Black Heart - Spin-Off 2: Der Weg ins Licht. Tatjana Weichel

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Black Heart - Spin-Off 2: Der Weg ins Licht - Tatjana Weichel Black Heart - Spin-Off

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vor mich hin, Giovanni haut mir auf die Schulter, und ich weiß, ich habe neue Freunde gefunden.

      Für einen Abend vergesse ich den Grund, warum ich hier bin, vergesse Yanis und alles, was daran hängt, vergesse Julie und ihre Anwesenheit.

      Für einen Abend genieße ich den Kontakt zu wirklich netten Menschen und einen aufregenden Neuanfang.

      Oktober 2017

      ❤

      Das ist echt nicht lustig.« Ich liege schwer atmend auf einer Matte in der Sporthalle. Holy Shit, meint er das ernst?

      Ich war schon erstaunt, dass Silas seine Ansage am ersten Abend – ›Wir können ja mal zusammen trainieren‹ – ernst meinte und sich für heute Morgen mit mir verabredete, aber hätte ich auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt, was mich erwartet, wäre ich im Bett geblieben.

      Silas hat sich mit dem Kopf an eine der Wandmatten gelehnt, seine Schultern beben, und dann platzt es auch schon aus ihm heraus. Er dreht sich um und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. »Ich habe noch nie …« Er schüttelt prustend den Kopf und scheint nicht fassen zu können, was er eben zu sehen bekommen hat. »Alter, du bist der unsportlichste Mensch der Welt.«

      Ich brumme und nehme die Hand an, die er mir reicht, damit ich wieder aufstehen kann. Mein Kopf dröhnt, und mein Magen fühlt sich an, als wäre ein Rammbock darin gelandet. »Ich hab dich gewarnt.« Hab ich wirklich. Aber er wollte mir ja nicht glauben.

      »Ich hab nicht gedacht, dass du das wirklich so meinst. Du musst dringend was tun.« Silas stemmt die Hände in die Hüften und schaut mich an. Er muss nichts mehr tun, sein Körper ist trainiert. Das Sixpack sehe ich trotz des Shirts.

      »Hm«, brumme ich erneut und reibe mir übers Gesicht. »Aber nicht mehr heute.«

      Silas lacht erneut auf und boxt mich sacht gegen den Arm, während wir nebeneinander zu den Umkleidekabinen gehen.

      Plötzlich wird mir übel, ich reiße die Augen auf und schaffe es gerade noch rechtzeitig zur Toilette, wo ich mich keuchend übergebe. Als ich wieder herauskomme, hat Silas sich bereits ausgezogen und grinst mich breit an.

      »Echt jetzt?«

      »Halts Maul«, fahre ich ihn an, aber weil er so lachen muss, kann ich auch nicht ernst bleiben. »Du hast aber auch echt einen Schlag drauf«, versuche ich mich zu verteidigen und öffne meinen Spind für mein Duschzeug.

      »Dabei hab ich nicht mal fest zugehauen. Musst mal schauen, wenn ich mit Alex oder Ivan trainiere, dann weißt du, was ein echter Schlag ist.« So ein bisschen eingebildet klingt das ja schon.

      »Kein Wunder, dass die Schüler dich hassen«, brumme ich und folge ihm unter die Dusche. Seinen muskulösen Körper versuche ich dabei so wenig wie möglich anzuschauen.

      Sicher ist sicher.

      »Zurecht, würde ich meinen. Solange sie mich hassen, sind sie angespornt und geben Leistung. Ich bin ihr Lehrer, sie müssen mich nicht mögen.«

      Ich denke an Ivan, der als Lehrer eine ganz andere Nummer fährt. Aber der ist auch Psychologe, vielleicht liegt es daran, dass er eher gleichberechtigter mit den Schülern umgeht.

      »Tun sie auch nicht. Sie haben Angst vor dir. Aber immerhin hat es einer geschafft, dir die Nase zu brechen.« Ich kichere leise, die Geschichte wird seit einer Woche jeden verdammten Tag im Speisesaal erzählt. Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, welche Version die richtige ist.

