Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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den Holzstoß umwirbelte.

      »Nun ja, sehen Sie, Squire«, sagte der Majordomo, »Sie mögen einen Seefisch, der zwanzig oder dreißig Pfund wiegt, einen gewichtigen Fang nennen; wer aber schon einen schaufelnasigen Haifisch herausgeholt hat, dem muß er im Grunde doch nur als eine Armseligkeit vorkommen.«

      »Ich weiß nicht, Benjamin«, entgegnete der Sheriff, »aber das Heraufziehen von tausend Otsegobarschen, die Hechte, Karpfen, Plattköpfe, Lachsforellen und Saugfische gar nicht mitgezählt, – laßt Euch sagen, so etwas ist gar keine üble Fischerei. Es mag allerdings eine Lust sein, einen Hai zu spießen; aber für was ist er gut, wenn man ihn hat? Dagegen sind die von mir genannten Fische lauter Arten, die man auf eine königliche Tafel bringen könnte.«

      »Nun, Squire«, versetzte Benjamin, »man muß vor allen Dingen die Philosophie einer Sache loshaben. Wäre es vernünftigerweise nur denkbar, daß ein solcher Fisch in diesem Weiher da leben und gefangen werden könnte, wo es kaum tief genug ist, um darin zu ersaufen? Betrachten sie dagegen den weiten Ozean; da weiß doch jedermann – das heißt jedermann, der zur See gewesen ist –, daß er Walfische und Meerschweine enthält, welche so lang sind wie eine der Fichten auf dem Berg.«

      »Gemach, gemach, Benjamin«, sagte der Sheriff, der die Ehre und Glaubwürdigkeit seines Günstlings retten zu wollen schien. »Bedenkt, daß einige der Fichten zweihundert Fuß und drüber messen.«

      »Zweihundert oder zweitausend, das ist all eins«, rief Benjamin mit einer Miene, die deutlich bekundete, daß er nicht geneigt war, sich so leicht von seiner ausgesprochenen Behauptung abbringen zu lassen. »Bin ich nicht selbst auf dem Meere gewesen und habe es mit meinen eigenen Augen gesehen? Ich sagte, daß es Walfische gebe, so lang wie eine von jenen Fichten dort; und was ich einmal gesagt habe, dabei bleibe ich.«

      Während dieser Zwiesprache, die augenscheinlich nur der Schluß einer viel längeren Erörterung war, sah man Billy Kirbys riesige Gestalt sich an der Seite des Feuers ausrecken, wo er sich nachlässig mit einem Holzsplitter die Zähne ausstocherte und gelegentlich, voll Mißtrauen gegen Benjamins Behauptungen, den Kopf schüttelte.

      »Ich bin der Ansicht«, begann der Holzfäller, »daß in diesem See Wasser genug ist, um den größten Walfisch, der je aufgefunden wurde, darin schwimmen zu lassen; was die Fichten anbelangt, so sollte ich doch meinen, daß ich etwas von ihnen verstehen muß. Ich habe manche niedergehauen, die sechzigmal länger war als der Stiel meiner Axt, und ich glaube, Benny, wenn die alte Fichte, die in der Eintiefung des Visionsbergs gerade über dem Dorf steht – Ihr könnt den Baum dort sehen, denn der Mond beleuchtet eben noch seine Spitze – nun ja, ich glaube, wenn jene Fichte in dem tiefsten Teil des Sees stünde, so wäre doch noch genug Wasser vorhanden, daß das größte Schiff, das je für eine Flotte gebaut wurde, darüber wegfahren könnte, ohne ihre oberen Zweige zu berühren.«

      »Habt Ihr je ein Schiff gesehen, Meister Kirby«, rief der Hausmeister, »habt Ihr je ein Schiff gesehen? oder überhaupt nur ein Fahrzeug, das größer ist als die auf diesem Frischwasserfetzen üblichen Kalknachen und Holzboote?«

      »Ja, das hab’ ich«, versetzte der Holzfäller stolz, »ich kann’s mit Wahrheit behaupten.«

      »Habt Ihr je ein britisches Schiff gesehen, Meister Kirby? Ein englisches Linienschiff, Junge? Wo hättet Ihr wohl ein regelmäßig gebautes Schiff sehen können mit Hintersteven und Brustholz, mit Kielgang und Schandeck, mit Laufplanken, Luken, Wasserrinnen, einem Halbdeck, einer Back und einem Glattdeck? – Sagt mir das, Mann, wenn Ihr könnt, wo Ihr je ein voll aufgetakeltes, regelmäßig gebautes, mit Decken versehenes Fahrzeug gesehen habt?«

      Die ganze Gesellschaft war nicht wenig erstaunt über den raschen Fluß dieser Frage, und selbst Richard bemerkte später, es sei tausendmal schade, daß Benjamin nicht lesen könne, sonst hätte er gewiß einen trefflichen Offizier der britischen Marine abgegeben; man dürfe sich übrigens nicht wundern, daß die Engländer den Franzosen zur See so sehr überlegen seien, da sogar ein Matrose die verschiedenen Teile eines Schiffes so genau kenne.

