Das Dekameron. Джованни Боккаччо
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Als Elisa durch die rührende Geschichte des Grafen von Antwerpen ihre Pflicht erfüllt hatte, sann Filomena, die Königin, die schön und von schlanker Gestalt war und deren Gesichtszüge noch mehr Anmut und Freundlichkeit hatten als die der andern, einen Augenblick nach und sagte dann: „Wir müssen dem Dioneo schon Wort halten, und so will ich denn, da nur er und ich noch zu erzählen haben, meine Geschichte zuerst vorbringen, und er mag, wie er sich’s ausgebeten, der letzte sein, der für heute erzählt.“ Nachdem sie so gesprochen hatte, begann sie:
Im Volke geht das Sprichwort um: „Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“ Dieses Sprichwort kann aber nur wahr sein, wenn es im Leben wirklich so zugeht. So ist mir eingefallen, euch, ohne mich dabei von der allgemeinen Aufgabe zu entfernen, an einem Beispiel zu zeigen, daß es auch wirklich so ist, wie man sagt. Laßt es euch nicht gereuen, meine Geschichte zu hören, aus der ihr lernen könnt, wie man vor Betrügern auf der Hut sein muß.
Es waren einmal in einem Wirtshaus zu Paris etliche italienische Großkaufleute zusammen, die um verschiedener Geschäfte willen, wie sie ihr Beruf mit sich bringt, dorthin gekommen waren. Diese begannen eines Abends nach fröhlich beendetem Essen allerlei Gespräche. Das eine brachte sie auf das andere, und so kamen sie endlich auf ihre Frauen zu sprechen, die sie daheim gelassen. Da sagte einer lachend: „Was meine tut, das weiß ich nicht. Das eine aber weiß ich wohl: wenn mir hier ein Dirnchen nach meinem Geschmack über den Weg läuft, dann lasse ich die Liebe zu meiner Frau links liegen und nehme alles mit, was ich von jener kriegen kann.“ Darauf sagte ein anderer: „Ich mach’s ebenso. Denn bilde ich mir ein, daß meine Frau sich derweil einen Zeitvertreib sucht, so tut sie’s; bilde ich’s mir nicht ein, so tut sie’s doch. Also ist es besser, man rechnet miteinander ab; wie der Esel in den Wald schreit, so schallt es wieder heraus.“ Die Meinung des dritten kam auf dasselbe hinaus, und mit einem Wort, die Anwesenden schienen alle darin übereinzustimmen, daß ihre zurückgelassenen Frauen die Zeit schwerlich ungenutzt lassen möchten.
Nur ein einziger, Bernabo Lomellino mit Namen und aus Genua, sagte das Gegenteil und versicherte, durch Gottes Gnade eine Frau zu besitzen, der alle Tugenden eines Weibes und mit wenigen Ausnahmen auch die eines Ritters oder Knappen in so hohem Maße zu eigen seien, daß sie vielleicht in ganz Italien nicht ihresgleichen habe. Denn sie sei schön von Gestalt und noch jung an Jahren, körperlich geschickt und rüstig, und es gebe keinerlei weibliche Arbeit, wie Seidenwirken und dergleichen, die sie nicht besser verstehe als jede andere. Ja überdies sei kein Knappe und kein Diener zu finden, welchen Namen er auch tragen möge, der besser und aufmerksamer als sie eine herrschaftliche Tafel zu bedienen wisse; denn in allen Dingen sei sie wohlerzogen, umsichtig und verständig. Endlich rühmte er noch an ihr, daß sie besser als ein Ritter zu Pferde sitze und den Falken halte und besser als ein Kaufmann zu lesen, zu schreiben und zu rechnen wisse. Von diesem und vielem andern Lobe kam er dann auf den Gegenstand des vorhergegangenen Gespräches und versicherte bei seinem Eide, daß keine sittsamere und keine keuschere Frau zu finden sei. Darum, fügte er hinzu, vertraue er fest darauf, daß sie sich niemals mit einem anderen Mann auf dergleichen Dinge einließe, selbst wenn er zehn Jahre lang oder immer vom Hause wegbliebe.
