Doktor Dolittles schwimmende Insel. Hugh Lofting
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Читать онлайн книгу Doktor Dolittles schwimmende Insel - Hugh Lofting страница 6
„Und hat er Dornröschen gefunden?“
„Nun‚ er brachte ein Wesen mit‚ von dem er sagte‚ es wäre Dornröschen. Ich für mein Teil halte sie für eine weiße Negerin. Sie hat rote Haare und die größten Füße‚ die man sich nur denken kann. Aber Bumpo gefiel sie außerordentlich‚ und schließlich heiratete er sie unter großen Freudenfesten. Die Feierlichkeiten dauerten sieben Tage‚ sie wurde seine Hauptfrau‚ und man kennt sie jetzt nur als Kronprinzessin Bumpah‚ mit Betonung auf der letzten Silbe.“
„Und sag mir noch: ist er weiß geblieben?“
„Nur ungefähr drei Monate“‚ antwortete der Papagei‚ „dann bekam sein Gesicht langsam seine natürliche Farbe zurück. So fiel er auch zu sehr beim Baden auf mit dem weißen Gesicht und dem schwarzen Rest.“
„Und wie geht es Tschi-Tschi?“
„Tschi-Tschi“‚ fügte der Doktor erklärend hinzu‚ „war ein Lieblingsaffe‚ den ich vor Jahren gehabt habe. Ich habe ihn ebenfalls in Afrika gelassen‚ als ich abreiste.“
„Tschi-Tschi“‚ sagte Polynesia stirnrunzelnd‚ „Tschi-Tschi ist nicht sehr glücklich‚ ich habe ihn in der letzten Zeit ziemlich oft gesehen‚ er bat schreckliches Heimweh nach dir‚ dem Haus und dem Garten. Es ist seltsam: aber mir ist es ebenso gegangen. Du erinnerst dich noch‚ wie wild ich darauf gewesen bin‚ in die alte‚ liebe Heimat zurückzukehren‚ und Afrika ist ein wundervolles Land — ich geb’ nichts darauf‚ was andere Leute darüber sagen. Ich glaubte‚ ich würde es dort einfach großartig haben — aber ich weiß nicht warum: nach ein paar Wochen wurde es langweilig. Ich konnte nicht richtig zur Ruhe kommen. Nun‚ um es kurz zu machen‚ eines Abends beschloß ich‚ hierher zurückzukehren und dich aufzusuchen. Ich stöberte also den alten Tschi-Tschi auf und erzählte ihm davon. Er sagte‚ er könnte mich nicht im geringsten dafür tadeln‚ ihm ginge es genau so. In Afrika geschähe so unglaublich wenig‚ nach dem bunten Leben‚ das wir mit dir geführt hatten. Ihm fehlten die Geschichten‚ die du uns aus deinen Tierbüchern vorzulesen pflegtest‚ und unser Geplauder‚ wenn wir alle an den Winterabenden ums Küchenfeuer herumsaßen. Die Tiere in Afrika waren sehr nett zu uns und so weiter ...‚ aber diese guten Geschöpfe schienen etwas dumm zu sein. Tschi-Tschi sagte‚ er hätte das auch bemerkt. Aber ich glaube‚ nicht sie hatten sich verändert‚ sondern wir waren anders geworden. Als ich mich von ihm verabschiedete‚ brach der arme Kerl zusammen und weinte bitterlich‚ als ob sein einziger Freund ihn verließe‚ dabei hat er‚ wie du weißt‚ dort Millionen Verwandte. Er sagte‚ er fände es nicht gerecht‚ daß ich Flügel hätte und‚ wenn ich wollte‚ hierher fliegen könnte‚ während es für ihn keine Möglichkeit gäbe‚ mir zu folgen. Aber‚ paß auf‚ Doktor‚ ich wäre nicht ein bißchen überrascht‚ wenn er doch eines Tages einen Weg hierher fände. Tschi-Tschi ist ein feiner Kerl.“
Bei diesen Worten waren wir an unserem Hause angelangt. Meines Vaters Laden war bereits geschlossen und die Fensterläden zugemacht‚ aber meine Mutter stand in der Tür und sah die Straße hinunter.
„Ich fing gerade an‚ mich um ihn zu ängstigen“‚ sagte sie. „Ich danke Ihnen‚ mein Herr‚ daß Sie Tom nach Hause gebracht haben.“
„Keine Ursache‚ keine Ursache“‚ sagte der Doktor‚ „wir haben uns sehr interessant unterhalten.“
„Mit wem habe ich die Ehre?“ fragte meine Mutter und starrte den grauen Papagei an‚ der auf des Doktors Schulter hockte.
