Adams Letzte. Will Berthold

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Adams Letzte - Will Berthold

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es aus dem Äther, und der Mann am Steuer, gewohnt, alle Wünsche der Farangs auszuführen, ohne lange darüber nachzudenken, drehte die Musik lauter auf: When two lovers woothey still say I love you, brodelte es in den Fond, als der Wagen vor dem Hotel hielt. ›And that you can rely, no matter what the future brings — time goes by‹, summte Ilonka mit. »Unser Lied«, sagte Martin, als sei es für sie beide gespielt worden. Sowie der Evergreen gespielt wurde, ihre September-Melpdy, wurden sie die Liebenden von Casablanca, wiewohl der Mann nicht aussah wie Humphrey Bogart und die junge Frau nicht wie Ingrid Bergman. Sie blieben noch im Taxi sitzen, bis ihr Leitlied von einem anderen Song abgelöst wurde.

      Der Fahrer bezog ein fürstliches Trinkgeld, aber er wunderte sich längst nicht mehr über die Fremden. Der Portier grüßte ehrerbietig. Die beiden fuhren zu ihren Apartments mit der geöffneten Verbindungstür hoch.

      »Zu mir oder zu dir?« fragte Ilonka.

      »Das ist egal«, erwiderte Laimer, »Hauptsache, wir schlafen zusammen.«

      »Du machst Fortschritte«, entgegnete sie. »Solche Worte wären dir vor neunundachtzig Tagen noch nicht über die Lippen gekommen.«

      »Da glaubte ich ja auch noch, ich sei zu alt für dich«, erklärte er.

      »Unsinn«, konstatierte Ilonka. »Du bist der jüngste Mann, den ich kenne —«

      »Kennst du viele?« fragte er und spürte die Eifersucht wie eine Stichflamme.

      »Einige«, entgegnete sie. »Ich bin bald dreißig — müßte ich noch Jungfrau sein?«

      »So habe ich das doch nicht gemeint.«

      »Selbst auf die Gefahr hin, daß du eingebildet wirst, muß ich dir etwas gestehen, Martin«, sagte Ilonka. »Ich habe noch bei keinem Mann so etwas empfunden wie bei dir — nicht annähernd so umwerfend, so überwältigend —«

      »Und du hast ausreichende Vergleichsmöglichkeiten?« bohrte er, wiewohl ihn ihre Eröffnung beglückte.

      »Laß doch diese überflüssigen Fragen«, konterte sie. »Was war, zählt nicht, allein zählt unsere Gegenwart.«

      »Und unsere Zukunft«, bestätigte Laimer. »Ich hab’ dich lieb, Ilka. Und jetzt muß ich dir auch etwas gestehen: Das hab’ ich noch niemals zu einer anderen gesagt.«

      »Auch nicht zu deiner Frau?«

      »Zu keiner Frau«, behauptete der Unternehmer, und es war ihm anzusehen, daß er nicht log.

      Dann schwieg er, an Worten kauend.

      »Woran denkst du?« fragte Ilonka.

      »An uns«, erwiderte er.

      »Meinst du nicht, daß du heute abend vor deinen Freunden —«

      »— vor meinen Bekannten«, verbesserte er sie.

      »— mit deinen Zukunftsplänen ein wenig zu weit gegangen bist?Jedenfalls warst du ziemlich voreilig.«

      »Ich möchte, daß du meine Frau wirst, Ilka, und daß es alle Welt so rasch wie möglich erfährt.«

      »Aber warum denn?« versetzte sie. »Du hast mich doch.«

      »Sicher«, erwiderte er unsicher. »Ich begreife nur nicht, was du gegen eine amtliche Bestätigung haben könntest.«

      »Vielleicht möchte ich nicht zweimal den gleichen Fehler begehen«, erklärte die Frau seines Lebens. »Ich habe viel Lehrgeld dafür bezahlt. Ich denke nicht daran, dich aus deiner Firma und aus deiner Familie zu reißen —«

      »In meinem Unternehmen habe ich vorgesorgt«, erklärte Laimer. »Du hast den ›Fortune‹-Artikel gelesen. Ich kann den Konzern ja auch am langen Zügel leiten.«

      »Und deine Tochter?Dein Enkelkind?« »Das wird sich regeln lassen«, versetzte er.

