Black Heart - Spin-Off 2: Der Weg ins Licht. Tatjana Weichel

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Black Heart - Spin-Off 2: Der Weg ins Licht - Tatjana Weichel Black Heart - Spin-Off

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Sam blickt mich an. »Ich hab das nicht. Nach all der Zeit ist es immer noch so irreal, so absurd. Es fühlt sich an, als wäre es gestern erst passiert, ich kann es nicht glauben. Er fühlt sich nicht … weg an.«

      Ich lege den Kopf schief, schaue kurz zu Miles, der nicht aussieht, als wären diese Gedanken neu für ihn.

      Es tut weh, die beiden zu sehen, nicht nur, weil Sam Yanis’ bester Freund war. Es tut weh, eine funktionierende, langjährige und liebevolle Beziehung zwischen zwei Männern zu sehen, etwas, das für mich noch nie funktioniert hat. Bis auf diese eine Woche vor zwei Jahren, doch wenn ich darüber nun weiter nachdenke, kann man mich ganz vergessen. Besser, ich konzentriere mich auf Sams Frage.

      »Ich fühle diese Leere, ja. Er ist weg. Ob tot oder nicht … er ist weg.« Ich horche in mich, ob ich da einen Unterschied ausmachen kann, doch das kann ich nicht. »Jackie meinte, sie hat das Gefühl, er müsste jeden Moment durch die Tür kommen.«

      Sam nickt. »So fühlt es sich an. Ich rechne jeden Tag auf der Arbeit damit, dass er plötzlich reinkommt und mich angrinst. Und das hat nichts mit Verleugnen zu tun. Was, wenn John recht hat?« Er sieht nachdenklich aus, keinesfalls so schockiert, wie ich erwartet hätte.

      »Das wäre ziemlich krass«, sagt Miles leise. Er hat sich in einen der beiden Sessel gesetzt, die Füße liegen auf dem Couchtisch. Auch er sieht eher nachdenklich aus.

      »Macht ihr Witze? Nein!« Ich schaue von einem zum anderen. »Nein, ich glaube das nicht. Das wäre …« Ja, was wäre es? Krass? Unglaublich? Immerhin reden wir über Magie.

      Sam spricht aus, was auch in mir vorgeht. »Ich glaube, in dieser magischen Welt ist mehr möglich, als wir Muggel uns vorstellen können. Julie hat uns Geschichten erzählt …« Er winkt ab.

      Miles rutscht vor und legt die Arme auf den Knien ab. »Ich halte das tatsächlich auch nicht für abwegig. Allerdings ist Johns Idee trotzdem ziemlich haarsträubend. Was denkst du darüber? Was sagt David?«

      Ich antworte nicht, drehe meine leere Bierflasche in den Händen.

      Sam seufzt. »Gabriel.«

      »Ja, was denn?« Ich stelle die Flasche ab, sie landet mit einem lauteren Knall auf dem Tisch, als ich es beabsichtigt habe. »Sorry. Heikles Thema.«

      »Ach«, wirft Miles trocken ein, und diese kurze Äußerung macht mir mehr als alles andere klar, in welche Situation ich mich da schon wieder hineinmanövriert habe.

      »Ich bin ja selbst schuld. Er hat immerhin von Anfang an ehrlich gesagt, dass er nicht offen schwul lebt. Hätte nur nicht gedacht, dass mich das so nervt.«

      »Wirst du es ihm erzählen?«, fragt Miles, und erst will ich erneut den Kopf schütteln, doch dann halte ich inne und überlege.

      »Mal schauen.« Ich stehe auf und greife nach meiner Jacke, die ich vorher achtlos über die Couchlehne geworfen habe. »Danke, Leute. Ich muss das alles mal sacken lassen.«

      Sam und Miles stehen auf und begleiten mich zur Tür. »Ich würde es mir überlegen. Wenn John mich gefragt hätte, ich würde es sofort machen«, meint Sam, und Miles boxt ihn gegen den Arm.

      »Am Arsch würdest du. Als ob ich zulassen würde, dass du allein nach Österreich gehst. Schlaf gut, Gabriel. Aber … was David betrifft: Schieß ihn ab. Er ist nicht gut genug für dich.« Miles klopft mir auf die Schulter.

      »Was mein Mann sagt.«

      ❤

      Eigentlich bin ich diese Woche für die Spätschicht eingeteilt, aber mein Onkel Trevor hat mich gebeten, das Café an diesem Morgen aufzumachen, weil er noch einen Termin hat.

