COLD BLACK. Alex Shaw
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу COLD BLACK - Alex Shaw страница 16
Snow nahm sie und klappte den Deckel auf. Es handelte sich um eine zensierte Fassung der Militärkartei von James Celtic Fox. Als junger Soldat bei den Gordon Highlanders gelangte er mit einundzwanzig in die B-Staffel des 22nd Regiment Special Air Service. Mobile Landwehr, Sprengtrupp. Ebenfalls gelistet waren einige Kampagnen, an denen er teilgenommen hatte, weithin unbekannt außerhalb der Mauern des Regierungspalastes und des SAS. Man hatte längere Abschnitte vorm Fotokopieren der Seiten mit schwarzem Filzstift durchgestrichen.
»Fox schaffte es bei den Highlanders bis zum Corporal, wurde aber wieder zum Private degradiert.«
Snow schaute vom Text hoch. »Ach ja?«
Patchem sprach sachlich weiter. »Er hat seinen Sergeant Major aus einem Fenster geworfen.«
Darüber wunderte sich Snow nicht; bei Paddy rechnete er mit allem.
»Wie es scheint, ertappte er den Typen mit seiner Frau in der Kiste. Beide hatten Glück, denn das Zimmer befand sich im ersten Stock. Aber zur Sache jetzt.« Patchem streckte eine Hand aus, damit ihm Snow die Mappe zurückgab. »Wie die Medien der Welt bereits unbedingt mitteilen mussten, versuchte eine unbekannte Terrororganisation, die Tochter eines Mitglieds der saudischen Königsfamilie zu entführen. Fox vereitelte dies, erschoss drei der Kidnapper und rettete das Mädchen. Bedauerlicherweise wurde dabei auch ein Unbeteiligter schwer verwundet – aber Sie kennen das ja alles aus dem Fernsehen.«
Snow nickte wieder nur.
»Nun ja, dieser Mann – der arglose Unbeteiligte hatte rein zufällig eine Affäre mit Fox' zweiter Ehefrau.«
»Rein zufällig.«
»Genau so legte es die Staatsanwaltschaft aus. Allerdings einigte man sich darauf, obwohl es noch nicht öffentlich gemacht wurde, dass man ihn nicht wegen versuchten Mordes anklagt. Wie sich herausstellte, haben die Saudis Freunde in sehr hohen Positionen. Diese ›überzeugten‹ den Innenminister davon, Fox in allen Punkten der Anklage zu entlasten.«
Dies würde man auf das »besondere Verhältnis« zwischen Saudi-Arabien und Großbritannien zurückführen, das in Wirklichkeit weit mehr mit Rüstungsverträgen zu tun hatte. Patchem war zu Ohren gekommen, Mittelost drohe, sich aus dem jüngst abgeschlossenen Vertrag zurückzuziehen, sollte Fox strafverfolgt werden. Auf saudischer Seite hatte der Prinz unterzeichnet.
»Darüber hinaus will Fouad Al Kabir unserem Mann eine Stelle in Riad anbieten – die des Sicherheitschefs –, um sich erkenntlich zu zeigen. Ich möchte deshalb, dass Sie Fox dazu bewegen, sie anzunehmen.« Patchem drückte eine Taste auf seinem Keyboard, um ein Bild an die hellblaue, leere Wand hinter Snows Kopf zu werfen. »Erkennen Sie ihn wieder?«
Snow drehte sich im Sessel um und sah das Foto einer Leiche. Als sein Chef es vergrößerte, dämmerte ihm, wer es war. Neben dem Gesicht wurde eine zweite Datei geöffnet, ein Ausschnitt aus dem Video, das er selbst mit seinem Smartphone auf der Harley Street gemacht hatte.
»Derselbe Mann.«
»Würde ich auch sagen. Er muss noch identifiziert werden, doch es ist einer der Entführer, die Fox ausgeschaltet hat. Das Attentat auf Durrani hängt mit der Entführung zusammen.«
Snow blieb skeptisch. »Sie meinen, der Doktor hatte Beziehungen zu Terroristen oder Geschäfte mit ihnen am Laufen?«
»Ganz und gar nicht. Er erhielt Zugang zu höheren Geheimhaltungsstufen als Sie, arbeitete seit vielen Jahren für uns und galt als völlig unbedenklich. Er wurde im Land ausgebildet, war aber Paschtune und kam gebürtig aus Quetta in Pakistan. Seine Familie wanderte nach England aus, als die Sowjets im benachbarten Afghanistan einfielen. Dank seines Kontakts zu uns konnten wir alle seine Patienten überwachen, darunter auch die saudische Königsfamilie. Bezüglich der Strippenzieher hinter diesen beiden Taten haben wir offen gestanden keinen einzigen Hinweis. Wenn wir eines nicht gebrauchen können, dann dass jemand die dort drüben auf die Palme bringt.« Er schmunzelte verhalten, weil die Redewendung bildlich so gut passte, womit er seine Trauer über den Tod eines Kollegen überspielte. »Falls Fox diesen Job annimmt, entzieht er sich auch den Medien endgültig. In Whitehall möchte man die Story unbedingt unter den Teppich kehren. Alles, was Sie wissen müssen, steht hier drin. Noch Fragen?«
Snow verneinte kopfschüttelnd, als ihm Patchem eine andere Mappe reichte.