      Silas winkt ab und bindet sich ein Handtuch um die Hüfte. »Das war eine gute Leistung, er hat meine Unachtsamkeit genutzt. Ich hab ihn zur Sau gemacht, aber insgeheim war ich echt stolz auf ihn.« Er grinst. »Aber sag ihm das nicht. Er prahlt eh genug damit.«

      Ich lache auf. Silas ist schon schwer in Ordnung, und wer bin ich, seine Lehrmethoden anzuzweifeln?

      ❤

      Am Nachmittag sitze ich im Büro des Direktors und habe Zeit, mich umzuschauen, während Tyros uns Tee einschenkt. Minztee mit viel Zucker, typisch marokkanisch, wie er betont. Er scheint einen Bezug zu Marokko zu haben, sein Büro ist ungewohnt hell, freundlich, sonnig. An den Wänden hängen bunte Wandteppiche, zwischen den unzähligen Büchern im Regal stehen kleine bemalte Keramikwaren, und ich nehme einen nussigen Duft wahr. Alles in allem ein Raum, in dem ich mich sofort entspanne.

      »Du bist jetzt vier Wochen hier. Hast du dich gut eingelebt?«, fragt er mich und stellt mir die Tasse mit dem dampfenden Tee hin. Dann setzt er sich lässig in seinen Stuhl und schlägt die Beine über, mustert mich aufmerksam. Tyros’ Blick ist so eindringlich. Ich bezweifle, dass ihm irgendjemand was vormachen kann, also versuche ich es gar nicht erst.

      »Besser, als ich dachte. Die Leute sind echt nett, und die Arbeit macht mir Spaß. Alle sind so … dankbar«, antworte ich ihm.

      Er lacht leise. »Ja, das sind sie. Man könnte meinen, sie hätten vorher nichts Anständiges zu essen bekommen. Aber du hast echt was drauf.«

      »Danke, das ist nett, dass du das sagst. Mein Onkel hat mir alles beigebracht, bei ihm bin ich aufgewachsen.« Beim Gedanken an Trevor wird mir ein wenig flau im Magen, ich rufe ihn viel zu selten an.

      »Oh. Wie kommt das? Was ist mit deinen Eltern?« Tyros schaut mich prüfend an, und nach einer Weile wird mir richtig unwohl unter seinem Blick. Doch bevor ich ihm antworten kann, gibt er sich die Antwort selbst. »Du hast sie verloren«, stellt er fest, und ich schlucke.

      Sieht man mir das so deutlich an? Oder weiß er einfach nur, wie sich das anfühlt und kann in mir sehen, was er selbst spürt?

      »Ja. Sie und meinen kleinen Bruder«, erwidere ich.

      Tyros nickt, nimmt seine Tasse und denkt einen Moment nach, bevor er erst trinkt und dann spricht. »Ich wollte dir auch eigentlich nur sagen, dass wir alle sehr glücklich über deine Anwesenheit sind, und dass ich hoffe, du bleibst uns erhalten.« Sein Blick ist freundlich, aber so wissend, so tiefgründig. Er ist älter als ich, nicht so alt, dass er mein Vater sein könnte, aber einer der Ältesten hier am Palast. Er strahlt Souveränität und Autorität aus, und ich habe schon mitbekommen, dass er nicht immer so zugewandt ist wie jetzt.

      In mir breitet sich ein Gefühl von Dankbarkeit aus.

      Dankbarkeit, dass ich hier eine neue Chance bekomme, einen Neuanfang wagen kann. Die Vergangenheit abschließen.

      Verwirrt halte ich inne. Das … ist nicht der Grund, warum ich hier bin.

      Als ich Tyros’ Büro verlasse, streife ich ziellos durch die Gänge. Meine Gedanken überschlagen sich. Mir wird klar, dass ich mich in diesem neuen Job, mit den neuen Menschen und den neuen Gefühlen sehr wohlig eingenistet habe.

      Ich gehe die Stufen eines Turms hoch. Hier war ich noch nie, was bedauerlich ist, denn die Aussicht ist atemberaubend. Für eine Weile bleibe ich dort stehen.

      Mag ich den Gabriel, der ich hier bin? Und was hat mich zu Hause davon abgehalten, der zu sein, der ich sein will?

      Hat mich die Vergangenheit unterbewusst mehr beeinflusst, als mir klar war?

      Mein Blick fällt auf die Glastür, vor der ich stehe. Ein vergilbtes Schild weist

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