Watch Dogs: Legion – Tag Null. Josh Reynolds
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DedSec hatte einen Plan. Wie dieser Plan aussah, wusste sie nicht, abgesehen davon, dass er darauf abzielte, das Leben für alle ein bisschen besser zu machen. Und das beinhaltete, Albion davon abzuhalten, sich in London breitzumachen. Oder zumindest hatte Krish ihr das versichert.
Sie lächelte bei dem Gedanken. Als sie ihn kennengelernt hatte, war er nur ein junger Rapper auf der Suche nach Gigs gewesen. Jetzt war er … was? Ein Hacktivist? Ein Mitglied des Widerstands, alle Macht dem Volke, die ganze Leier.
Und ab heute war sie das auch.
Der Annäherungsalarm ihres Optiks ging los und sie sah auf. Nachrichtendrohnen kreisten in der Luft wie Aasgeier. Whitechapel war in letzter Zeit ein Interessenschwerpunkt geworden. Man hatte Albion gestattet, in Tower Hamlets probeweise ihr Ding zu machen, während die Regierung über die Verlängerung und Ausweitung ihres gegenwärtigen Vertrags debattierte.
Das hatte die Einwohner ziemlich verstört. Besonders seit bekannt geworden war, dass Albion Immobilien aufkaufen wollte, um sie in Einsatzzentren ihrer Londoner Speerspitze umzuwandeln.
Die Sozialwohnungen von Whitechapel standen seit Jahren kurz vor dem Abriss – einschließlich Lister House, wo ihre Chefin heute ihre Rede halten würde und das als Erstes von Albion aufgekauft werden sollte. Lister House war im Laufe der Zeit mehr als einmal den Gentrifizierungsplänen des Stadtrats entkommen und man konnte quasi die Uhr nach den Protesten stellen. Hannah konnte es den Bewohnern nicht verübeln. Falls das Gebäude abgerissen wurde, konnten sie nirgendwo mehr hin.
Unglücklicherweise war das Sarah Lincoln trotz ihres öffentlichen Images vollkommen egal. Tatsächlich vermutete Hannah, dass sie ihren derzeitigen Wahlbezirk nur allzu gern gegen einen schickeren, finanzstärkeren eintauschen würde. Sarah hätte das mit Sicherheit bestritten, doch nach Jahren der Zusammenarbeit wusste Hannah, wie Sarah tickte.
Sarah Lincoln hatte ebenfalls einen Plan. Und sie würde mit Freuden über alles und jeden hinwegtrampeln, um sicherzugehen, dass dieser Plan reibungslos verlief. Nicht dass die Abgeordnete für Tower Hamlets South auf ihrem Weg nach oben nicht auch ein paar gute Dinge bewirkt hatte. Aber das war eher beiläufig passiert – das Äquivalent einer Königin, die ihren Schoßhündchen ein paar Leckerlis hinwarf. Eine großzügige Königin, aber nichtsdestotrotz eine Königin.
Hannah war das zuerst gar nicht aufgefallen. Sie war viel zu beschäftigt gewesen. Die persönliche Assistentin einer Parlamentsabgeordneten zu sein bedeutete, dass sie rund um die Uhr in Bereitschaft zu sein hatte. Und Sarah konnte sehr charmant, sogar freundlich sein, wenn sie wollte.
Doch unter der sanften Fassade verbarg sich ein stählerner Wille. Und obwohl sie in diesem Bezirk geboren worden war, schien ihr egal zu sein, was aus den Menschen hier wurde, solange es sie nicht schlecht dastehen ließ. Und das fiel den Leuten langsam auf.
Darum waren sie heute hergekommen – und darum hatte Hannah Gelegenheit für die Übergabe gehabt. Eine Petition machte die Runde und Sarah hatte sich darauf gestürzt wie ein Tiger auf eine angekettete Ziege. Sie hatte spontan diese Versammlung einberufen, um die Protestler zu beruhigen. Um ihnen zu versichern, dass man sie nicht gewaltsam aus ihrem Zuhause werfen würde. Zumindest noch nicht.
Das Hannahs Meinung nach eigentliche Problem bestand darin, dass sich Sarah noch nicht entschieden hatte, ob sie den Albion-Deal unterstützen sollte oder nicht. Wenn sie es tat, würden dem Bezirk – und ihrem Wahlkreis – große Veränderungen bevorstehen und vielleicht auch ein großes wirtschaftliches Wachstum. Als Gegenleistung mussten sie nur ihre Seele verkaufen.