      »Dich hat’s mindestens genauso erwischt wie mich«, stellte Ilka fest, »Du bist ja richtig verliebt. Komm, laß uns etwas daraus machen —«

      »Du sagst also nicht grundsätzlich nein?« drängte er.

      »Ich sag’ auch nicht grundsätzlich ja«, erwiderte Ilonka; sie ging in das Badezimmer und rief durch die offene Tür:»Ich will dich, mit Haut und Haaren — und nicht auf dem Papier.«

      Er sah ihr nach, verzaubert, überwältigt.

      Seit er Ilka liebte, lebte er. Immer wieder schlugen die Wellen des Glücks über ihm zusammen, und immer wieder tauchte er danach auf wie neugeboren.

      Martin Laimer wußte, daß das Glück seinen Preis hatte, und er war bereit, ihn zu entrichten.

      6

      Ungeduldig erwartete am Mittwochabend Milena Deutler in ihrer Düsseldorfer Villa den Anruf des Reisebüros, das die Buchungen für den Konzern besorgte. Vermutlich waren die Bangkok-Flüge.ausverkauft, aber die Leute hatten schon öfter bewiesen, daß sie notfalls zaubern konnten, auch wenn sie über Brüssel, Paris oder London abfliegen müßte.

      Um achtzehn Uhr — in Bangkok war es bereits Mitternacht — meldete sich der Inhaber des Reisebüros persönlich. »Schlechte Nachricht, gnä’ Frau«, bedauerte er. »Ich hab’ alles versucht und sogar Kollegen von der Konkurrenz eingeschaltet, aber für morgen ist kein Ticket für einen Linienflug nach Bangkok mehr zu bekommen. Sie könnten aber am Freitag gleich mit der ersten Maschine fliegen.«

      »Das ist mir zu spät«, erwiderte Milena enttäuscht. »Ich möchte bereits morgen in Bangkok sein.«

      »Es gäbe nur einen Auswege, antwortete der Reisemanager zögernd, »aber der wäre eine ziemliche Zumutung.«

      »Und?« fragte Milena. Für sie hatte die Zeit der Zumutungen begonnen, seit ihre Freundin Lulu und Bankier Keil sie mit Hiobsnachrichten traktierten.

      »Wenn Sie wirklich sofort abfliegen müssen, bekäme ich durch besondere Beziehungen noch ein Ticket für die LTU-Chartermaschiney Ein Nachtflug. Start heute abend um zwanzig Uhr dreißig, Ankunft gegen sechzehn Uhr Ortszeit in Bangkok, allerdings nach kurzen Zwischenlandungen in München und Bahrain.«

      »Ist das die Zumutung?« fragte Milena.

      »Nicht allein —«, versetzte der Anrufer, »Sicherheitsmäßig hat die Fluglinie einen ausgezeichneten Ruf, und auch ihr Bordservice kann sich mit Linienflügen durchaus messen —«

      »Was ist denn dann so furchtbar?«

      »Es gibt keine Erste Klasse — Sie hätten auf dem Flug hautnah ziemlich viel — viel Volksgemeinschaft«, erklärte er und setzte schnell hinzu:»Aber ich könnte dafür sorgen, daß Sie nach VIP-Maßstäben betreut würden.«

      »Mir bleibt gar keine andere Wahl«, erwiderte Milena, gab Auftrag, den Flug zu buchen, und legte auf.

      Sie drehte sich nach ihrem Mann um, einem Beau von zweiundvierzig mit einem leeren Gesicht, das bereits ein wenig schwammig geworden war.

      »Mit einem Liebesbomber willst du nach Bangkok fliegen?« sagte Hans-Georg Deutler

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