Das Dekameron. Джованни Боккаччо

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Das Dekameron - Джованни Боккаччо

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umgab sie mit Frauen, die ihr Gesellschaft leisteten, und schenkte dem Bernabo sein verwirktes Leben. Dieser aber hatte sie kaum erkannt, als er sich weinend vor ihr niederwarf und sie um Verzeihung bat, die sie ihm denn auch, so wenig er sie verdient hatte, freundlich gewährte, indem sie ihn aufstehen hieß und ihn zärtlich als ihren Gemahl umarmte.

      Darauf befahl der Sultan sogleich, daß Ambrogiuolo an einen erhöhten Platz der Stadt geführt, dort in der Sonne nackend an einen Pfahl gebunden und mit Honig bestrichen werde, um nicht eher von dort wieder losgebunden zu werden, als bis seine Gebeine von selbst aus den Banden fielen. Als dieser Befehl des Sultans vollzogen war, ließ er alles, was bisher dem Ambrogiuolo gehört, der Frau als ein Geschenk überantworten, und es fand sich, daß sein Vermögen nicht weniger als zehntausend Doublonen betrug. Dann ordnete er ein herrliches Fest an, bei welchem er den Bernabo als den Gatten der Frau Ginevra, diese selbst aber als ein Muster trefflicher Frauen ehrte und ihr an Schmuck, goldenen und silbernen Gefäßen und barem Gelde mehr denn zehntausend Doublonen an Wert schenkte. Als das Fest zu Ende war, rüstete er ein Schiff aus und beurlaubte sie, auf diesem nach Gefallen heimwärts zu reisen. So kehrten sie denn reich und froh in ihre Heimat zurück und wurden dort auf das ehrenvollste empfangen, besonders aber Frau Ginevra, die von allen tot geglaubt worden war und nun, solange sie lebte, wegen ihrer Tugenden und ihres Verstandes allgemein gerühmt ward.

      Ambroguolo war noch am selben Tage an den Pfahl gebunden und mit Honig bestrichen worden und hatte nicht allein mit unsäglichen Schmerzen unter den Stichen der Fliegen, Wespen und Bremsen, deren sich in jenem Lande besonders viele finden, seinen Geist aufgeben müssen, sondern sein Leichnam ward auch bis auf die Knochen von ihnen verzehrt. So blieben die weißen Gebeine, von den Sehnen zusammengehalten, noch lange Zeit unangerührt, dem Vorübergehenden ein Zeugnis von Ambrogiuolos Bosheit, und so bewährte sich das Sprichwort: Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.

      ZEHNTE GESCHICHTE

      Paganino von Monaco raubt dem Herrn Ricciardo von Chinzica seine Gattin. Dieser erfährt, wo sie ist, begibt sich dorthin, befreundet sich mit Paganino und fordert sie von ihm zurück. Paganino verspricht sie ihm, wenn sie wieder zu ihm wolle. Sie hat aber keine Lust, zu ihm zurückzukehren, und wird nach Herrn Ricciardos Tode Paganinos Frau.

      Jedes Mitglied der ehrenwerten Gesellschaft rühmte die Geschichte, welche die Königin erzählt hatte, als besonders schön, vor allem aber Dioneo, dem für den heutigen Tag die Mühe des Erzählens allein noch oblag. So begann er denn nach einem gründlichen Lobe seiner Vorgängerin also zu reden:

      Schöne Damen, eine Stelle in der Erzählung der Königin hat mich bewogen, die Geschichte, die ich im Sinne trug, für heute beiseite zu lassen und dafür eine andere zu erzählen. Ich meine nämlich die durch den glücklichen Ausgang nicht gemilderte Torheit des Bernabo, der sich, wie mancher andere Mann auch, einreden konnte, daß die Frauen daheim die Hände in den Schoß legen, während die Männer draußen in der Welt umherreisen und sich bald mit dieser, bald mit jener die Zeit vertreiben. Als ob wir, die wir ja unter den Frauen auf die Welt kommen und groß werden, nicht wüßten, wonach sie Verlangen tragen. So will ich euch denn in meiner Geschichte zu gleicher Zeit die Torheit solcher Leute und die noch größere anderer aufzeigen, die glauben, daß sie mehr vermöchten als die Natur selbst, und sich einbilden, mit eitlem Geschwätz bewirken zu können, was nicht in ihrer Macht liegt, ja, die versuchen, andere so umzubilden, wie sie selbst sind, obwohl deren Wesen dem ihrigen widerstrebt.

      In Pisa lebte einmal ein Richter, der mehr mit Verstand als mit körperlichen Kräften begabt war und Herr Ricciardo von Chinzica genannt wurde. Dieser bildete sich wohl ein, daß einer Frau dieselben Fähigkeiten, wie sie zum Richteramt erforderlich sind, genügen, um etwas auszurichten. Er suchte sich daher im Vertrauen auf seinen ansehnlichen Reichtum mit allem Eifer eine schöne und junge Frau, während er doch, wenn er sich selbst so gut beraten hätte wie fremde Leute, das eine wie das andere sorgfältig hätte vermeiden sollen. Indes wurden seine Wünsche erfüllt. Herr Lotto Gualandi gab ihm eine seiner Töchter namens Bartolomea, eines der hübschesten und muntersten Mädchen in Pisa, obgleich dort die meisten so niedlich und flink sind wie die Eidechsen. Der Richter holte sie mit den größten Festlichkeiten heim und feierte eine glänzende und prachtvolle Hochzeit. Auch setzte er in der Brautnacht ein einziges Mal ernsthaft an, die Ehe zu vollziehen; doch fehlte nicht viel, so wäre es auch mißlungen. Am andern Morgen mußte er sich, da er ja dürr und mager und von kurzem Atem war, durch manchen stärkenden Trank, würzige Suppen und andere Reizmittel wieder ins Leben zurückrufen.