Ihr Optik vibrierte, als es sich automatisch mit dem ihrer Arbeitgeberin synchronisierte. Sie sah auf. Die Sozialwohnungen von Lister House und seinem Nachbarn Treves House waren modernistische Gebäude, die aus einer traurigen Grünfläche aufragten. Eines bestand aus einer langen Reihe von Arbeiterhäusern, das andere war ein hoher Block mit sauberen Linien und ebenmäßigen Proportionen. Doch beide sahen inzwischen ausgesprochen heruntergekommen aus. Der Gemeinderat schwankte zwischen freundlicher Vernachlässigung und unverblümter Feindseligkeit und den Mietern drohte seit fast dreißig Jahren immer wieder die Zwangsräumung.
Bäume und Hecken hinter schwarzen Metallzäunen markierten die Grenzen des Grundstücks, und Autos säumten die Straßen. Die Leute versammelten sich bereits im Gemeinschaftsbereich zwischen den Wohnblöcken und warteten gespannt darauf, was ihre Abgeordnete zu sagen hatte.
Sarahs schwarze Brubeck-Limo parkte in einer Entfernung, wo ihr nichts passieren konnte. Hannah wich der Menge aus und schlängelte sich an einer unauffälligen Absperrkette vorbei zum Wagen. Sie stieg hinten ein, wo Lincoln in klimatisiertem Komfort saß und auf ihrem Luxus-Optik in Roségold Newsfeeds durchscrollte.
»Sie sind spät dran«, sagte die Abgeordnete, ohne von ihrem Gerät aufzublicken. »Ich dachte schon, ich würde das ohne Sie machen müssen.«
»Tut mir leid.« Hannah hielt kurz inne. »Das muss traumatisch für Sie gewesen sein.«
Sarah schnaubte, sah aber immer noch nicht auf. »Vorsicht. Ich könnte Ihnen das übel nehmen und Sie feuern.«
Hannah war nicht besonders besorgt. »Aber das werden Sie nicht. Fünf persönliche Assistenten in ebenso vielen Jahren. Jemand könnte die falschen Schlüsse ziehen.«
»Da ist was dran. Was halten Sie von dieser TOAN-Sache?«
»Wir haben noch nicht zugesagt.«
»Gut. Ich kann mir nichts Langweiligeres vorstellen als die Teilnahme an einer Technikkonferenz.« Sie sah auf und wechselte erneut das Thema. »Was war denn so wichtig, dass Sie bis zur Brick Lane mussten?«
»Ich hab mich mit einer Freundin getroffen«, sagte Hannah. Sie war an Sarahs abrupte Themenwechsel gewöhnt. Ihre Chefin machte das absichtlich, um ihr Gegenüber aus dem Konzept zu bringen. Da Hannah das wusste, hatte sie ihre Geschichte vor dem Spiegel geübt. Bevor Sarah fragen konnte, fügte sie hinzu: »Sie arbeitet für Natha.«
Lincolns Blick schoss nach oben. »Und warum in aller Welt haben Sie sich mit jemandem getroffen, der für den … ehrenwerten Abgeordneten … von Tower Hamlets North arbeitet?«, gurrte sie.
Hannah unterdrückte ein Lächeln. Sie hatte genau gewusst, welche Reaktion die Erwähnung des anderen Abgeordneten haben würde. Winston Natha entstammte ebenfalls der zweiten Generation von Einwanderern, auch wenn seine Eltern nicht aus Dusa Marreb, sondern aus Kalkutta kamen. Dennoch hatten sie mehr gemeinsam, als Sarah lieb war. »Es heißt, dass Natha den Albion-Deal unterstützen wird«, erzählte sie.
Sarah setzte sich so abrupt auf, dass sie fast gegen das Dach der Limousine gestoßen wäre. Sie war eine große Frau, größer als Hannah. Größer als die meisten Männer, besonders wenn sie Absätze trug – was sie so oft wie möglich tat. Sie war schlank, elegant und ihre Kleidung kostete mehr als die meisten ihrer Wähler in einem Jahr verdienten. Sie hätte in ihrer Jugend Model gewesen sein können. Ihre Haare waren zu einem festen Dutt am Hinterkopf frisiert. Sie ließ ihr Optik in ihrer Jacketttasche verschwinden und starrte ihre Assistentin an. »Was hat er gesagt?«
»Er findet, dass sie einen, und ich zitiere, ›verdammt guten Job in Tower Hamlets machen‹.«
Sarah runzelte die Stirn. »Und das wissen Sie sicher?«
»Zu