Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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schauderhafte Erklärung, welche der Kundschafter mit der kaltblütigen Zuversicht eines Mannes gab, der die volle Gefahr begriff, während er nicht fürchtete, ihr die Stirne zu bieten, erinnerte Heyward an die Wichtigkeit des Amtes, das er freiwillig übernommen hatte. Während er seine Augen umherwarf und vergeblich sich anstrengte, die Finsterniß zu durchdringen, welche unter dem Blätterbogen des Waldes immer mehr sich verdichtete, war es ihm, als ob seine wehrlosen Begleiterinnen, von menschlicher Hülfe abgeschnitten, bald der gänzlichen Willkühr dieser barbarischen Feinde hingegeben wären, die, gleich Raubthieren, nur warteten, bis die Finsterniß ihre Streiche noch sicherer und verderblicher machte. Seine aufgeregte Einbildungskraft, getäuscht durch das trügerische Licht, verwandelte jedes sich bewegende Gebüsch, jeden Stamm eines gefallenen Baumes in menschliche Gestalten, und zu wiederholten Malen glaubte er die greulichen Gesichter seiner lauernden Feinde unterscheiden zu können, wie sie, in rastloser Wachsamkeit, auf die Bewegungen seiner Begleiter aus ihren Verstecken hervorschauten. Aufblickend fand er, daß die dünnen, stockigen Wölkchen, welche der Abend an dem blauen Himmel geröthet hatte, bereits die schwächsten Tinten ihrer Rosenfarbe verloren, während der eingebettete Strom, der an dem Orte, wo er stand, vorbeifloß, nur noch an dem dunkeln Streifen seiner bewaldeten Ufer erkennbar war.

      »Was ist zu thun?« fragte er, die äußerste Hilflosigkeit seiner peinlichen Lage empfindend; »verlaßt mich nicht um Gottes Willen! Bleibt, um die zu vertheidigen, die unter meinem Geleite stehen, und bestimmt frei, womit ich euch belohnen soll!«

      Seine Begleiter, welche auf der Seite in der Sprache ihres Stammes sich beriethen, achteten nicht auf diese plötzliche, ernstliche Aufforderung. Obgleich ihre Unterredung in leisem und vorsichtigem Tone gehalten wurde, und nicht vielmehr als Geflüster war, konnte doch Heyward, welcher jetzt hinzutrat, leicht den ernstlichen Nachdruck des jungen Kriegers von den bedächtlicheren Reden der Aelteren unterscheiden. Offenbar stritten sie über die Zweckmäßigkeit einer Maßregel, welche das Wohl der Reisenden betraf. Von der Dringlichkeit seines Gegenstandes bewältigt und ungeduldig über einen Verzug, der ihm mit so viel Gefahr verbunden schien, trat Heyward näher zu der düstern Gruppe heran, um sein Anerbieten in Betreff der Belohnung noch bestimmter auszudrücken, als der Weiße, mit der Hand eine Bewegung machend, als gäbe er den bestrittenen Punkt zu, sich abwandte und in einer Art Selbstgespräch in englischer Sprache sagte:

      »Uncas hat Recht! Es wäre unmenschlich, so harmlose Geschöpfe ihrem Schicksal zu überlassen, selbst wenn dadurch unser Zufluchtsort für immer aufs Spiel gesetzt würde. Wenn Ihr diese zarten Blumen aus der Gewalt der schlimmsten aller Schlangen retten wollt, Herr, so habt ihr keine Zeit zu verlieren, und müßt zu einem Entschlusse kommen!«

      »Wie könnt Ihr an einem solchen Wunsche zweifeln! habe ich mich nicht bereits erboten –«

      »Richtet euer Gebet an den Himmel, der kann uns allein Weisheit geben, die Arglist der Teufel, die diese Wälder füllen, zu Schanden zu machen,« unterbrach ihn ruhig der Kundschafter: »aber verschont uns mit euern Geldanerbietungen, der Ihr vielleicht nicht so lange lebt, um sie zu erfüllen, noch ich, um sie zu benützen. Diese Mohikaner und ich wollen thun, was Menschengedanken ersinnen können, um liebliche Blumen, welche nicht für die Wildniß geschaffen sind, vor Schaden zu bewahren, und zwar ohne Hoffnung auf andere Belohnung, als solche, welche Gott immer rechtschaffenem Handeln zu Theil werden läßt. Zuerst müßt Ihr zweierlei versprechen, sowohl in eurem Namen, als für eure Freunde, oder wir werden uns, ohne euch einen Dienst leisten zu können, nur selbst Schaden bringen!«

      »Redet!«

      »Das Erste ist, euch stiller zu verhalten, als die ruhenden Wälder hier, mag auch geschehen, was da will; das Zweite den Ort, wohin wir euch bringen, vor jedem Sterblichen geheim zu halten.«

