Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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und trotz der unmittelbaren Nachbarschaft eines so großen Gedränges wurde das folgende Gespräch doch nur von den dabei Beteiligten vernommen.

      »Ich habe Euch eine schlimme Beschädigung zugefügt, Herr Edwards«, begann der Richter, aber das plötzliche und unerklärliche Auffahren, womit der junge Mann diese unerwartete Anrede entgegennahm, ließ ihn eine Weile innehalten. Da keine Antwort erfolgte und die gewaltige Aufregung, die sich in den Zügen des Jünglings aussprach, allmählich wich, so fuhr Marmaduke fort: »Doch zum Glück steht es einigermaßen in meiner Macht, das was ich getan, wiedergutzumachen. Mein Vetter Richard Jones hat eine Anstellung erhalten, die mich für die Zukunft seiner Beihilfe berauben wird, obgleich ich eben jetzt eines Mannes, der mit der Feder gut umzugehen weiß, recht sehr bedarf. Euer Benehmen ist mir trotz Eures Äußeren ein hinreichender Bürge für Eure gute Erziehung, und ein verwundeter Arm wird dir vor der Hand wohl keine andere Beschäftigung erlauben (Marmaduke verfiel nämlich, wenn er warm wurde, leicht in die vertrauliche Sprache der Freundschaft, ohne daß er es merkte.) Mein Haus steht dir offen, junger Freund; denn in diesem neuen Lande findet der Argwohn keinen Boden, da es der bösen Begierde nur wenig Verführerisches bietet. Leiste mir – wenigstens für einige Monate – Beistand, und du sollst belohnt werden, wie es deine Dienste verdienen.«

      Es lag weder in dem Benehmen noch in dem Anerbieten des Richters etwas, was das Widerstreben, wir möchten fast sagen: den Unmut rechtfertigen konnte, womit der Jüngling diese Worte anhörte. Nach einer gewaltsamen Anstrengung, sich zusammenzunehmen, erwiderte er endlich:

      »Ich würde Ihnen, Sir, oder einem andern Manne gerne dienen, um mich ehrlich fortzubringen; denn ich will nicht verhehlen, daß ich vielleicht in einer noch bedrängteren Lage bin, als sich aus meinem Äußeren schließen läßt. Aber ich fürchte, daß solche neuen Verbindlichkeiten mich an einem wichtigeren Geschäft hindern könnten, weshalb ich Ihr Anerbieten ablehnen und mich, wie bisher, hinsichtlich meines Unterhalts auf meine Büchse verlassen muß.«

      Richard nahm jetzt die Gelegenheit wahr, der jungen Dame, welche sich ein wenig in den Hintergrund gezogen hatte, zuzuflüstern:

      »Siehst du, Bäschen Elisabeth; das ist der natürliche Widerwille eines Mischlings, den Zustand der Wildheit zu verlassen. Ich glaube in der Tat, ihre Vorliebe für das Vagabundenleben ist unabänderlich.«

      »Du greifst da zu einem unsichern Gewerbe«, versetzte Marmaduke, der nichts von des Sheriffs Worten gehört hatte, »welches noch viel mehr Übles mit sich führt als die Not des Augenblicks. Glaube einem Mann, junger Freund, der mehr Erfahrung besitzt als du, wenn er dir sagt, daß das unstete Leben eines Jägers keine zeitlichen Güter bringt und den Mann ganz und gar von einem höheren, heiligeren Ziel abführt.«

      »Nein, nein, Richter«, fiel Lederstrumpf ein, der bis jetzt unbemerkt oder doch unbeachtet geblieben war, »Sie mögen ihn meinetwegen in Ihr Haus mitnehmen, aber Sie müssen ihm auch die Wahrheit sagen. Ich habe vierzig Jahre in den Wäldern zugebracht und fünf Jahre gelebt, ohne eine größere Lichtung zu sehen als eine Windgasse in den Bäumen; und doch möchte ich wissen, wo Sie einen Mann in seinem achtundsechzigsten Jahr finden wollen, der ein ruhigeres Leben führte, trotz der neumodischen Verbesserungen und Jagdgesetze. Was außerdem die Ehrlichkeit, und das, was unter seinen Nebenmenschen Rechtens ist, anbelangt, so geb’ ich dabei dem langatmigsten Priester in Eurem Patent kein Haar nach.«

      »Du machst eine Ausnahme, Lederstrumpf«, entgegnete der Richter, indem er dem Jäger gutmütig zunickte, »denn du lebst so mäßig wie wenige deines Gewerbes und bist so zäh, daß du deinen Jahren Trotz bieten kannst. Aber dieser Jüngling ist aus zu zartem Stoffe gewebt, als daß er im Wald zugrunde gehen dürfte. Ich bitte dich, schließe dich meinem Haushalt an, wäre es auch nur, bis dein Arm geheilt ist. Meine Tochter, die demselben vorsteht, wird dir sagen, daß du willkommen bist.«

