James Bond 16: Kernschmelze. John Gardner

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James Bond 16: Kernschmelze - John  Gardner James Bond

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an der Waffe noch ein wenig offensichtlicher wurde, während er stumm die Anweisungen wiederholte:

       »Kopf der Schließfederführung greifen, in Richtung Mündung drücken, um den Kopf der Führung zu lösen. Lauf vom Bodenstück abheben. Griff entfernen, um Zugang zum Hahn zu erhalten. Verschluß abnehmen, mit dem Schlagbolzen anfangen und dann normal weitermachen …«

      »Oh, ich bitte Sie, Commander Bond. Ein bisschen kenne ich mich mit Waffen schon aus. Außerdem glaubt heutzutage niemand mehr diesen Quatsch, dass Waffen Phallussymbole sind.« Sie warf den Kopf zurück und lachte kurz auf. »Hören Sie auf, bei dieser Waffe so zu tun, als würden Sie eine Frau ausziehen, falls Sie das meinetwegen tun. Ich habe nichts für diese Schundromane übrig, auf deren Covern Frauen auf riesigen Waffen sitzen oder sogar rittlings darauf reiten.«

      »Worauf stehen Sie denn dann, Q’utie?«, fragte Bond lachend.

      »Mein Name lautet Ann Reilly«, schnauzte sie. »Diesen albernen Spitznamen, den hier alle benutzen, kann ich nicht leiden.« Sie schaute ihm volle zwanzig Sekunden lang direkt in die Augen. »Und auf die Frage, was ich mag oder nicht mag – worauf ich stehe, wie Sie es ausdrücken –, kann ich nur antworten, dass Sie es vielleicht eines Tages herausfinden werden.« Sie lächelte nicht. »Ich bin eher daran interessiert, wie diese Automatikpistole funktioniert, warum Sie sie ausgewählt haben und woher dieses weiße Mal auf Ihrer Hand stammt.«

      Bond schaute ruckartig auf, jeglicher Humor wich aus seinen Augen und sein Blick wurde so eisig, dass er Q’utie beinahe Angst einjagte. »Jemand versuchte vor langer Zeit, clever zu sein«, sagte er langsam. Tief in seinem Geist erinnerte er sich sehr deutlich an all die Umstände, die zu der kosmetischen Operation geführt hatten, von der nur noch ein weißer Fleck zu sehen war, nachdem SMERSCH ihm den kyrillischen Buchstaben für SCH in den Handrücken geritzt hatte, um ihn als Spion zu kennzeichnen. Das war vor langer Zeit gewesen, aber die Erinnerung war noch so klar, als wäre es gestern geschehen. Er bemerkte die Kerbe, die er mit seiner scharfen Grausamkeit in Q’uties Abwehr geschlagen hatte. Es war vor so langer Zeit gewesen, dachte er: diese Sache mit Le Chiffre in Royale-les-Eaux, eine Frau namens Vesper – sie war etwa im gleichen Alter gewesen wie diese junge Frau, die auf der Werkbank saß und ihm ihre wohlgeformten Knie und Waden präsentierte – hatte nach dem Tod durch eine Überdosis Medikamente vor ihm gelegen, und ihr Körper unter den Laken hatte dem steinernen Abbild auf einem Grab geglichen.

      Die Kälte in Bonds Ausdruck verging. Er lächelte Q’utie an und richtete den Blick wieder auf seine Hände. »Ein kleiner Unfall – ich war unvorsichtig. Ich benötigte eine kleine Operation, das ist alles.« Dann machte er sich wieder daran, das Schmierfett von der Browning zu entfernen. Sämtliche Gedanken an einen kleinen Flirt mit der leitenden Mitarbeiterin der Q-Abteilung namens Ann Reilly waren verschwunden. Sie war relativ jung und musste die Gepflogenheiten der Geheimdienstwelt trotz ihrer elektronischen Effizienz erst noch lernen, entschied er.

      Als wollte sie die Stimmung aufbrechen, fragte sie ihn zaghaft: »Wie fühlt es sich an, wenn man jemanden tötet? Die Kollegen sagen, Sie hätten während Ihrer Zeit beim Service eine Menge Menschen töten müssen.«

      »Dann sollten die Kollegen nicht so viel reden.« Nun war es an Bond, patzig zu reagieren. Er setzte die Waffe jetzt wieder zusammen. »Beim Service gilt die Regel, dass jeder immer nur das Nötigste erfahren muss, um seine Arbeit erledigen zu können. Gerade Sie sollten wissen, dass man derartige Fragen besser nicht stellt.«

      »Aber ich muss es wissen.« Sie war nun ruhiger, legte aber eine Sturheit an den Tag, die Bond schon zuvor in ihren Augen wahrgenommen hatte. »Immerhin habe ich mit einem Teil der wichtigen technischen Spielereien zu tun. Sie sollten wissen, dass das auch geheime Tode einschließt – Tötungsmethoden, die sich nicht nachvollziehen lassen. In dieser Branche kommen Leute ums Leben. Ich sollte über das Endprodukt Bescheid wissen.«

      Bond hatte die Waffe wieder zusammengesetzt, bewegte den Mechanismus ein paar Mal vor und zurück und griff dann nach einem der Magazine, in dem sich sieben 9mm Browning-Long-Patronen befanden, die auf sechs Meter Entfernung ein gut zwölf Zentimeter dickes Brett aus Kiefernholz durchschlagen konnten.