      Durch diese nächtlichen Erfahrungen lernte der Herr Richter, seine Kräfte richtiger einzuschätzen, als er zuvor getan, und er begann infolgedessen seiner Frau einen Kalender beizubringen, der den Schulkindern sicherlich gefallen hätte und ursprünglich vielleicht zu Ravenna gemacht war. Denn nach seinen Erklärungen gab es keinen Tag, auf den nicht ein oder mehrere Heiligenfeste fielen, und diesen Festen zu Ehren mußten sich Mann und Frau aus mancherlei triftigen Gründen fleischlicher Vereinigungen enthalten. Zu diesen Festen kamen noch die Quatember, die Vigilien der Apostel und anderer Heiliger, die Freitage und Samstage, der Sonntag als der Tag des Herrn, die ganze Fastenzeit, gewisse Mondphasen und eine Menge anderer Ausnahmen, für welche alle er im Bette seiner Frau die gleichen Ferien in Anspruch nehmen zu können glaubte, deren er sich zuweilen in seinen Prozessen bediente. Auf diese Weise fuhr er lange Zeit fort, sehr zum Verdrusse seiner Frau, die kaum einmal im Monat auf ihre Kosten kam. Dabei achtete er höchst sorgfältig darauf, daß nicht etwa einer sie auf die gleiche Art mit den Werktagen bekannt machte, wie er sie die Festtage gelehrt hatte.

      Nun geschah es, daß einmal zur Zeit der großen Hitze den Herrn Ricciardo die Lust ankam, sich auf einem schönen Landgute in der Nähe des Monte Nero, das ihm gehörte, zu erholen und während des Aufenthalts von einigen Tagen frische Luft zu schöpfen. Seine schöne Frau mußte ihn begleiten, und um sie in der Zeit, die sie dort weilten, ein wenig zu unterhalten, veranstaltete er eines Tages einen Fischzug. Auf dem einen Kahn fuhr er mit den Fischern, auf dem andern sie mit einigen Frauen. So sahen sie dem Fischfang zu, und das Wohlgefallen, das sie an diesem Schauspiel fanden, lockte sie, ohne daß sie’s gewahr wurden, mehrere Meilen ins Meer hinaus. Während sie aber noch auf den Fischfang achteten, näherte sich ihnen plötzlich eine Galeere des Paganino da Mare, der damals ein berühmter Seeräuber war. Als dieser die Kähne bemerkte, machte er Jagd auf sie, und sie konnten nicht schnell genug entfliehen, so daß es Paganino gelang, den Kahn zu erreichen, auf dem die Frauen sich befanden. Hier fiel sein Blick sogleich auf die schöne Dame, und ohne irgend etwas anderes zu begehren, nahm er sie unter Herrn Ricciardos Augen, der bereits gelandet war, auf seine Galeere und fuhr davon.

      Ob der Herr Richter, der auf jeden Windhauch eifersüchtig war, über diesen Anblick betrübt war, brauche ich euch nicht erst zu sagen. Er beklagte sich in und außerhalb Pisas über die Ruchlosigkeit der Seeräuber und wußte darum doch nicht, wem seine Frau in die Hände gefallen oder wohin sie gebracht worden war. Paganino aber fand an der Schönheit der jungen Frau Gefallen und schätzte sich glücklich, sie gewonnen zu haben. Da er selbst unbeweibt war, nahm er sich vor, sie für immer bei sich zu behalten, und tröstete sie auf das freundlichste, da er sie heftig weinen sah. Als nun die Nacht kam, setzte er, der keinen Kalender mit sich führte und alle Fest- und Fasttage längst vergessen hatte, seinen Trost, da ihm die Worte den Tag über geringe Frucht getragen, durch Taten nachdrücklicher fort. Er wußte sie so zu beruhigen, daß die gute Frau, noch bevor sie in Monaco ankamen, den Richter und seine Gesetze völlig aus dem Gedächtnis verloren und mit Paganino bereits das fröhlichste Leben von der Welt begonnen hatte. In Monaco dann gewährte ihr der letztere außer dem Vergnügen, das er ihr Tag und Nacht bereitete, noch die ehrenvollste Behandlung, wie wenn sie seine rechtmäßige Gemahlin gewesen wäre.

      Nach einiger Zeit kam es dem Herrn Richter zu Ohren, wo seine Frau sich befand, und er entschloß sich in der Meinung, daß kein anderer die Sache richtig anzupacken wüßte, ihr selbst nachzureisen. Er war bereit, jede Summe, die für ihre Auslösung verlangt werden sollte, willig zu bezahlen. Darauf begab er sich zu Schiffe und fuhr nach Monaco, wo er bald seine Frau zu sehen

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