      Aber Billy Kirby ließ sich nicht einschüchtern, am allerwenigsten aber durch die kategorischen Behauptungen eines Ausländers. Er war, während der Majordomo mit großer Zungengeläufigkeit seine Fragen stellte, aufgestanden und hatte seinen Rücken dem Feuer zugekehrt; als Benjamin geendet hatte, gab er gegen alle Erwartung nachfolgende kräftige Erwiderung:

      »Wo? Nun, auf dem Nordstrom und vielleicht auch auf dem Champlain. Da gibt es Schaluppen, Bursche, die dem stolzesten Schiff von König Georgs Flotte zu schaffen machen würden. Sie führen Masten von neunzig Fuß Höhe – gute solide Fichtenstämme, deren ich mehr als einen im Vermontstaat geschlagen habe. Ich wollte, ich wäre auf einer derselben Kapitän, und Ihr wäret auf dem ›Bordtisch‹, von dem Ihr so viel schwatzt, und wir wollten bald sehen, was guter Yankeeschlag ist, und ob sich eine Vermonter Haut nicht ebenso dick erweist als eine englische.«

      Das Echo der jenseitigen Berge, welche mehr als eine halbe Meile von dem Standpunkt der Fischer entfernt lagen, warf das mißtönige Gelächter zurück, in welches Benjamin bei dieser Herausforderung ausbrach, und die Wälder, die ihre Hänge bedeckten, schienen, dem Lärm nach zu schließen, der aus ihrem Schatten hervordrang, voll neckender Dämonen zu sein.

      »Wir wollen hinuntersteigen«, flüsterte Marmaduke, »sonst gibt es bald böses Blut unter ihnen. Benjamin ist ein unverschämter Prahler und Kirby trotz seiner Gutmütigkeit ein rücksichtsloser Sohn des Waldes, dem ein einziger Amerikaner mehr gilt als sechs Engländer. Mich wundert’s, daß Dick sich so still verhält, während die Sache derart auf die Spitze getrieben wird.«

      Die Erscheinung des Richter Temple und der Damen veranlaßte, wenn auch nicht eine Beschwichtigung, so doch einen Aufschub der Feindseligkeiten.

      Herrn Jones’ Anweisungen gehorsam, schickten sich die Fischer an, ihr im Hintergrund befindliches Boot ins Wasser zu lassen, indem sie zugleich die Netze auf einer kleinen Plattform an dem Stern desselben befestigten. Richard verwies den Fußgängern ihr spätes Erscheinen, und dem stürmischen Zank folgte nun eine Ruhe, ähnlich der, welche über der schönen Oberfläche des Wassers herrschte, das jetzt seiner besten Schätze beraubt werden sollte.

      Die Nacht war allmählich so dunkel geworden, daß alles, was nicht durch das Licht des Feuers erhellt wurde, nicht nur unbestimmt, sondern in den meisten Fällen völlig unsichtbar blieb. Auf eine kleine Entfernung sah man das Wasser von der Helle der Flamme erglänzen und da und dort in rötlichen Strahlen erzittern, aber hundert Fuß vom Ufer ab lag ein Gürtel von undurchdringlicher Finsternis. Hin und wieder blinkte ein Sternlein durch die Wolkenrisse, und im Dorf sah man den matten Schimmer der Lichter, als lägen sie in unermeßlicher Ferne. Bisweilen, wenn der Himmel sich etwas klärte, ließen sich die wellenförmigen Umrisse des auf der andern Seite des Sees liegenden Gebirges erkennen; aber der weite und dichte Schatten, welchen es auf das Wasser warf, erhöhte dann auch in dieser Richtung die Finsternis um das Dreifache.

      Benjamin Pump spielte jedesmal die Rolle des Steuermanns und Netzauswerfers auf Richards Boot, wenn es nicht der Sheriff für passend erachtete, in Person das Geschäft zu leiten. Billy Kirby und ein anderer junger Mensch, der jedoch kaum halb so stark wie der erstere war, handhabten die Ruder. Die übrigen Gehilfen waren an den Schlepptauen aufgestellt. Als sich alles in Ordnung befand, gab Richard das Signal zum Abstoßen.

      Elisabeth beobachtete die Bewegung des Boots, als es vom Ufer abstieß; aber bald verschwand es in der Finsternis, so daß sich seine Manöver nur noch durch das Ohr unterscheiden ließen. Alles verhielt sich still, damit man, wie Richard sich ausdrückte, »den Barsch nicht erschrecke«, welcher dem seichten Wasser zuschwimme und sich dem Lichte nähere, wenn er nicht durch den Lärm der Fischer gestört werde.

      Man

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