Sophienlust Bestseller Box 1 – Familienroman. Marisa Frank
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Manfred ging nicht darauf ein. Bewundernd blieb sein Blick an dem schönen Haar der jungen Frau hängen. Er mußte es einfach anfassen.
Er griff danach und ließ es durch seine Finger gleiten. Es fühlte sich wie Seide an und glänzte auch so. Derselbe Duft stieg ihm in die Nase, den er vorhin schon bei Agnes wahrgenommen hatte.
Plötzlich konnte er sich sogar vorstellen, mit Sabine ein ganzes Leben zu verbringen. Sie entsprach seinen Vorstellungen von seiner zukünftigen Frau.
»Sabine... ich... wollen Sie meine Frau werden?«
Die junge Frau zuckte zusammen. Hatte sie sich getäuscht, oder hatte er sie wirklich gefragt...
»Sie brauchen mir nicht gleich zu antworten, Sabine. Wenn Sie es sich wenigstens überlegen, dann bin ich schon froh.«
»Sagen Sie, Manfred, Sie erlauben sich keinen Scherz mit mir? Ich habe Ihnen doch erzählt, daß ich ein Kind erwarte. Das... das würden Sie dann mitheiraten.«
Manfred Brecht verzog seinen Mund zu einem traurigen Lächeln. »Ich habe auch ein Kind, das Sie dann mitheiraten würden, wenn Sie ja sagen. Es genügt ja, wenn wir uns gut leiden können. Und ich hoffe, daß ich Ihnen nicht unsympathisch bin.«
»Nein, das sind Sie wirklich nicht. Ich mag Sie gern, obwohl ich Sie noch nicht einmal eine Woche kenne. Aber meinen Sie, daß eine Ehe ohne Liebe gutgehen kann?«
»Wenn wir beide den festen Willen dazu haben, dann wird alles gut werden. Sie müssen auch an Ihr Kind denken, das einen Vater braucht. Ich möchte die Stelle gerne einnehmen.«
»Lassen Sie mir Zeit bis morgen, Manfred. Dann kann ich Ihnen eine Antwort geben.« Sabine erhob sich, eine seltsame Erregung hatte von ihr Besitz ergriffen.
Sie wußte, daß sie ja sagen würde, wenn er sie morgen noch einmal fragte.
*
»Marga.« Abwartend blieb Volker an der Tür stehen. Peter sprang von dem Stuhl auf, auf dem er gesessen hatte, und sauste auf seinen Vater zu.
»Vati, da bist du ja. Mensch, das finde ich klasse, jetzt sind wir wieder eine richtige Familie.« Stürmisch umarmte er den Mann, der im Moment nur Augen für die Frau hatte, die verlegen am Schreibtisch stand und die Schulhefte ihres Sohnes anschaute.
Volker Eckstein fuhr mit den Fingern zärtlich durch das wirre Blondhaar seines Sohnes. »Hallo, du Lausejunge. Endlich hast du deine Mami wieder.«
Marga schluckte ein paarmal, weil ihr vor Rührung die Tränen in die Augen stiegen. »Hallo, Volker«, sagte sie leise und schaute erwartungsvoll auf den Mann, der noch immer unbeweglich an der Tür stand. »Willst du nicht hereinkommen? Oder hast du Angst?« versuchte sie einen Scherz, auf den Volker bereitwillig einging.
»Natürlich habe ich Angst vor dir. Nach allem, was gestern geschehen ist, braucht dich das gar nicht zu wundern. Den Kopf hast du mir verdreht, das ist alles.«
Sie lachten alle beide, und Peter schaute glücklich von einem zum anderen. Plötzlich hatte er wieder Hoffnung, daß doch noch alles gut werden konnte. »Wenn ihr euch wieder vertragt, dann kann ich doch mit euch kommen. Ich will nicht mehr hierbleiben, obwohl es mir in dem Heim prima gefällt. Aber wenn wir alle drei zusammen sind, dann ist es noch viel, viel schöner.«
Volker ging nicht auf die Frage seines Sohnes ein, denn er wußte ja nicht, wie Marga darauf reagieren würde. Zwar hatte er gestern nacht den Eindruck gehabt, als sehne sie sich nach ihrer Familie zurück, aber er konnte sich auch getäuscht haben. Vielleicht gefiel ihr das Leben besser, wenn sie ungebunden war und die Freiheit genießen konnte. Es war ja immerhin möglich, daß sie die letzten Wochen auf den Geschmack gekommen war.