      »Ich will mein Aeußerstes thun, um diese beiden Bedingungen erfüllt zu sehen.«

      »So folgt mir; denn wir verlieren Augenblicke, die so kostbar sind, als dem verwundeten Wilden das Herzblut!« Heyward konnte durch den wachsenden Schatten der Nacht die ungeduldigen Geberden des Kundschafters bemerken und folgte schnell seinen Tritten nach der Stelle hin, wo er den Rest der Reisegesellschaft gelassen hatte. Als sie bei den erwartungsvollen und ängstlichen Frauen eintrafen, machte er sie in kurzen Worten mit den Bedingungen ihres neuen Führers bekannt und fügte hinzu, wie sie jede Besorgniß verscheuchen und sich zu augenblicklichen ernsten Anstrengungen entschließen müßten. Obgleich seine beunruhigende Mittheilung nicht ohne geheimen Schrecken aufgenommen ward, so gelang es doch seinem Ernst und seinen eindringlichen Vorstellungen, unterstützt vielleicht von der Beschaffenheit der Gefahr, ihre Nerven für eine unerwartete, ungewöhnliche Prüfung zu stählen. Schweigend und ohne den geringsten Verzug ließen sie sich von den Pferden helfen und begaben sich eilig an den Rand des Wassers hinab, wo der Kundschafter mehr durch ausdrucksvolle Geberden, als durch Worte den Rest der Gesellschaft versammelt hatte.

      »Was thun wir mit diesen stummen Geschöpfen?« murmelte der Weiße, von welchem die ganze Leitung ihrer künftigen Bewegungen abzuhängen schien, »es wäre Zeitverlust, ihnen die Kehle abzuschneiden und sie in den Fluß zu werfen; sie aber hier zu lassen, hieße den Mingo’s sagen, daß sie ihre Eigentümer nicht weit davon zu suchen haben.« »So geben wir ihnen die Zügel und lassen sie frei im Walde laufen,« wagte Heyward zu rathen.

      »Nein, es ist besser, wir leiten die Schufte irre, und lassen sie glauben, es bedürfe Rossesschnelle, um ihr Wildpret zu erjagen. Ja, ja, das blendet die Feuerkugeln ihrer Augen! Chingach – St! Was rührt sich hier im Gebüsch?«

      »Das Füllen!«

      »Das Füllen wenigstens muß sterben,« murmelte der Kundschafter, nach der Mähne des flinken Thieres greifend, das schnell seiner Hand entschlüpfte! »Uncas, deine Pfeile!«

      »Halt!« rief der Eigenthümer des zum Tode verurtheilten Thieres laut, ohne Rücksicht auf das Flüstern, in welchem die Uebrigen sprachen; »verschont mir Mirjams Füllen! Es ist der artige Sprößling einer treuen Mutter und wird mit Willen keinen Schaden thun.«

      »Wenn Menschen kämpfen für das nackte Leben, das Gott ihnen gegeben hat,« sprach der Kundschafter ernst, »so ist ihnen das eigene Geschlecht nicht mehr als die Bestien des Waldes. Wenn Ihr wieder sprechet, so überlass’ ich euch der Willkühr der Maquas! Den Pfeil aufgelegt, Uncas, und gut gezielt, wir haben keine Zeit, um einen zweiten zu versenden!«

      Die leisen, murrenden Töne seiner drohenden Stimme waren noch hörbar, als schon das verwundete Füllen sich bäumte und dann auf die Kniee niederstürzte. Chingachgook trat herzu, stieß ihm blitzschnell das Messer durch die Kehle und warf das sich sträubende Schlachtopfer in den Fluß, von dessen Strömung es fortgerissen ward, während es noch hörbar mit dem schwindenden Leben nach Athem schnappte. Dieser Akt scheinbarer Grausamkeit, aber wirklicher Notwendigkeit machte, als Beweis der drohenden Gefahr, in der sie schwebten, auf die Gemüther der Reisenden einen furchtbaren Eindruck, der durch die ruhige, aber feste Entschlossenheit der handelnden Personen bei dem Schauspiel noch erhöht werden mußte. Die Schwestern schauderten und drängten sich fester an einander, während Heyward instinktmäßig die Hand an eine der Pistolen legte, die er so eben aus ihren Halftern gezogen hatte, als er zwischen seine Schutzbefohlenen und die finstern Schatten trat, welche einen undurchdringlichen Schleier um den Schooß des Waldes zu ziehen schienen.

      Die Indianer bedachten sich keinen Augenblick, sie ergriffen die Zügel und führten die erschreckten und widerstrebenden Pferde in das Bett des Flusses hinab.

      In einiger Entfernung vom Ufer wandten sie sich und wurden bald durch einen vorspringenden Hügel gedeckt, unter dessen Schutze sie in einer dem Laufe des Flusses entgegengesetzten Richtung fortwanderten. Mittlerweile zog der Kundschafter ein Canoe von Baumrinde aus einem Versteck unter niedrigen Gebüschen hervor, deren Zweige sich mit der Strömung fortbewegten, und bedeutete den

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