      Ich liebe die Morgenstunden, wenn der erste Kaffeeduft durch den Laden zieht, die Tür weit geöffnet ist und hoffentlich einladend auf die Gäste wirkt. Ich mag, wie alles sauber und frisch glänzt, wie ich die Musik auswähle, die Blumen auf den Tischen arrangiere und mir überlege, was ich zum Mittagstisch anbiete.

      Nachdenklich schaue ich die Vorräte durch. Natürlich gibt es eine feste Speisenkarte, aber das Mittagessen für kleineres Geld entscheide ich immer spontan. Heute hätte ich Lust auf Kartoffelsuppe.

      Ich nehme den Sack Kartoffeln und setze mich zum Schälen an den Tisch in der Ecke, und während ich sie zu schälen beginne, kommt mir unweigerlich ein Tag vor zwei Jahren in den Sinn. Yanis und ich hatten unser erstes privates Date, das erste Mal, dass wir nicht ausgehen, sondern uns bei mir zu Hause treffen würden. Ich war total aufgeregt, habe mir tagelang Gedanken gemacht, wie ich es für uns beide gemütlich und romantisch gestalten könnte. Ich erinnere mich, wie mein Onkel mich amüsiert angegrinst hat, weil ich ganz kurzfristig meine alten Sofamöbel entsorgt und mit dicken Matratzen und Kissen eine große Liegefläche gezaubert habe, die er belustigt Spielwiese genannt hat. Yanis und ich hatten eine wunderschöne erste Nacht, und ich hatte für ihn Kartoffelsuppe gekocht.

      Ich lasse das Messer sinken. Was, wenn er wirklich noch lebt? Kann ich diese Möglichkeit einfach so ignorieren?

      Seufzend stehe ich auf und mache mich an die Zubereitung der Suppe. Aber ich kann nicht aufhören, über den gestrigen Tag nachzudenken.

      Warum hat John ausgerechnet mich gefragt? Die Sache ist so lange her, und auch wenn ich manchmal traurig werde, wenn ich an Yanis denke, war es letztendlich nur e – ine Woche meines Lebens – abgesehen von den Wochen und Monaten, die ich ihn aus der Ferne angehimmelt habe. Aber ich kann nicht ewig einer Vergangenheit nachweinen, die unwiederbringlich vorbei ist.

      Unwiederbringlich. Wenn er noch leben würde, dann hätte er sich doch gemeldet, oder?

      Ich setze die Suppe auf, und die nächsten Stunden habe ich keine Zeit mehr, über Yanis nachzudenken. Heute läuft das Café gut, schon recht bald ist der Mittagstisch ausverkauft. Ich kann nur noch bedauernd die Schultern zucken, als am frühen Nachmittag Gäste noch etwas von der Suppe bestellen wollen. Ich weiß, das ist eine Ausnahme, denn heute hat der Konkurrenzladen am Ende der Straße Ruhetag. Morgen wird es vermutlich wieder anders aussehen, und ich bleibe auf meinem Mittagstisch sitzen.

      »Ist gut, dass heute was los war«, sagt mein Onkel müde, dem ich direkt einen starken Kaffee hinstelle. Er ist später ins Café gekommen, als ich ihn für die Spätschicht erwartet hätte. Er zieht seine Jacke aus und hängt sie über die Stuhllehne, bleibt ein wenig haltlos stehen.

      »Alles in Ordnung? Du siehst fertig aus.« Ich schaue mich kurz um, es ist ein ruhiger Moment. Wir setzen uns, und ich schiebe ihm ein Stück Kuchen hin. Er jedoch greift nach dem Kaffee.

      »Ich hatte einen Banktermin«, antwortet er und verzieht das Gesicht. »Wir müssen uns mal unterhalten.«

      »So schlimm?« Ich habe es befürchtet, ich kenne die Zahlen, und ich sehe täglich, wie viel Einbuße wir haben. Seit vor einem Jahr nicht nur eine Filiale von BestCoffee, sondern auch das vegane ThinkGreen direkt im Umfeld eröffnet haben, sind die Zahlen beängstigend.

      »Lass uns heute Abend mal sprechen, ja? Und erzähl mir, was mit dir ist, du wirkst unruhig.« Er nimmt seinen Kaffee und mustert mich. Trevor kennt mich so gut wie niemand sonst.

      Ich schnaube auf und erzähle ihm die Kurzfassung, doch dann kommen Gäste, ich springe auf und bewirte sie. Trevor hilft mir danach beim Aufräumen, denn auch ich bin absolut erledigt.

      Das war ein echt langer Tag.

      »John

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