Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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er für dich getan hat, während wir in Albany waren, so würdest du dich glimpflicher über seinen Charakter ausdrücken.«

      »Für mich?« rief Richard, indem er einen Augenblick seinen Spaziergang unterbrach, um nachzudenken. »Ah, ich vermute, er hat mir den Plan des neuen holländischen Bethauses mitgebracht? Aber daraus mache ich mir wenig: denn ein Mann, der Talent besitzt, läßt sich nicht gerne durch die Ansichten anderer leiten; sein eigenes Gehirn ist der beste Baukünstler.«

      »Nichts der Art«, fuhr Elisabeth mit einer schalkhaft herausfordernden Miene fort.

      »Nicht? Nun, so laß mich sehen, – vielleicht hat er mich zum Direktor für die neue Straßenbaukommission vorgeschlagen?«

      »Möglich, aber ich meine keine solche Anstellung.«

      »Keine solche Anstellung?« wiederholte Herr Jones, den die Neugierde gewaltig zu stacheln begann. »Also doch eine Anstellung! Wenn’s aber eine beim Militär ist, so will ich nichts davon wissen.«

      »Nein, nein, sie ist nicht beim Militär«, rief Elisabeth, indem sie ihm das Paket in ihrer Hand zeigte und es dann schnell mit neckender Miene zurückzog. »Es handelt sich dabei um ein Amt, das Ehre und Einkommen miteinander vereinigt.«

      »Ehre und Einkommen?« erwiderte Richard in der peinlichsten Spannung. »Sage mir Mädchen, ist es ein Amt, wo es etwas zu tun gibt?«

      »Du hast’s getroffen, Vetter Dick; es ist die vollziehende Gewalt des Bezirks, – wenigstens sagte mein Vater so, als er mir dieses Paket einhändigte, um es dir als Christgeschenk zu überreichen. – ›Gewiß‹, sagte er, ›wenn etwas Dick zusagen wird, so ist es die Leitung der vollziehenden Gewalt in diesem Bezirk.‹«

      »Leitung der vollziehenden Gewalt? Pah, Unsinn!« rief der ungeduldige Aspirant, indem er ihr das Paket aus der Hand riß. »Es gibt kein solches Amt in dem Bezirk. Ei, ei! was? – ich glaube gar, eine Bestallung – ›Richard Jones Esquire ernannt zum Sheriff des Bezirks.‹ Nun das ist gewiß sehr freundlich von Duke. Ich muß sagen, Duke hat ein warmes Herz und vergißt seine Freunde nie. Sheriff, Obersheriff von – –! Es klingt gut, aber das Amt soll auch gut versehen werden. Duke ist im Grunde doch ein verständiger Mann und kennt seine Leute durch und durch. Ich bin ihm sehr verbunden«, fuhr Richard fort, indem er unwillkürlich mit seinem Rockärmel nach den Augen fuhr, »ich würde aber auch jeden Tag ebensoviel für ihn tun, wie er sehen soll, wenn es einmal Gelegenheit gibt, die Pflichten meines Amtes an ihm zu üben. Das soll eine Verwaltung geben, Bäschen Elisabeth, ich sage weiter nichts, als – das soll eine Verwaltung geben! – Wie einem aber doch dieser verwünschte Südwind die Augen naß macht!«

      »Nun, ich denke, Richard«, entgegnete das lachende Mädchen, »daß du da wohl etwas zu tun finden wirst. Ich habe dich früher oft klagen hören, daß es in diesem neuen Landstrich keine Geschäfte gäbe, während es doch meinen Augen dünkt, als sei noch fast gar nichts geschehen.«

      »Nichts geschehen?« wiederholte Richard, indem er die Nase aufblies und sich mit ernster Miene in die Brust warf. »Alles hängt von einer gewissen systematischen Behandlung ab, Mädchen. Ich will mich gleich diesen Nachmittag hinsetzen und den Bezirk in ein System bringen. Selbstverständlich muß ich dabei Gehilfen haben. Ich teile den Bezirk in Ämter, denen ich meine Gehilfen vorsetze, – natürlich auch einen für das Dorf, welches ich das Bezirksamt nennen will. Laß sehen: – Benjamin? Ja, Benjamin wird einen guten Gehilfen abgeben. Er ist naturalisiert und würde herrlich dazu passen, wenn er nur reiten könnte.«

      »Ja, Herr Sheriff«, entgegnete Miss Temple, »und da er mit den Stricken umzugehen weiß, so wären seine Dienste im Notfall auch auf eine andere Weise zu gebrauchen.«

