Das Dekameron. Джованни Боккаччо

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Das Dekameron - Джованни Боккаччо

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lud ihn der Sultan einige Male zu Tisch, wurde, weil Sicurano immer mit bediente, auf dessen geschicktes Benehmen aufmerksam und fand daran solchen Gefallen, daß er ihn sich von dem Spanier erbat, was dieser, so leid es ihm tat, nicht abschlagen konnte. Sicurano gewann in kurzer Zeit durch sein gutes Betragen die Gunst und Liebe des Sultans nicht minder, als er zuvor die des Spaniers besessen hatte.

      Darüber kam die Zeit heran, wo sich, wie alljährlich, zu Akkon eine große Anzahl christlicher und sarazenischer Kaufleute zu einer Art Messe versammeln sollte. Zu diesem Markt pflegte der Sultan, unter dessen Oberhoheit Akkon stand, außer mehreren anderen Beamten zur Sicherheit der Kaufleute und ihrer Waren stets einen seiner Großen und eine Anzahl Bewaffneter zu senden. Als nun diesmal die Zeit gekommen war, beschloß er, den Sicurano, der die Sprache bereits vollkommen beherrschte, mit diesem Amt zu betrauen, und wirklich führte er seinen Vorsatz aus. So wurde denn Sicurano Befehlshaber von Akkon und der vom Sultan zum Schutze der Kaufleute und ihrer Waren, dorthin gesandten Wache; und während er sein Amt auf das beste und sorgfältigste versah, wozu er aufmerksam umherging, traf er auf viele Kaufleute aus Sizilien, Pisa, Genua, Venedig und anderen Gegenden Italiens und ließ sich in der Erinnerung an sein Vaterland gern mit ihnen in trauliche Gespräche ein.

      Da traf es sich unter anderm einmal, daß er in einem Kaufhause der Venezianer, welches er für einen Augenblick betrat, neben mancherlei anderem Schmuck eine Tasche und einen Gürtel gewahrte, die er schnell und voller Verwunderung als die seinigen wiedererkannte. Doch verbarg er sein Erstaunen und fragte höflich, wem sie gehörten und ob sie zu verkaufen wären. Ambrogiuolo von Piacenza nämlich war auf einem venezianischen Schiffe mit vielen Waren zu dieser Messe gekommen, trat, als er den Befehlshaber der Wache fragen hörte, wem die Sachen seien, lächelnd vor und sagte: „Herr, die Sachen gehören mir und sind nicht verkäuflich. Findet Ihr aber Gefallen daran, so mache ich sie Euch gern zum Geschenk.“ Als Sicurano ihn lächeln sah, fürchtete er schon, jener möchte seine Züge erkannt haben; doch hielt er sein Gesicht vollkommen in der Gewalt und sagte: „Du lachst wohl, daß ein Kriegsmann wie ich nach solchem Weiberzeuge fragt?“ „Herr“, antwortete Ambrogiuolo, „ich lache nicht darüber, sondern nur über die Art, wie ich zu den Sachen gekommen bin.“ Darauf sagte Sicurano: „Nun, beim Himmel, wenn nichts Unziemliches dabei ist, so möchte ich wohl, daß du uns die Geschichte erzähltest.“ „Herr“, entgegnete jener, „die Sachen, die Ihr da seht, und noch ein paar andere schenkte mir einmal eine Genueser Dame, Frau Ginevra genannt, die Gattin des Bernabo Lomellino, weil ich eine Nacht bei ihr geschlafen hatte, und bat mich, sie ihr zuliebe zu behalten. Nun mußte ich aber lachen, weil ich an Bernabos Torheit dachte, der dumm genug war, fünftausend Goldgulden gegen tausend zu setzen, daß ich von seiner Frau meinen Willen nicht erlangen würde. Sie gewährte mir aber alles, und ich gewann die Wette; und Bernabo, der lieber sich selbst für seine Dummheit als die Frau dafür hätte strafen sollen, daß sie getan, was alle Weiber tun, reiste von Paris nach Genua zurück und hat sie, wie ich späterhin vernommen, umbringen lassen.“

      Als Sicurano das vernahm, verstand er den Grund von Bernabos Zorn und begriff, daß Ambrogiuolo die einzige Ursache aller seiner Leiden sei. Er sann darauf, den Betrug nicht ungestraft durchgehen zu lassen, stellte sich, als ob jene Geschichte ihm vielen Spaß gemacht, und wußte in kurzer Zeit mit Ambrogiuolo so vertraut zu werden, daß dieser am Ende der Messe zu seinem Vergnügen mit ihm nach Alexandrien fuhr. Hier richtete ihm Sicurano einen Laden ein und vertraute ihm von seinem eigenen Geld bedeutende Summen an, so daß Ambrogiuolo infolge des großen Nutzens, der ihm aus seinem Aufenthalt erwuchs, gern in Alexandrien verweilte.

      Sicurano, der in alldem nichts anderes im Auge hatte, als Bernabo von seiner Unschuld überzeugen zu können, ließ nicht eher nach, als bis er durch Vermittlung einiger angesehener Genueser Kaufleute, die in Alexandrien wohnten, ihn unter allerlei Vorwänden bewogen hatte, dorthin zu kommen. Da Bernabo in ziemlich ärmlichen Umständen anlangte, ließ Sicurano ihn von einem seiner Freunde in der Stille beherbergen, bis ihm die Zeit zur Ausführung seiner Pläne günstig erschiene. Inzwischen hatte Sicurano den Ambrogiuolo schon veranlaßt, seine Geschichte vor dem Sultan zu erzählen und diesen dadurch angenehm zu unterhalten.

