Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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Jungens«, oder andere für die richtige Aufstellung seines Netzes nötige Befehle gab. Über diesen Vorkehrungen verging eine geraume Weile; denn Benjamin tat sich auf seine Geschicklichkeit im Netzwerfen etwas zugute, wie denn überhaupt der Erfolg einer solchen Fischerei hauptsächlich davon abhängt, daß sie mit Umsicht angestellt wird. Endlich hörte man ein lautes Plätschern der Stange oder Latte im Wasser, und die rauhe Stimme des Majordomo verkündigte durch ein »Klar!«, daß das Boot auf dem Rückweg begriffen sei. Richard ergriff einen Feuerbrand und eilte zu einer Stelle, die ebensoweit oberhalb der Mitte des Fischergrundes lag, wie die, von welcher das Boot abgefahren war, unterhalb lag.

      »Rudert auf den Squire zu, Jungens«, sagte Benjamin, »und wir werden sehen, was in diesem Weiher wächst.«

      Statt der fallenden Netze hörte man jetzt die raschen Ruderschläge und das Rauschen des nachgeschleppten Taues. Nun schoß das Boot in den Lichtkreis, und in wenigen Augenblicken trieb es ans Ufer. Mehrere geschäftige Hände waren ausgestreckt, um die Leine zu fassen, und da beide Tauenden gleich gut bemannt waren, so begannen die Fischer langsam zu ziehen, während Richard im Mittelpunkt stand und bald rechts, bald links Befehle erteilte, in der Anstrengung nachzulassen oder sie zu erhöhen, wie es gerade erforderlich war. Marmaduke und seine Begleiter standen in der Nähe des Sheriffs und freuten sich auf das Resultat des ganzen Unternehmens, das langsam seinem Ende entgegenging.

      Es gab verschiedene Ansichten über den Erfolg, da das Netz den einen federleicht, den andern zentnerschwer vorkam. Die Taue hatten indes eine Länge von mehreren hundert Fuß, weshalb sich der Sheriff an diese Widersprüche nicht sonderlich kehrte, indem er zuerst selbst an den Enden einen Ruck versuchen wollte, um sich eine eigene Ansicht bilden zu können.

      »Ei, Benjamin«, rief er, als dies geschehen war, »Ihr habt das Netz schlecht ausgeworfen. Ich kann es mit meinem kleinen Finger bewegen. Das Tau gibt unter meiner Hand nach.«

      »Meinen Sie vielleicht, wir müßten einen Walfisch bringen, Squire?« antwortete der Majordomo. »Wenn das Netz leer ist, so muß der Teufel in Gestalt eines Fisches im See stecken; denn ich warf es so schön, wie nur je ein Takelwerk über dem Achterdeck eines Flaggenschiffs ausgespannt wurde.«

      Aber Richard entdeckte bald seinen Irrtum, als er Billy Kirby im Wasser stehen sah, wie er sich unter einem Winkel von fünfundvierzig Grad gegen das Ufer rückwärts neigte und seine ganze Riesenkraft aufbot, um sich in dieser Stellung zu halten. Er schwieg daher und begab sich zu den Leuten am anderen Ende des Taus.

      »Ich sehe die Stäbe«, schrie Herr Jones. »Zieht euch mehr nach innen, Jungs, und weg damit. Ans Land mit dem Boot! ans Land!«

      Auf diesen freudigen Ruf strengte Elisabeth ihre Augen an und sah die Enden der beiden Netzstangen aus der Dunkelheit auftauchen, während sich die Männer eng aneinander anschlossen und das Netz einen tiefen Sack bildete. Die Fischer mußten sich noch mehr anstrengen, und man hörte Richards Stimme, die sie ermutigte, jetzt ihre äußerste Kraft aufzubieten.

      »Nun ist es Zeit, Jungs«, rief er, »macht, daß ihr die Enden ans Land bringt, dann entkommt uns nichts mehr – heran, heran!«

      »Drauf los!« jauchzte Benjamin. »Hurra! Ho – a hoy, ho – a hoy, ho – a!«

      »Heran«, brüllte Kirby, der sich derart anstrengte, daß denen hinter ihm nichts zu tun blieb, als das schlaffe Tau in ihren Händen in die Höhe zu halten.

      »Die Stange angezogen!« rief der Majordomo.

      »Die Stange angezogen!« wiederholte Kirby an dem andern Ende.

      Die Männer am Ufer eilten an den Rand des Wassers, ergriffen die oberen und unteren Tauenden und begannen mit großem Eifer zu ziehen. Die Zuschauer wurden jetzt eines tief einschneidenden Halbkreises ansichtig, der durch das unten mit Blei beschwerte Schleppnetz gebildet wurde; und da er rasch an Umfang abnahm und der Sack des Netzes zum Vorschein kam, erkannte man aus dem Plätschern im Wasser die Unruhe der darin enthaltenen Gefangenen.

