Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie. Georg Ebers

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Lande seit Jahrtausenden unverändert fortbesteht, und deßhalb ihren Bekennern doppelt heilig erscheint. Diese Priester machen dem Amasis das Leben schwer, verfolgen und schaden uns wie und wo sie können, ja ich wäre längst ein todter Mann, wenn der König nicht seine schützende Hand über mich ausgebreitet hätte. Doch wohin gerathe ich! Rhodopis ward also zu Naukratis mit offenen Armen empfangen und von Amasis, der sie kennen lernte, mit Gunstbezeugungen überhäuft. Ihre Tochter Klëis, welche, wie jetzt Sappho, niemals die allabendlichen Zusammenkünfte in ihrem Hause theilen durfte, und beinahe noch strenger als die anderen Jungfrauen von Naukratis erzogen wurde, heirathete Glaukus, einen reichen phocäischen Handelsherrn aus edlem Hause, der seine Vaterstadt gegen die Perser tapfer vertheidigt hatte, und folgte demselben nach dem neu gegründeten Massalia31, an der celtischen Küste. Die jungen Leute erlagen dem dortigen Klima, nachdem ihnen eine Tochter, Sappho, geboren war. Rhodopis unternahm selbst die lange Fahrt gen Westen, holte die junge Waise ab, nahm sie zu sich in’s Haus, ließ sie auf’s Sorgfältigste erziehen, und verbietet ihr jetzt, da sie erwachsen ist, die Gesellschaft der Männer, denn sie fühlt die Flecken ihrer frühesten Jugend so tief, daß sie ihre Enkelin, und das ist bei Sappho keine schwere Aufgabe, entfernter von jeder Berührung mit unserem Geschlecht hält, als es die ägyptische Sitte gestatten würde. Meine Freundin selbst bedarf des geselligen Verkehrs so nothwendig, wie ein Fisch des Wassers, wie ein Vogel der Luft. Alle Fremden besuchen sie, und wer ihre Gastfreundschaft einmal gekostet hat, der wird, wenn es ihm seine Zeit erlaubt, niemals fehlen, so oft die Fahne einen Empfangsabend verkündet. Jeder Hellene von irgend welcher Bedeutung besucht dieses Haus, denn hier wird berathen, wie man dem Hasse der Priester begegnen könne, und wie der König zu dem oder jenem zu bereden sei. Hier trifft man stets die neuesten Nachrichten aus der Heimath und der ganzen übrigen Welt, hier findet der Verfolgte ein unantastbares Asyl, denn der König hat seiner Freundin einen Freibrief gegen alle Belästigungen der Sicherheitsbehörde32 gegeben hier hört man die Sprache und Lieder der Heimath, hier wird berathen, wie Hellas von der wachsenden Alleinherrschaft33 befreit werden kann; dieses Haus ist mit einem Worte der Knotenpunkt aller hellenischen Interessen in Aegypten und von höherer politischer Bedeutung, als selbst das Hellenion, die hiesige Tempel- und Handelsgemeinschaft34. In wenigen Minuten wirst Du die seltene Großmutter, und vielleicht auch, wenn wir allein bleiben, die Enkelin sehen, und schnell begreifen, daß diese Menschen keinem Glücke, sondern ihrer Trefflichkeit Alles verdanken. Ha, da sind sie! Jetzt gehen sie dem Hause zu. – Hörst du die Sklavinnen singen? Jetzt treten sie ein. Laß sie sich erst niederlassen, dann folge mir, und beim Abschiede will ich Dich fragen, ob Du bereust, mit mir gegangen zu sein, und ob Rhodopis nicht eher einer Königin gleicht, als einer freigelassenen Sklavin.«

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