Watch Dogs: Legion – Tag Null. Josh Reynolds

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Watch Dogs: Legion – Tag Null - Josh Reynolds

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sich anders. »Hannah Shah?«

      Sie zog eine Augenbraue hoch. »Falls nicht, würde ich jetzt trotzdem kaum widersprechen.«

      Er zuckte mit den Schultern. »Stimmt wohl.« Man hatte ihn gewarnt, dass sie nervös sein würde. An ihrer Stelle würde er sich in die Hose machen vor Angst. Daten krochen über seine Sicht. Die gehackte Gesichtserkennungssoftware auf seinem Optik gab ihm alles, was es über sie zu wissen gab, einschließlich ihrer Schuhgröße. Das verlieh dem Ausdruck »wie ein offenes Buch« wirklich eine neue Bedeutung. Eine Mitteilung erschien und er wusste, dass sie das Gleiche versuchte. Olly wünschte ihr viel Glück. Er hatte viele lange, schlaflose Nächte damit verbracht, sein Datenprofil unverdächtig und uninteressant zu machen. Ihres war viel spannender.

      Hannah Shah. Dritte Generation bengalischer Einwanderer. Persönliche Assistentin von Sarah Lincoln, der frisch gewählten Labour-Abgeordneten für den Bezirk Tower Hamlets South. »Ein bisschen weit weg von zu Hause, oder?«, fragte er mit einem Lächeln und einer vagen Geste. »Limehouse ist da drüben, Ms Shah.«

      Sie runzelte die Stirn. »Das ist eine freie Stadt. Jedenfalls noch.«

      »Darum sind wir ja hier«, sagte er. »Haben Sie es bekommen?«

      »Woher soll ich wissen, ob Sie derjenige sind, dem ich es geben soll?«

      »Falls nicht, würde ich jetzt trotzdem kaum widersprechen«, wiederholte er ihre eigenen Worte und versuchte, schelmisch zu grinsen. Doch ihrem Gesichtsausdruck konnte er ablesen, dass es nicht funktioniert hatte. Sie starrte ihn an und er musste dem Drang widerstehen, sich unter ihrem Blick zu winden. »Hören Sie, ich gehöre nicht zu Albion, wenn es das ist, worüber Sie sich Sorgen machen.«

      »Das hab ich nicht, aber jetzt schon.« Sie starrte ihn unbeirrt weiter an.

      Er starrte zurück und plötzlich fiel ihm die Parole wieder ein. Peinlich berührt griff er sich an den Kopf. »Ach ja. Die Rote Königin sagt: ›Ab mit ihrem Kopf.‹«

      »Das kommt ein bisschen spät«, sagte sie misstrauisch.

      Er konnte es ihr nicht verübeln, dennoch war er genervt. Es war nicht seine Schuld, oder? Er war nicht derjenige, der sich in einer dunklen Hintergasse hatte treffen wollen wie in einem schlechten Film. Er war nicht derjenige, der auf dämlichen Kennwörtern bestanden hatte, wenn sie sich auch einfach verschlüsselte Pings an ihre Optiks hätten schicken können.

      »Ich hatte es vergessen«, erklärte er trotzig. Als sie nicht antwortete, drehte er sein Rad herum. »Dann fahre ich wohl einfach wieder, ja?« Er versuchte, gleichgültig zu klingen. »Mich juckt das nicht.« Was nicht ganz stimmte. Aber das musste sie ja nicht wissen.

      »Warten Sie«, sagte sie schnell. Er blieb stumm. Nach einem Moment seufzte sie. »Hier.«

      Sie hielt ihm einen gefalteten A5-Umschlag hin. Darin befand sich etwas Kleines. Wahrscheinlich ein USB-Stick, dachte er. Aber er war nicht so grün hinter den Ohren, dass er den Umschlag aufmachen und nachsehen würde. Nicht vor ihr. Dennoch zögerte er. Er kannte sich mit diesen Angelegenheiten gut genug aus, um zu wissen, dass es wahrscheinlich ein Risiko für sie war, sich so mit ihm zu treffen. »Ihnen ist klar, dass Sie dadurch in große Schwierigkeiten geraten könnten.«

      »Nur wenn Sie erwischt werden«, erwiderte sie leise. »Also, um unser beider Willen, lassen Sie sich nicht erwischen.«

      »Hatte ich nicht vor.« Er steckte den Umschlag in seine Jacke. »Danke, Süße. Bis dann.« Einen Moment später war er bereits wieder auf seinem Fahrrad und drei Sekunden danach weg.

      Er blickte nicht zurück.

      Hannah Shah marschierte Richtung Whitechapel und überflog im Gehen wichtige E-Mails auf ihrem Optik-Display. Es war zwar Sonntag, doch das bedeutete nicht, dass keine Arbeit mehr reinkam. Außerdem war es eine gute Ablenkung.