Unter den Kaufleuten, die also miteinander redeten, war ein junger Mann, Ambrogiuolo von Piacenza mit Namen, der über das Lob, das Bernabo seiner Frau zuletzt erteilt, überlaut zu lachen anfing und ihn höhnisch fragte, ob denn der Kaiser nur ihm vor allen andern dieses Vorrecht erteilt habe. Bernabo erwiderte nicht ohne Empfindlichkeit, Gott, der etwas mehr vermöge als der Kaiser, und nicht dieser, habe ihm solche Gnade verliehen. Darauf sagte Ambrogiuolo: „Bernabo, ich zweifle nicht daran, daß du selber die Wahrheit zu sagen glaubst. Mich dünkt aber, du hast den Lauf der Dinge nicht gehörig ins Auge gefaßt; denn hättest du es getan, so halte ich dich nicht für kurzsichtig genug, daß du nicht mancherlei wahrgenommen haben solltest, was dich veranlassen müßte, über derlei Dinge mit geringerer Zuversicht zu reden. Damit du aber einsehen mögest, daß wir, die wir uns vorhin über unsere Frauen so duldsam aussprachen, darum nicht der Meinung sind, wir hätten deren schlechtere oder anders geschaffene, als die deinige ist, will ich über diesen Punkt ein wenig mit dir reden. Ich habe immer gehört, der Mann sei das edelste unter den sterblichen Wesen, die Gott geschaffen, und erst nach ihm komme das Weib. In der Tat zeigt auch die Erfahrung, daß die allgemeine Meinung wahr und der Mann vollkommener ist. Besitzt er aber nun größere Vollkommenheit, so muß er ohne Zweifel auch mehr Festigkeit und Beständigkeit haben; denn die Weiber sind in allem veränderlicher, wofür sich mancherlei natürliche Gründe angeben ließen, die ich aber jetzt beiseite lassen will. Hat nun der Mann größere Festigkeit und kann er sich dennoch nicht enthalten, nach einer jeden zu verlangen, die ihm gefällt, geschweige denn einer, die ihn bittet, zu willfahren, kann er sich weiterhin nicht enthalten, über dieses Verlangen hinaus alles zu tun, was in seinen Kräften steht, um in ihren Besitz zu gelangen, was alles ihm nicht einmal im Monat, sondern täglich tausendmal begegnet — wie willst du von einem Weibe, das seiner ganzen Natur nach veränderlich ist, erwarten, daß es den Bitten, Schmeicheleien und Geschenken, daß es den tausend anderen Mitteln widerstehen werde, die ein erfahrener Mann, wenn er verliebt ist, anwenden wird? Glaubst du wirklich, sie könne standhalten? Wenn du es mir auch versicherst, so glaube ich dennoch nicht, daß du davon überzeugt bist. Gestehst du doch selbst ein, daß deine Frau ein Weib ist und wie die andern aus Fleisch und Bein besteht. Ist dem aber so, dann muß sie dieselben Gelüste fühlen und hat nur dieselben Kräfte wie die andern, um jenen natürlichen Antrieben zu widerstehen. Du siehst mithin: so sittsam sie auch sein mag, immer besteht die Möglichkeit, daß sie tut, was die andern tun. Etwas Mögliches soll man aber niemals so hartnäckig verneinen oder das Umgekehrte behaupten, wie du es tust.“
Bernabo entgegnete ihm darauf: „Ich bin ein Kaufmann und kein Philosoph, kann dir also auch nur als Kaufmann antworten. So sage ich denn, daß ich wohl einsehe, wie es den Einfältigen, die kein Gefühl für Scham haben, so gehen kann, wie du da beschreibst. Die Verständigen aber sind um ihre Ehre so besorgt, daß sie in diesem Punkte stärker werden als die Männer, die darin ein loses Gewissen haben. Und zu denen gehört meine Frau.“
„Wahrhaftig“, sagte Ambrogiuolo, „wenn den Weibern jedesmal, wenn sie sich auf derlei Geschichten einlassen, ein Horn aus der Stirn wüchse, das Zeugnis ihrer Tat wäre, so möchten sich wenige damit abgeben. Nun wächst ihnen aber kein Horn, und wenn sie klug sind, ist keine Spur zu finden; Schande und Entehrung entstehen nur aus dem, was offenbar wird. So tun die Weiber denn, was sie im Verborgenen tun können, oder unterlassen es nur aus Albernheit. Darum sei überzeugt: nur die ist keusch, die entweder von niemand gebeten, oder wenn sie selbst gebeten hat, nicht erhört worden ist. So genau ich übrigens aus natürlichen und anderen Gründen weiß, daß sich alles so verhalten muß, wie ich dir sage, so spräche ich doch nicht mit solcher Zuversicht darüber, wenn ich nicht schon oft und bei mancherlei Frauen die Probe gemacht hätte. Deshalb sage ich dir denn: wäre ich nur bei deiner so ausbündig tugendhaften Frau, so wollte ich sie schön in kurzer Zeit zu dem bringen, wozu ich schon so manche andere gebracht habe.“
Bernabo antwortete verdrießlich: „Dies Herumstreiten mit Worten könnte sich sehr in die Länge ziehen. Du würdest reden, und ich würde reden, und am Ende käme doch nichts heraus. Weil du aber meinst, daß jede Frau so nachgiebig und dein Geschick so groß sei, so bin ich bereit, um dich von der Sittsamkeit meiner Frau zu überzeugen, mir den Kopf abschneiden zu lassen, wenn du sie jemals dazu bewegen kannst, dir in dieser Weise irgendwie zu Willen zu sein. Gelingt es dir aber nicht, so verlange ich von dir nichts als eine Buße von tausend Goldgulden.“
Ambrogiuolo, der sich über der Angelegenheit schon erhitzt hatte, erwiderte: „Bernabo, ich weiß nicht, was ich mit deinem Blut anfangen sollte, wenn ich gewänne. Hast du aber Lust, die Probe auf das zu machen, was ich dir gesagt habe, so setze gegen meine tausend Goldgulden fünftausend andere, die dir doch wohl nicht minder wert sein müssen als dein Kopf. Dann will ich nach Genua reisen und, obwohl du mir keine Zeit vorgeschrieben hast, binnen drei Monaten, von dem Tage meiner Abreise aus Paris an gerechnet, bei deiner Frau meinen Willen erreicht haben. Und zum Zeugnis will ich dir Dinge mitbringen, die sie besonders wert hält, und dir so viele Umstände und