      »Nicht so«, unterbrach sie der neugeschaffene Beamte, »ich schmeichle mir, daß sich niemand besser darauf versteht, wie man einen Menschen hängen muß, als – das heißt – ja – o ja! Benjamin würde ausgezeichnet zu einem so unglückseligen Dienst passen, wenn er zu dem Versuch gebracht werden könnte. Aber in dieser Hinsicht gebe ich die Hoffnung bei ihm auf. Ich werde ihn ebensowenig dazu bringen können, einen zu hängen, wie den Rücken eines Pferdes zu besteigen. Ich muß mir einen anderen Gehilfen suchen.«

      »Wohl, Sir, aber da nun Euer Gnaden hinreichend Muße haben, alle diese wichtigen Angelegenheiten ein andermal zu erwägen, so bitte ich dieselben zu bedenken, daß Sie Obersheriff sind und daher auch etwas von Ihrer Zeit der Galanterie widmen müssen. Wo sind die Verbesserungen und Verschönerungen, welche mir gezeigt werden sollten?«

      »Wo? Ei, überall! Ich habe den Plan zu einigen neuen Straßen entworfen, und wenn sie ausgeführt, die Bäume gefällt und zu beiden Seiten Häuser erbaut sind, – wird es dann nicht eine ganz schöne Stadt geben? Nun, Duke ist, trotz all seines Eigensinns, eine grundgute Seele. – Ja, ja, ich muß wenigstens vier Gehilfen haben, den Kerkermeister nicht mitgerechnet.«

      »Ich sehe in der Richtung unseres Spaziergangs keine Straßen«, sagte Elisabeth, »wenn du nicht die kurzen Wege durch dieses Fichtengebüsch so nennen willst. Es kann dir unmöglich ernst sein, so bald schon in dem vor uns liegenden Wald und in diesen Sümpfen Häuser aufführen zu lassen?«

      »Unsere Straßen müssen nach allen Himmelsgegenden laufen, Bäschen; denn was kümmern uns Bäume, Berge, Sümpfe, wenn wir das Beste der Nachkommenschaft im Auge haben? Dein Vater will es so, und du weißt, daß dein Vater – –«

      »Dich zum Sheriff gemacht hat, Meister Jones«, fiel die Dame mit einem Ton ein, der dem neugebackenen Würdenträger deutlich zu verstehen gab, er berühre hier einen verbotenen Gegenstand.

      »Ich weiß es, ich weiß es«, erwiderte Richard, »und wenn es in meiner Macht stände, so würde ich Duke zu einem König machen. Er hat ein gutes Herz im Leibe und würde einen herrlichen König abgeben, – das heißt, wenn er einen guten Premierminister hätte. – Aber was gibt es da? Stimmen im Gebüsch! Ich will mein Amt verlieren, wenn nicht Unheil im Werk ist. Laß uns näher gehen und die Sache ein wenig untersuchen!«

      Während dieses Gesprächs hatte sich Richard mit seinem Bäschen ziemlich weit vom Hause entfernt, und sie waren eben auf einen freien Platz hinter dem Dorf getreten, der das Terrain für die besprochenen Straßen und die künftigen Wohnungen abgeben sollte. Tatsächlich aber bestand das einzige sichtbare Merkmal einer Verbesserung in einer längs dem Saum eines finsteren Fichtenwaldes nachlässig ausgeführten Lichtung, auf welcher der Nachwuchs der gleichen Baumart bereits wieder zu einer solchen Höhe aufgeschossen war, daß das Schneefeld durch kleine immergrüne Büsche unterbrochen wurde. Das Rauschen des Windes, der durch die Gipfel der riesigen Bäume pfiff, verhinderte, daß die Fußtritte der beiden gehört wurden, während die Zweige ihre Gestalten verbargen. So geschützt, näherten sie sich einer Stelle, wo der junge Jäger, Lederstrumpf und der Indianerhäuptling in ernstem Gespräch begriffen waren. Der erstere sprach mit vielem Feuer und schien sein Thema sehr wichtig zu nehmen, während Natty mit mehr als gewöhnlicher Aufmerksamkeit auf seine Worte horchte. Mohegan stand ein wenig seitwärts; sein Kopf war auf die Brust gesunken, und das Haar fiel nach vorn, so daß es seine Züge fast ganz verbarg; seine Haltung drückte tiefe Niedergeschlagenheit, wo nicht Scham aus.

      »Laß uns gehen«, flüsterte Elisabeth. »Wir sind hier überflüssig und haben kein Recht, die Geheimnisse dieser Leute zu belauschen.«

      »Kein Recht?« erwiderte Richard in dem gleichen Tone, aber etwas ungeduldig, indem er ihren Arm fester faßte, um ihr Zurücktreten zu verhindern. »Du vergißt, Bäschen, daß es meine Pflicht ist, den Frieden des Bezirks zu wahren und Sorge zu tragen, daß die Gesetze befolgt werden. Diese Landstreicher lassen sich häufig Übertretungen zuschulden kommen, obgleich ich nicht glaube, daß John heimlich irgend etwas anstellt Der arme Bursche!

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