehltritt, den der Mönch begangen hatte, genau zu erforschen.

      Sobald er sich allein sah, fing er zu überlegen an, ob er in Gegenwart aller Mönche die Zelle des Gefallenen öffnen und ihnen so das Verbrechen kundtun sollte, damit sie nicht etwa nachher, wenn er den Mönch bestrafte, sich über ihn beschweren könnten, oder ob er sich lieber vorher von dem Frauenzimmer den Hergang des Handels erzählen lassen sollte. Und weil er bedachte, es könnte am Ende die Frau oder die Tochter eines Mannes sein, dem er die Schande, sie vor allen Mönchen bloßzustellen, nicht gern angetan haben möchte, entschloß er sich, erst zu sehen, wer es sei, und dann das Weitere zu überlegen. So ging er denn in aller Stille nach der Zelle, öffnete die Tür, trat ein und schloß hinter sich wieder zu. Als das Mädchen den Abt eintreten sah, wurde es fast ohnmächtig und fing vor Scham und Furcht zu weinen an. Der hochwürdige Herr aber fühlte beim Anblick des Mädchens, das er hübsch und jung fand, so alt er auch war, die fleischlichen Gelüste nicht minder lebhaft, als sein junger Mönch sie empfunden hatte. „Wahrhaftig“, sprach er zu sich selbst, „warum sollte ich mir nicht ein Vergnügen gönnen, wenn ich es haben kann? Ärger und Verdruß sind, wie ich meine, immer vorrätig, wenn man danach verlangt. Die hübsche Dirne hier ist im Kloster, ohne daß ein Mensch es weiß. Kann ich’s dahin bringen, daß sie mir zu Willen ist, so weiß ich nicht, warum ich’s lassen sollte. Wer wird es denn erfahren? Gewiß niemand. Und — heimliche Sünde büßt man geschwinde. Solche Gelegenheit gibt es nicht leicht wieder, und ich denke, es ist weise, das Glück wahrzunehmen, das unser Herrgott einem zuschickt.“

      Unter diesen Gedanken hatte er den Entschluß, mit dem et gekommen war, völlig umgestoßen, machte sich nun an das Mädchen heran, begann ihm freundlich zuzureden und bat es, nicht mehr zu weinen. So gab ein Wort das andere, und endlich kam es dazu, daß er sein Verlangen geradezu gestand. Das Mädchen war weder von Diamant noch von Stahl und gab den Wünschen des Abtes schnell genug nach. Dieser umarmte und küßte es einige Male und legte sich dann auf das Bett unseres Mönchs. War es mit Rücksicht auf die hohe Würde, die schwer auf ihm lastete, und auf das zarte Alter des Mädchens, oder fürchtete er vielleicht, ihm durch das Gewicht seines Körpers beschwerlich zu fallen, genug, er legte sich nicht auf die Dirne, sondern ließ sie auf sich liegen und ergötzte sich solchergestalt mit ihr eine lange Weile.

      Der Mönch, der sich so gestellt hatte, als ob er in den Wald ginge, hatte sich inzwischen im Schlafsaal versteckt und schöpfte im festen Vertrauen auf das Gelingen seines Anschlags neuen Mut, sobald er den Abt ohne Begleitung seine Zelle betreten sah. Als dieser gar die Tür hinter sich abschloß, zweifelte er nicht mehr und schlich sich still aus seinem Versteck zu einer Ritze, durch die er alles sah und hörte, was der Abt sagte und tat. Nachdem nun der Abt sich seiner Meinung nach genug mit der Dirne unterhalten hatte, schloß er sie wieder ein und kehrte in sein Gemach zurück.

      Nach einiger Zeit hörte er den jungen Mönch, und in der Meinung, dieser sei inzwischen aus dem Walde zurückgekommen, war er willens, ihn aufs nachdrücklichste zur Rede zu stellen und ins Gefängnis zu sperren, um alsdann die gewonnene Beute allein zu besitzen. So ließ er ihn denn rufen, schalt ihn mit strengen Worten und erzürntem Gesicht und kündigte ihm seine Einkerkerung an. Der Mönch indes antwortete ihm auf der Stelle: „Hochwürdiger Herr, ich bin noch nicht lange genug im Orden des heiligen Benedikt, um dessen Eigentümlichkeiten alle zu kennen. In der Tat habt Ihr mich darin noch nicht unterwiesen, daß die Mönche sich ebenso wie Fasten und Nachtwachen auch die Weiber aufbürden müssen. Da Ihr es mir aber nun gezeigt habt, verspreche ich Euch, wenn Ihr mir diesmal vergebt, nie wieder zu fehlen, sondern immer zu tun, wie ich Euch habe tun sehen.“

      Der Abt, der ein verständiger Mann war, erkannte schnell, daß jener sich nicht nur besser als er auf die Sache verstanden, sondern auch alles, was er getan, beobachtet habe. Darum scheute er sich, im Bewußtsein des gleichen Vergehens, dem Mönche etwas anzutun, das doch der eine wie der andere verdient hatte. Er vergab ihm also und befahl ihm Stillschweigen über alles, was er gesehen. Dann aber schafften sie die Dirne vorsichtig aus dem Kloster, in welches die beiden sie vermutlich oft zurückgeholt haben.

      FÜNFTE GESCHICHTE

      Die Markgräfin von Montferrat weist die törichte Liebe des Königs von Frankreich durch ein Hühnergericht und ein paar hübsche Worte zurück.

      Die Mädchen, die dem Dioneo zuhörten, schämten sich anfangs ein wenig ob seiner Erzählung, wie die sittsame Röte bekundete, die ihre Wangen überflog. Allmählich indes blickten sie bei steigender Aufmerksamkeit einander mit heimlichem Lächeln verstohlen an und unterdrückten kaum ein lautes Gelächter. Als die Geschichte zu Ende war, ließen sie ihn durch neckenden Tadel und Spott empfinden, daß solche Geschichten vor Damen zu erzählen ungeziemend sei. Dann aber gebot die Königin, zu Fiammetta gewandt, die neben Dioneo im Grase saß, dieser, in der Reihe fortzufahren. Fiammetta begann lächelnd und anmutig:

      Nicht

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