Den restlichen Nachmittag beschäftigten sich Marga und Volker hauptsächlich mit Peter, der es dankbar hinnahm, daß die Eltern sogar beide Zeit für ihn hatten. Als es draußen bereits dämmerte und es Zeit für Peter wurde, zum Abendessen hinunterzugehen, verabschiedeten sie sich schweren Herzens von ihrem Sohn, dem es ebenfalls nicht leichtfiel, die Eltern gehen zu lassen. Aber Peter tröstete sich damit, daß Mami und Vati am nächsten Tag wiederkommen wollten.
»Peterle ist richtig aufgeblüht, seit du ihn gestern besucht hast«, stellte Volker fest, als sie miteinander Sophienlust verließen. Einträchtig gingen sie langsam den Kiesweg hinunter durch den großen Park, denn Volker hatte sein Auto dieses Mal ebenfalls außerhalb des Heimgeländes geparkt.
»Bist du mit...« Volker räusperte sich verlegen. Noch immer nagte die Eifersucht an ihm, wenn er an diesen Manfred Brecht dachte, obwohl er dessen Auto nirgends entdecken konnte. »Bist du allein hier?« fing er den Satz noch einmal anders herum an.
»Manfred ist auch hier in Sophienlust. Aber sein Besuch hat nichts mit mir, mit uns zu tun.« Margas Herz schlug vor Freude schneller, als sie spürte, wie seine Hand vorsichtig nach der ihren faßte.
»Soll ich dich wieder zu deinem Gasthaus bringen so wie gestern nacht?«
»Warum zum Gasthaus?« Kokett schaute Marga ihren Mann an. »Möchtest du mir nicht lieber zeigen, wie du jetzt wohnst?«
Volker wurde ein bißchen verlegen. »Ach, da gibt es nicht viel zu sehen. Es ist ein typischer Männerhaushalt, an dem du nicht sehr viel Freude haben wirst. Du weißt doch, daß ich bei der Hausarbeit schon immer zwei linke Hände hatte. Und dementsprechend sieht es in der Wohnung aus.«
»Na, da wird es aber Zeit, daß sich jemand um dich kümmert. Wenn du nichts dagegen hast, dann werde ich diese Aufgabe übernehmen.«
Abwartend blieb Marga neben dem Auto stehen. Sie fieberte seiner Antwort entgegen, und sie fürchtete sie gleichzeitig. Was sollte sie tun, wenn Volker ihr Versöhnungsangebot ablehnte?
Aber der Mann dachte gar nicht daran. Er hatte nur darauf gewartet.
»Marga, ist das dein Ernst?« fragte er leise. Über das Autodach hinweg trafen sich ihre Blicke.
»Ja, Volker, ich meine es wirklich so. Und dieses Mal soll es ewig halten, wenn du mich noch haben willst.« Die Frau fühlte, wie ihre Stimme unsicher wurde. »Darf ich einsteigen?« fragte sie heiser.
»Ja, du darfst. Wenn du willst, dann fahre ich mit dir bis ans Ende der Welt«, antwortete Volker jubelnd. Er rannte fast um das Auto herum und öffnete ihr die Beifahrertür. Das hatte er früher nie getan.
Marga registrierte es mit einem zärtlichen Lächeln. Sie wußte ganz genau, daß er es mit der Zeit auch wieder bleiben lassen würde, und trotzdem freute sie diese kleine Geste der Zuneigung.
Volker hatte nicht übertrieben. Seine Wohnung sah wirklich aus wie eine Junggesellenbude. Überall stand Geschirr herum, das noch abgewaschen werden mußte, und Staub gewischt hatte die letzten Wochen bestimmt auch niemand.
»Es tut mir leid, Marga...« begann Volker leicht verlegen, als er ihren Seufzer hörte. »Du... du brauchst nicht sauberzumachen. Vielleicht lohnt es sich ja auch gar nicht.«
»Warum? Wie meinst du das?«
»Na ja, wenn wir wieder eine Familie sind, dann ist uns diese Wohnung ohnehin zu klein. Vielleicht sollten wir lieber anfangen, alles in Kisten zu verpacken, damit dann nicht alles zusammenkommt, wenn wir wieder umziehen. Ich... hätte da nämlich eine größere Wohnung