      Ein Polizeiauto fuhr mit heulenden Sirenen an ihr vorbei. Auf den Straßen waren mehr Polizisten unterwegs, als sie jemals gesehen hatte. Irgendwas lag in der Luft. Vielleicht hatte es mit der TOAN-Konferenz in ein paar Tagen zu tun. Die Abkürzung stand für Technology for All Nations und war eine Riesensache. Ein Zeichen für Londons Wiederauferstehung, wie manche behaupteten. Insgeheim hatte Hannah ihre Zweifel daran.

      Um sie herum erstreckten sich Boutiquen und Hipster-Cafés, so weit das Auge reichte. In Tower Hamlets bekriegte sich Tradition mit Gentrifizierung und Letztere war am Gewinnen. Es gab heutzutage kaum noch Geld für irgendwas, dennoch wurde etwas getan, hauptsächlich von ausländischen Konzernen. London rutschte seit Jahren in die internationale Bedeutungslosigkeit, aber niemand wollte es zugeben. Und wenn das bedeutete, gewisse Elemente einzuladen … dann war das eben so.

      Elemente wie Albion.

      Ihr war immer noch komisch zumute, die Informationen weitergegeben zu haben. Krish hatte sich für den Kurier verbürgt und er hatte zum Profil ihres Gesichtserkennungsprogramms gepasst, aber nur gerade so. Es war, als hätte er niemals soziale Medien genutzt oder sich fotografieren lassen. Abgesehen von einem Fahndungsfoto, das sie auf eigene Faust ausgegraben hatte. Die Ähnlichkeit war nicht sehr groß, aber es reichte. Der Verdächtige hatte sich kurz in die Systeme einiger neu entwickelter automatischer Auffüllroboter eines gehobenen Supermarkts gehackt und sie in Diebe verwandelt – zwei fürs Regal, einen für den Roboter. Es gab nicht genug Informationen darüber, was mit den gestohlenen Waren passiert war, auch wenn in einer angehängten Notiz angedeutet wurde, dass sie anonym an örtliche Lebensmitteltafeln gespendet worden waren.

      Oliver Soames – Olly für seine Freunde – war im Zuge der Ermittlungen befragt worden, doch es war nichts dabei herausgekommen. Das war das ganze Ausmaß seiner Geschichte: eine kurze Erwähnung in einer inzwischen geschlossenen und vergessenen Polizeiakte.

      Hannah konnte die Industriebleiche praktisch riechen. Jemand hatte Olly aus dem System geschrubbt. Es war dieser Mangel an Informationen, der sie letztendlich überzeugt hatte. Wenn Olly Soames nicht zu DedSec gehörte, ließ er es auf jeden Fall verdammt so aussehen.

      In einem plötzlichen Anflug von Nervosität richtete sie ihren Hidschab. Vielleicht gehörte er doch nicht zu DedSec. Vielleicht war er ein Albion-Spitzel. Ein illegales Tracker-Programm machte sie auf die Anwesenheit diverser Sicherheitsdrohnen über ihr aufmerksam. Mehr, als man einem Sonntagmorgen für gewöhnlich sah. Vielleicht gingen sie gegen Verkaufsstände ohne Gewerbeschein vor – oder sie folgten ihr.

      Sie schlängelte sich durch den Markt und ging den Drohnen aus dem Weg, so gut sie konnte. Ihre Akte war tadellos, doch sie wollte kein weiteres Risiko eingehen. Besonders wenn jemand herausfand, was sie getan hatte. Es war ein kalkuliertes Risiko gewesen, aber was hätte sie sonst tun sollen? Albion war gefährlich.

      Nicht alle teilten ihre Meinung. Zum Beispiel ihre Chefin. Sie sah Albion als »Chance«. Darum hatte sie Hannah damit beauftragt, ein komplettes Dossier über die Firma anzufertigen – alles, von ihrer Personalpolitik bis zu ihren Finanzdaten. Was immer sie finden konnte, wie unwichtig es auch wirkte. Leider war nicht viel zu finden gewesen. Aber das, was sie gefunden hatte, war erschreckend.

      Als eines der weltweit führenden privaten Sicherheits- und Militärunternehmen wollte Albion nun in den privatisierten Strafverfolgungssektor expandieren. Und das Vereinigte Königreich sollte als Testmarkt für langfristige städtische Einsätze und Befriedung fungieren, beginnend mit London. Wenn es Albion gelang, dort Fuß zu fassen, kam das einem Messer an der Kehle des restlichen Landes gleich.

      Wenn es ihnen gelang, den Vertrag zu bekommen, würden sie praktisch niemandem Rechenschaft schuldig sein. Eine paramilitärische

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