»Gut. Halten Sie mich über Ihre Fortschritte auf dem Laufenden. Sie haben drei Tage.«
Snow stand auf und verließ das Büro. Er würde leisetreten müssen. Nachdem Fox zu sehr im Rampenlicht stand, galt es zu vermeiden, dass sein eigenes Gesicht neben dem seines alten Kameraden durch die Presse ging.
Shoreham-by-Sea, West Sussex
DC Flynn, der immer noch verdrossen war, befahl dem Polizeifahrer, seinen nunmehr freien Gefangenen am Cabot Square in Docklands abzusetzen, dem Bankenviertel der Hauptstadt. Nachdem Fox die einzige Londoner Filiale seines neuen Schweizer Finanzinstitutes gefunden und das Prozedere der Identitätsprüfung durchlaufen hatte, durfte er einen Barbetrag von der großzügigen Schenkung der Saudis abheben. Er kaufte Packpapier, womit er seinen »Säbel« einwickelte, und nahm an der U-Bahn-Haltestelle Canary Wharf die Jubilee Line nach Westminster, wo er in einen Zug der Circle Line nach Victoria umstieg.
In dieser Bahn für den Teilbereich Southern Central befand er sich auf sicherem Weg nach Shoreham, also lehnte er sich zurück und beobachtete durchs Fenster, wie das Großstadtgewimmel dem Vorort Surrey wich und schließlich ins Grün der Landschaft von Sussex überging. Nun da er sein Telefon endlich wiederhatte, war er schon mehrere Nummern durchgegangen, doch niemand wollte sich melden. Auch Tracy ging nicht an ihr Handy. Nicht dass er mit ihr sprechen wollte, aber sie sollte wissen, dass er unterwegs nach Hause war. Er genoss es, zu Fuß von der Haltestelle in Shoreham zu seiner Adresse zu gehen, und staunte nicht schlecht, als er das »Zu verkaufen«-Schild im Vorgarten sah. Obgleich ihm die Galle hochkam, konnte er den Eifer seiner Frau nur bewundern, denn sie fackelte nicht lange. Die Immobilie lief auf ihren Namen, sie hatte sie gekauft und konnte sie darum auch wieder abstoßen. Er ging den Weg zu Jims Tür hinauf und klopfte an.
»Paddy.« Sein Nachbar machte ein erschrockenes wie erleichtertes Gesicht. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Ja, danke, Jim.« Fox verwies mit einer Kopfbewegung auf das Schild. »Was hat denn das zu bedeuten?«
»Sie ist ausgezogen – zu ihrer Schwester –, aber das weißt du nicht von mir. Tut mir leid.« Reynolds schaute betreten unter sich.
»Muss es nicht.«
Er schluckte. »Weißt du, dass ich mit der Presse gesprochen habe? Jemand musste doch klarstellen, wie du wirklich bist.«
Das gemeinte Interview hatte Fox aufgeregt, doch jetzt machte er sich nichts mehr daraus. Einem Rentner erleichterte alles das Leben, was er nebenher einstreichen konnte. »Jim, es gibt nichts, wofür du dich rechtfertigen müsstest, Kumpel, und falls du dadurch ein paar Mäuse verdient hast oder etwas für Maureens Traumkreuzfahrt beiseitelegen konntest: Gib mir einfach irgendwann ein Bier aus. Ist sie daheim?«
»Nein, sie wollte ein bisschen einkaufen und mich bei Tesco nicht im Weg haben. Du weißt ja, wie Weiber sind.«
Das meinte Jim nicht ironisch. »Oh ja. Wie geht es ihr?«
»Gut. Zunächst war sie leicht erschüttert, ging dann aber dazu über, all ihren Freundinnen davon zu erzählen. Ich glaube, von dieser Geschichte wird sie noch jahrelang zehren!« Er lächelte.