      »Gewiß«, sagte Elisabeth, deren Eifer nur durch die weibliche Zurückhaltung etwas gezügelt war. »Der Unglückliche ist jederzeit willkommen, und doppelt, wenn wir uns den Vorwurf machen müssen, daß wir seine Lage verschuldet.«

      »Ja«, fügte Richard bei, »und wenn Ihr einen Truthahnsbraten liebt, so versichere ich Euch: er findet sich nirgends häufiger und besser als in unserem Hühnerhof.«

      Als Marmaduke sich so kräftig unterstützt sah, verfolgte er seinen Vorteil weiter. Er setzte dem jungen Mann die Obliegenheiten der ihm zugedachten Stellung auseinander und berührte ausführlich die Belohnung und alles dasjenige, was unter Geschäftsleuten als wichtig erscheint. Edwards hörte in schwerem Seelenkampf zu, der sich in seinen Zügen nicht verkennen ließ; denn hin und wieder schien er den Vorschlag begierig aufgreifen zu wollen, dann aber flog wieder der Ausdruck einer unbegreiflichen Abneigung wie eine dunkle Wolke, welche die Nachmittagssonne verdüstert, über sein Antlitz.

      Der Indianer, in dessen ganzer Haltung sich tiefe Zerknirschung wegen seiner Selbsterniedrigung aussprach, lauschte auf die Worte des Richters mit einer Teilnahme, die mit jeder Minute wuchs. Er kam der Gruppe allmählich näher, und als sein scharfer Blick in den Zügen seines jungen Gefährten die entschiedensten Spuren der Nachgiebigkeit entdeckte, änderte er plötzlich seine Haltung. Der Ausdruck der Scham wich von der Stirn des indianischen Kriegers, der jetzt mit großer Würde vortrat und also zu sprechen begann:

      »Höre auf deinen Vater«, sagte er, »seine Worte sind alt. Mögen der junge Adler und der große Landhäuptling miteinander essen und ohne Furcht nebeneinander schlafen! Die Kinder von Miquon lieben kein Blut; sie sind gerecht und wollen Gerechtigkeit üben. Die Sonne muß oft auf-und niedergehen, ehe die Menschen eine Familie bilden können; es ist nicht das Werk eines Tages, sondern vieler Monate. Die Mingos und die Delawaren sind geborene Feinde; ihr Blut kann sich nie in einem Wigwam mischen: es wird nie auf derselben Seite fließen in der Schlacht. Was macht den Bruder von Miquon und den Adler zu Feinden? Sie sind desselben Stammes: ihre Väter und Mütter sind eins. Lerne warten, mein Sohn; du bist ein Delaware, und ein indianischer Krieger weiß sich zu gedulden.«

      Diese bilderreiche Anrede schien ein großes Gewicht für den jungen Mann zu haben, der allmählich Marmadukes Vorstellungen nachgab und sich endlich dessen Vorschlag gefallen ließ. Es geschah jedoch nur versuchsweise, und jeder der Beteiligten sollte den Vertrag aufheben können, wenn es ihm so gut dünkte. Das sonderbare und schlecht verhehlte Widerstreben des Jünglings, auf ein Anerbieten einzugehen, welches die meisten Menschen in seiner Lage für ein unverhofftes Glück gehalten hätten, erregte bei allen, welche ihn nicht kannten, keine geringe Verwunderung und war durchaus nicht geeignet, einen vorteilhaften Eindruck zu machen Als die Parteien sich trennten, wurde die Sache natürlich Gegenstand der Besprechung, und wir beginnen mit einer Mitteilung der Gedanken, welche der Richter, seine Tochter und Richard auf ihrem langsamen Rückweg nach dem Herrenhaus gegenseitig austauschten.

      »Ich mußte mir in der Tat alle Mühe geben, in meiner Verhandlung mit diesem unbegreiflichen jungen Menschen die heiligen Vorschriften unseres Erlösers im Gedächtnis zu behalten, in denen er uns diejenigen heben heißt, die uns verachten«, begann Marmaduke. »Ich weiß nicht, was ein Mensch von seinen Jahren in meinem Hause Schreckhaftes finden könnte, – es müßten denn deine Anwesenheit und dein Gesicht sein, Beß.«

      »Nein, nein«, versetzte Richard mit großer Gutmütigkeit, »Bäschen Elisabeth ist’s nicht. Aber wann hast du je einen Mischling gesehen, Duke, der sich mit der Zivilisation vertragen konnte? In dieser Hinsicht sind sie noch schlimmer als die Wilden selbst. Bemerktest du nicht, wie er mit schlotternden Knien dastand, Elisabeth, und welche wilden Blicke seine Augen schossen?«

      »Ich achtete weder auf seine Augen noch auf seine Knie, obschon den ersten ein bißchen Demut anstehen würde. In der Tat, lieber Vater, ich glaube, du hast die christliche Tugend der Geduld ritterlich erprobt. Seine Mienen gefielen mir schon lange nicht, noch ehe er einwilligte, einen Teil unserer Familie zu bilden. In der Tat, wir müssen uns durch diese Verbindung

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