      Als aber Bernabo angelangt war, meinte Sicurano, seine Unternehmung nicht weiter aufschieben zu dürfen. Er erbat vom Sultan die Erlaubnis, Ambrogiuolo und Bernabo vor ihn führen zu dürfen, damit in Gegenwart des letzteren Ambrogiuolo durch Güte oder Gewalt gezwungen würde, zu bekennen, wie es sich in Wahrheit mit dem verhalten habe, dessen er sich in bezug auf Bernabos Frau rühme. Ambrogiuolo und Bernabo erschienen vor dem Sultan, und in Gegenwart vieler befahl dieser dem ersten mit ungnädigem Gesicht, der Wahrheit gemäß zu gestehen, wie er von Bernabo die fünftausend Goldgulden gewonnen habe. Ambrogiuolo sah den Sicurano, auf den er am meisten baute, anwesend; doch auch dieser drohte ihm mit noch weit zornigerer Miene die größten Martern an, wenn er die Wahrheit nicht gestände. So sah sich denn Ambrogiuolo, von der einen wie von der andern Seite eingeschüchtert, ja mit Zwang bedroht, in Bernabos und vieler anderer Gegenwart genötigt, den ganzen Hergang der Sache klar und einfach zu erzählen, was ihn seiner Meinung nach nur verpflichtete, die fünftausend Goldgulden und die genommenen Sachen zurückzuerstatten. Sicurano aber wandte sich als ein vom Sultan berufener Richter sogleich an Bernabo und sagte: „Und was hast du um dieser Lüge willen deiner Frau angetan?“ Bernabo erwiderte: „Vom Zorne über das verlorene Geld und von der Scham über die Schande bewältigt, die meine Frau mir, wie ich glauben mußte, angetan hatte, ließ ich sie durch einen meiner Diener töten; und wie dieser mir berichtete, wurde ihr Leichnam von vielen Wölfen zerrissen.“

      Alle diese Verhandlungen wurden in Gegenwart des Sultans gepflogen und von ihm vollkommen verstanden, ohne daß er gewußt hätte, zu welchem Zweck Sicurano dies alles veranstaltete. Dieser sprach indes folgendermaßen: „Mein Gebieter, Ihr seht nun wohl klar genug ein, was für eines Liebhabers und was für eines Mannes sich die gute Frau zu rühmen gehabt hat. Der Liebhaber bringt sie zu gleicher Zeit durch schmähliche Lügen um ihre Ehre und stürzt ihren Mann ins Unglück, und der Mann mißt den fremden Unwahrheiten größeren Glauben bei als der Wahrheit, die er durch lange Erfahrung selbst zu erkennen Gelegenheit gehabt, und läßt sie töten und von den Wölfen verschlingen. Und noch überdies ist die Liebe, die Liebhaber und Ehemann für sie empfinden, so groß, daß beide lange Zeit mit ihr Zusammenleben, ohne sie wiederzuerkennen. Damit Ihr aber in vollem Maße erkennen sollt, welche Strafe jeder von beiden verdient, so will ich, wenn Ihr mir dies als besondere Gnade gewähren wollt, daß der Betrüger bestraft, dem Betrogenen aber verziehen werde, die arme Frau selbst vor Euer Antlitz und vor jener Augen führen.“

      Der Sultan, der in dieser Sache dem Sicurano allein gefällig zu sein wünschte, erklärte sich damit einverstanden und sagte, jener möge die Frau nur kommen lassen. Bernabo wunderte sich über diese Reden nicht wenig, da er seine Frau mit Gewißheit tot glaubte. Ambrogiuolo ahnte zwar schon sein Unglück und fürchtete Schlimmeres als die Erstattung des Geldes; auch wußte er nicht, was er von dem Erscheinen der Frau hoffen oder fürchten sollte; doch walteten auch bei ihm Neugier und Verwunderung vor.

      Als nun der Sultan dem Sicurano seine Bitten gewährt hatte, warf dieser sich weinend vor ihm auf die Knie, gab in dem Augenblick, wo er nicht mehr als Mann gelten wollte, seine männliche Stimme auf und sagte: „Mein Gebieter, ich bin die arme unglückliche Ginevra und bin nun schon sechs Jahre lang in Männertracht durch die Welt geirrt, seit dieser Verräter Ambrogiuolo mich fälschlich, aber nur zu fühlbar beschimpft, und seit mein grausamer und ungerechter Gatte hier mich von einem seiner Diener hat umbringen und den Wölfen vorwerfen lassen wollen.“Bei diesen Worten riß sie ihr Gewand auf, zeigte ihren Busen und bewies dadurch dem Sultan und den anderen Anwesenden, daß sie ein Weib war. Dann aber wandte sie sich gegen Ambrogiuolo und fragte ihn im höchsten Zorne, wann er jemals, wie er sich gerühmt, bei ihr geschlafen habe. Ambrogiuolo erkannte sie wohl und war so beschämt, daß er schwieg, nicht anders als wäre er stumm geworden. Der Sultan, der sie immer für einen Mann gehalten hatte, geriet bei diesen Worten und bei diesem Anblick in solches Erstaunen, daß er mehrmals alles, was er sah und hörte, nicht für wahr, sondern für einen Traum halten wollte. Endlich aber legte sich sein Staunen, er erkannte die Wahrheit und zollte dem Leben, der Standhaftigkeit, den guten Sitten und

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