      Er betrachtete das schlanke Magazin, dachte an seinen tödlichen Zweck und daran, was jedes der kleinen umhüllten Metallstücke darin einem Mann oder einer Frau antun konnte. Ja, überlegte er, Q’utie – Ann Reilly – hatte ein Recht darauf, es zu wissen. »Würden Sie mir behilflich sein?« Er nickte in Richtung einer Kiste auf der Werkbank. »Bringen Sie ein paar Reservemagazine mit. Wir müssen dieses kleine Spielzeug am Schießstand ausprobieren und dann können wir für heute Feierabend machen.«

      Sie nahm die Magazine und ließ sich von der Werkbank gleiten, wobei sie die Frage wiederholte: »Wie fühlt es sich an, einen Menschen zu töten?«

      »Während es passiert, denkt man nicht sehr ausgiebig darüber nach«, antwortete Bond tonlos. »Es ist ein Reflex. Man tut es, ohne zu zögern. Wenn man klug ist und weiterleben will, denkt man auch danach nicht darüber nach. Ich habe Männer gekannt, die Zusammenbrüche erlitten haben – und dann bei halber Rente in den Frühruhestand gehen mussten –, weil sie danach darüber nachgedacht haben. Es gibt nichts zu erzählen, meine liebe Q’u… Ann. Ich versuche, mich nicht daran zu erinnern. Auf diese Weise bleibe ich von der Realität des Tötens losgelöst.«

      »Und ist das der Grund dafür, dass Sie Ihre Pistole vor jemandem wie mir reinigen – sie ausziehen, als wäre sie eine Frau?«

      Er antwortete nicht darauf, und sie folgte Bond schweigend durch den Korridor, der zum Schießstand führte.

      Bond brauchte fast eine Stunde und sechs Reservemagazine, bevor er mit der Browning vollkommen zufrieden war. Als sie am Schießstand fertig waren, kehrte er dicht gefolgt von Q’utie in den Büchsenmacherraum zurück und nahm die Waffe wieder auseinander, um sie nach dem Schießen zu reinigen. Während er diese letzte Aufgabe erledigte, sah Bond zu ihr auf. »Tja, jetzt haben Sie alles gesehen, was es zu sehen gibt. Die Show ist vorbei. Sie können nun nach Hause gehen.«

      »Dann benötigen Sie meine Dienste also nicht länger?«

      Sie lächelte. Das hatte Bond nicht erwartet. »Tja«, sagte er vorsichtig. »Wenn Sie Lust auf ein Abendessen hätten …«

      »Liebend gern«, erwiderte sie grinsend.

      Bond nahm sie im Saab mit. Sie fuhren nach Kensington, zum Trattoo in der Abingdon Road, wo Carlo erfreut war, seinen alten Gast wiederzusehen. Bond war seit einer ganzen Weile nicht mehr hier gewesen und wurde mit großem Respekt behandelt. Er bestellte für sie beide – ein einfaches Mahl: die zuppa di verdura gefolgt von fegato Bacchus und dazu ein leichter, junger Bardolino zum Nachspülen (ein ’79er, denn einen Bardolino sollte man immer jung und gekühlt trinken, selbst wenn er rot ist, so wie die Franzosen ihre Roséweine jung genießen, erklärte Bond). Danach machte ihnen Carlo einfache Crêpes mit Zitrone und Zucker, und sie tranken Kaffee an der Bar, wo Alan Clare am Klavier saß und spielte.

      Ann Reilly war entzückt und sagte, dass sie für immer dasitzen und Clares flüssigem, leichtem Spiel lauschen könne. Doch das Restaurant wurde bald voller. Ein paar Schauspieler kamen herein, ein bekannter Filmregisseur mit krausem grauem Haar und ein berühmter Komiker. Alan spielte noch ein letztes Stück für Ann – sie hatte sich »As Time Goes By«, den sentimentalen Oldie aus Casablanca gewünscht.

      Bond fuhr den Saab auf Ann Reillys Bitte hin zurück in Richtung Chelsea. Während sie ihm die Richtung angab, lachte sie viel und sagte, sie habe sich seit Langem nicht mehr so gut amüsiert. Schließlich hielten sie vor einem Reihenhaus im georgianischen Stil an und Q’utie verkündete, dass ihr der gesamte zweite Stock als Wohnung zur Verfügung stehe.

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