      »Zieht an, Jungs!« brüllte Richard. »Ich sehe, wie die Biester Sprünge machen, um sich in Freiheit zu setzen. Zieht an! Es ist ein Fang, der der Mühe lohnt.«

      Man sah nun Fische der verschiedensten Art in die Maschen des Netzes verstrickt, als es durch die Hände der Arbeiter lief; auf eine kleine Entfernung vom Ufer wimmelte alles von den Bewegungen der beunruhigten Opfer. Hunderte von weißen Seiten zeigten sich auf der Oberfläche und erglänzten im Licht des Feuers, verschwanden aber ebenso schnell wieder, um andern Platz zu machen, wenn die Fische, durch den Lärm erschreckt, nach unten schossen und sich vergeblich zu befreien suchten.

      »Hurra!« rief Richard. »Noch ein paar kräftige Züge, und wir haben den Fang geborgen!«

      »Lustig, ihr Jungen, lustig!« rief Benjamin. »Ich sehe eine Salmforelle, an der sich zwanzig Mann satt essen könnten.«

      »Weg mit dir, du Gewürm!« sagte Billy Kirby, indem er eine Forelle aus den Maschen löste, und sie verächtlich in den See zurückwarf. »Zieht, Jungens! zieht! Hier gibt’s Fische von allen Arten, und Gott soll mich strafen, wenn wir nicht tausend Barsche im Garn haben.«

      Durch den Anblick über die Grenzen der Klugheit erregt und der Jahreszeit uneingedenk, sprang der Holzfäller ins Wasser und begann, die widerstrebenden Tiere in ihrem heimischen Element vor sich herzutreiben.

      »Zieht herzhaft! zieht, Jungen!« rief Marmaduke, der Aufregung des Augenblicks nachgebend, indem er selbst Hand anlegte und durch seine Beihilfe die Zugkraft wesentlich vermehrte. Edwards hatte schon vorher ein Gleiches getan; denn der Anblick der Ungeheuern Fischmassen, die langsam an das kiesige Ufer heranrollten, wirkte zu verlockend, als daß er nicht die Damen hätte im Stich lassen und sich den Fischern anschließen sollen.

      Das Netz wurde mit großer Sorgfalt ans Land gebracht, und nach vieler Mühe hatte man die Unzahl von Opfern in einer Höhlung des Ufers geborgen, wo man sie ihr kurzes Leben in dem neuen todbringenden Element enden ließ.

      Selbst Elisabeth und Luise freuten sich ungemein über den Anblick von fast zweitausend Gefangenen, die aus der Tiefe des Sees geholt und zu ihren Füßen niedergelegt waren. Aber sobald die Gefühle des Augenblicks sich beschwichtigt hatten, hob Marmaduke einen Barsch, der ungefähr zwei Pfund wiegen mochte, auf, betrachtete ihn eine Weile mit wehmütigem Nachdenken und wandte sich sodann mit den Worten an seine Tochter:

      »Es ist im Grunde doch eine schreckliche Vergeudung der auserlesensten Geschenke Gottes. Diese Fische, Beß, die du in solchen Haufen vor dir liegen siehst, und die man morgen abend sogar auf dem schlechtesten Tisch verschmähen wird, haben einen Wohlgeschmack, der sie in andern Ländern sogar auf den Tafeln der Fürsten und der leckersten Epikureer zu einem Luxusartikel machen würde. Die ganze Welt kann keinen besseren Fisch aufweisen als den Otsego-Barsch; er vereinigt den Wohlgeschmack der Alse mit dem festen Fleisch des Salms.«

      »Aber gewiß, lieber Vater«, rief Elisabeth, »müssen sie ein großer Segen für das Land sein, namentlich für den Armen.«

      »Die Armen sind immer verschwenderisch, mein Kind, sobald Überfluß vorbanden ist; sie denken selten an den kommenden Morgen. Doch wenn für eine solche Vernichtung der Tiere eine Entschuldigung aufgefunden werden kann, so ist es bei dem Fang dieses Barsches der Fall. Den Winter über sind sie bekanntlich vor unseren Nachstellungen durch das Eis geschützt; denn sie beißen an keiner Angel an, und während der heißen Monate lassen sie sich nicht sehen Vermutlich ziehen sie sich in dieser Jahreszeit nach dem kühleren Wasser in der Tiefe des Sees zurück, und so hat man nur im Frühjahr und im Herbst ein paar Tage, an denen man ihnen mit den Netzen beikommen kann. Aber wie andere Schätze der Wildnis,

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