„Ich bin Johann Dolittle‚ ich glaube‚ Ihr Mann wird sich noch an mich erinnern. Er hat mir vor ungefähr vier Jahren ein Paar ausgezeichnete Stiefel gemacht.“
„Der Doktor will mein Eichhörnchen gesund machen‚ Mutter,“ rief ich. „Er weiß alles über Tiere.“
„Oh nein‚ Stubbins“‚ sagte der Doktor‚ „nicht alles. Keinesfalls alles.“
„Es ist sehr freundlich‚ daß Sie sich einen so weiten Weg machen‚ um nach seinem Tierchen zu sehen“‚ sagte meine Mutter. „Tom bringt immer seltsame Geschöpfe aus den Wäldern und Feldern nach Haus.“
„Wirklich?“ fragte der Doktor‚ „vielleicht wird er einmal Naturforscher‚ wenn er erwachsen ist‚ wer weiß?“
„Wollen Sie nicht hereinkommen?“ fragte meine Mutter‚ „es ist nicht alles in Ordnung‚ weil ich noch nicht mit dem Großreinemachen fertig bin‚ aber im Wohnzimmer brennt ein gutes Feuer.“
„ Vielen Dank“‚ sagte der Doktor‚ „was für ein reizendes Heim Sie haben!“
6. Kapitel
DAS VERWUNDETE EICHHÖRNCHEN
Drinnen‚ neben dem Feuer‚ übte mein Vater Flöte‚ das tat er jeden Abend nach der Arbeit.
Der Doktor begann sofort‚ mit ihm über Flöten‚ Piccoloflöten und Fagotte zu sprechen‚ und plötzlich fragte ihn mein Vater: „Vielleicht spielen Sie selbst Flöte‚ mein Herr‚ wollen Sie uns nicht etwas vorspielen?“
„Nun‚ es ist lange her‚ daß ich eine Flöte in der Hand hatte‚ aber ich würde es nachher gern einmal versuchen‚ wenn ich darf.“
Dann führte ich den Doktor in mein Schlafzimmer‚ das im Giebel lag‚ und zeigte ihm das Eichhörnchen in der Kiste voll Stroh.
Das Eichhörnchen schien eher erfreut als erschreckt‚ als der Doktor es nahm‚ seine Beine untersuchte und mit ihm zu plaudern begann.
Ich hielt die Kerze‚ während der Doktor das Bein in etwas legte‚ was er ‚Schienen‘ nannte‚ die er mit seinem Taschenmesser aus Streichhölzern geschnitzt hatte.
„Das Bein wird bald besser werden“‚ sagte er‚ als er seine Tasche schloß. „Laß das Tier mindestens zwei Wochen lang nicht herumlaufen‚ aber bring’ es an die frische Luft und deck’ es mit trockenen Blättern zu‚ wenn die Nächte kühler werden. Es hat mir erzählt‚ es fühle sich allein hier recht einsam und möchte gern wissen‚ wie es seiner Frau und seinen Kindern geht ... Ich habe ihm versichert‚ daß du ein Mann bist‚ dem man vertrauen kann‚ und ich werde ein Eichhörnchen aus meinem Garten auf die Suche schicken‚ damit es herausfindet‚ wie es seiner Familie geht und ihm Nachricht bringt. Es muß um jeden Preis bei guter Laune gehalten werden. Eichhörnchen sind von Natur aus eine vergnügte‚ bewegliche Rasse. Still zu liegen und nichts zu tun‚ ist sehr schwer für sie. Aber du brauchst dich nicht zu ängstigen: es wird bald gesund sein.“
Dann gingen wir ins Wohnzimmer zurück‚ und meine Mutter und mein Vater baten den Doktor um ein Stück nach dem andern‚ so daß er immerzu Flöte spielte‚ bis es längst zehn Uhr vorbei war.
Wenn auch meine Eltern Johann Dolittle vom ersten Augenblick an sehr gut leiden mochten und stolz waren‚ daß er zu uns gekommen war und uns vorgespielt hatte — denn wir waren wirklich furchtbar arm —‚ wußten sie doch nicht‚ was für ein großer Mann er eines Tages sein würde. Jetzt‚ wo fast jeder in der Welt von Doktor Dolittle und seinen Büchern gehört hat‚ würde man in dem kleinen Haus zu Puddleby‚ wo mein Vater seinen Schusterladen gehabt hat‚ über der altmodischen Tür in der Wand eine Tafel mit folgender Inschrift finden:
„Im Jahre 1839 spielte Johann